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Ge-dank-en

Wenn der Dank für liebevoll gewählte Worte oder nette Gesten ausbleibt, fange ich irgendwann an, mir Gedanken zu machen. Waren sie vielleicht nicht richtig, unangemessen, zur falschen Zeit übermittelt? Wurden sie womöglich falsch aufgefasst, missverstanden, nicht entsprechend beachtet oder einfach in der Sorgfalt und Umsicht, mit der sie getätigt wurden, nicht gewürdigt? Hat der Empfänger sie vergessen oder hat er schlicht vergessen, sich zu bedanken? Ist er nicht dazu gekommen? Aber ein Wort des Dankes nimmt in gesprochener Form nicht einmal eine Sekunde in Anspruch. Gut, wenn man dazu zum Telefonhörer greifen müsste, würden sich dann noch die Zeit für das Wählen der Nummer und die restliche Sprechzeit bis zum Auflegen summieren. Das lohnt sich dann nicht unbedingt. Aber für solche Fälle gibt es dann immer noch die Schriftform. Ein »Danke« in die Tastatur zu tippen, nimmt vielleicht eineinhalb kostbare Sekunden in Anspruch. Je nach Emailserver dauert es nach dem Klicken auf den »Senden«- Button noch ein bis zwei Sekunden, bis diese fünf Buchstaben an den Adressaten abgeschickt wurden. Von Hand geschrieben ziehen vielleicht je nach Schreibgeschwindigkeit höchstens drei Sekunden ins Land. Je drei weitere, um das Blatt Papier in einen Umschlag zu stecken und eine Briefmarke aufzukleben. Wenn man diese dann erst noch suchen muss, kommen natürlich noch je nachdem ein paar Minuten hinzu. (Okay, für ein einziges Wort lohnt es sich meist nicht, Porto zu bezahlen, aber ich wollte das Beispiel der Vollständigkeit der Möglichkeiten halber anfügen.)

Vergeudete Zeit? Lieber auf das Danke verzichten? Ist ein Schweigen besser, wo es doch so vieldeutig sein kann, während ein schlichtes Danke alles offen darlegt? Das muss jeder im Einzelfall für sich selbst entscheiden.

Ich denke, ein Dankeswort ist es immer wert, auf irgendeine Weise geäußert zu werden. Es gehört zu den Worten, die einem niemals ausgehen - warum also damit sparen? Schließlich zeigt es doch dem Menschen, dem man es sagt, dass man diesen und das, was er tut, schätzt. Es ist ein Wort der Anerkennung, das zwar wenig Raum einnimmt, dafür aber umso mehr bewirkt. Haben die Menschen vielleicht gerade daher solchen Respekt davor? Haben sie Angst, es könnte zu viel bewirken? Unsinn! Das kann es doch gar nicht. Es bewirkt lediglich, dass es eine Freundschaft nährt, das menschliche Miteinander erträglich bzw. erst möglich macht, dass man sich wohlfühlt in seiner Haut und unter diesen Menschen. Das aber dann umso mehr. Zuviel des Guten? Bloß weil es heutzutage selten ist? Ich meine: Gerade darum ist es das nicht. Es ist nicht zu viel verlangt.

Heute beschließe ich, dem Wort Danke einmal Danke zu sagen, dass es da ist, und wünsche dem Danke, dass es niemals verblühen wird und während dieser Ewigkeit durchgehend so viel Erfolg feiern darf, wie es nur geht. Dass es so oft wie möglich gebraucht, aber nicht zu falschen, unehrlichen oder egoistischen Zwecken missbraucht wird (was seinen Zauber allzu schnell zerstören würde). Ich hoffe ferner, dass ihm seine treuen und fleißigen Dienste dann ab und an auch mal gedankt werden.

© Karin Scherbart

Karin 28.05.2006, 10.51

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