Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Philosophie

Toleranz - Was bedeutet das für mich?

Nun will ich auch noch kurz meine persönlichen Gedanken dazu schreiben bzw. wie es um meine eigene Toleranz bestellt ist. Hm, also ich denke ja, dass ich schon sehr tolerant bin gegenüber den Menschen, ihren Eigenarten, auch Fehlern, gegenüber anderen Kulturen sowieso (da bin ich nicht nur tolerant, sondern sogar sehr interessiert - ja, ich bin der Meinung, dass Interesse / Neugierde / Offenheit für den anderen eine sehr wichtige Basis für Toleranz sein kann, aus der dann alles andere, zum Beispiel eben auch das Wissen und vor Allem das letztendliche Verstehen, erwächst). Auch die meisten Handlungsweisen kann ich gut tolerieren.

Die einzigen Ausnahmen für dieses Letztere wären - neben einem für mich ganz wichtigen Punkt: Gerechtigkeit! Wenn die nicht gegeben ist, kann ich auch mal wütend werden - zum Beispiel Hass und Gewalt jeglicher Art (sowohl physisch als auch psychisch), vor Allem solche, die sich überhaupt nicht »erklären« (erklären hat nichts mit entschuldigen zu tun!) lässt und gar keinen sichtbaren Auslöser hat außer wiederum Hass und Gewalt. Auch menschenverachtende, kompromisslose (die nicht versucht, die Interessen aller in gewisser Hinsicht zumindest zu berücksichtigen, auch wenn nicht jedes Einzelinteresse letztlich in der Praxis einbezogen werden kann) und vor Allem die Gefühle Einzelner massiv (in unvertretbarem Maß) verletzende Handlungsweisen kann ich nicht tolerieren.

Aber ich denke, dass sind alles Dinge, die (zumindest theoretisch) fast jeder Mensch so sieht, und sind wohl kaum Sachen, an denen man Toleranz üben sollte, sondern die im Gegenteil meiner Ansicht nach an und für sich höchst intolerant sind.

Sagte ich: Theoretisch? Ja, richtig gelesen, denn die Praxis zeigt ab und zu, in unserem weiteren Umfeld oder auch im Weltgeschehen, dass dies leider nicht immer der Fall und daher bedauerlicherweise nicht als selbstverständlich betrachtet werden kann.

Sollte man diese Tatsache einfach als ebenfalls »menschlich« tolerieren? ich meine: Nein. Viel wichtiger finde ich es, diese schädlichen Dinge so lange einzudämmen, bis sie vielleicht eines schönen Tages (sofern nicht wieder irgendwelche Irren auf der Bildfläche auftauchen, die sich nicht an diese menschlichen Prinzipien des Miteinanders halten können und aus irgendwelchen Gründen noch nicht kapiert haben, dass die Menschen nicht ohne einander können bzw. es gemeinsam doch viel besser, vielfältiger, Horizont erweiternder, geht) überhaupt kein Thema mehr auf Erden zu sein brauchen, weil es sie (diese genannten schlechten, zerstörerischen Dinge) dann schlicht nicht mehr gibt.
Na gut, dieser letzte Traum mag zwar für immer eine Illusion - aber ich denke, es ist dennoch ein wunderbares Ideal, nach dem man täglich streben könnte (und als solches, nur als solches, als Ansporn, sehe ich es an - das heißt also nicht, ich würde an diese Illusion glauben). Dann würde die Welt wenn schon nicht perfekt, dann zumindest jeden Tag ein Stückchen besser werden.

Der Umkehrschluss davon, dass sich das Schlechte nicht mit hundertprozentiger Sicherheit und überhaupt nicht vollständig von dieser Welt tilgen lässt, ist: Dass man, während man gleichzeitig jeden Tag dafür sorgt, dass sie ein wenig besser wird, auch die dunklen Seiten soweit möglich lernen sollte zu tolerieren. Sie sind nun mal da.

Die Gelassenheit, Dinge zu akzeptieren, die man nicht ändern kann. Und sich nicht selbst davon anstecken und verrückt machen lassen. So und nicht anders meine ich das. Also nicht, das Böse noch bewusst zu fördern - im Gegenteil!!!

Dann ein anderer Aspekt: Sich selbst tolerieren, so anzunehmen, wie man ist, mit allen Schwächen. Für mich ist das wohl die schwierigste Übung von allen, die manchmal sogar ein ganzes Leben dauern kann (irgendwann kommt immer wieder der Punkt, wo man an sich selbst (ver-)zweifelt und dann wieder von vorne beginnen muss). Deshalb ist es auch so wichtig, diese Übung immer wieder zu wiederholen, damit man sie jedes Mal ein Stückchen besser hinkriegt.


Zum Schluss noch ein paar Fragen zur Toleranz an Euch (Ihr könnt Sie als Stöckchen, Anregung oder was auch immer behandeln, zur freien Verfügung):

1. Was bedeutet für Euch Toleranz?
2. Wie wichtig ist für Euch Toleranz / in welchen Fällen / warum?
3. In welchen Fällen / wann seid Ihr tolerant?
4. Wo hört die Toleranz für Euch persönlich auf?
5. Wobei würdet Ihr gerne toleranter sein?
6. Was stellt Ihr Euch konkret unter tolerantem Handeln vor?
7. Was fördert in Euren Augen noch Toleranz?
8. Was zerstört sie Eurer Meinung nach?
9. Wie steht es um die Toleranz gegenüber Euch selbst?
10. Eure weiteren Gedanken zur Toleranz?

Karin 16.11.2006, 17.58 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Stöckchen des Glaubens für die Seele

Ich mag solche Stöckchen, die in die Tiefe gehen. Auch wenn es sich um Themen handelt, die man »eigentlich« nicht in fünf Sätzen abhandeln kann. Nicht umsonst haben viele Menschen sehr dicke Bücher darüber geschrieben.

Aber im Blog will ich ja nicht immer die Leute mit ellenlangen Texten »erschlagen« (ich schlage überhaupt niemals - nur mit Worten bin ich hin und wieder vielleicht schlagfertig, wenn es sein muss). Und wer weiß: Vielleicht macht die Kürze solche Endlosthemen für den einen oder anderen begreiflicher?


1. Glaubst du an Gott?

Ein klares »Jein«. ;) Bedeutet: ich glaube weder an einen Gott der Kirche noch an die Göttin der Morgenröte oder so. Es ist für mich eher (falls das nicht zu abstrakt für Euch ist) eine Art Energie oder Kraft, die die Welt am Laufen hält, die irgendwie überall in der Natur ist und alles verbindet - ja, vielleicht IST die Natur auch diese Kraft. Wenn es diese Kraft nämlich nicht gäbe, wie würde man sich zum Beispiel erklären können, dass die Welt überhaupt entstehen konnte? Für mich ist es auch sonnenklar, dass die Welt einen Sinn und eine grobe Bewegungsrichtung hat. Wenn da aber nichts wäre, das aus irgendeinem Grund »gewollt« hat, dass da etwas wird und sich in eine bestimmte Richtung entwickelt - tja, dann wäre das alles doch reichlich absurd, oder?

Dies nur zur Erklärung, damit Ihr auch ein wenig meine Denkweise versteht.


2. Wenn ja: Wie definierst du "Gott"? Wer / was / wie ist er für dich?

Besser als in der vorigen Antwort kann ich es auch nicht erläutern. ;)


3. Was bedeutet "Seele" für dich?

Die Seele ist das, was übrig bleibt, wenn man den Körper und den Geist / den Inhalt des Gehirns wegnimmt. Sie hat nichts Individuelles (denn alles Individuelle ist ein Teil des Lebens, die Rolle, die wir in diesem Leben einnehmen, eine Hülle, »Bekleidung« der Seele). Sie ist einfach nur etwas Reines, Spirituelles, was sich unserer Vorstellungskraft entzieht, weil es weder eine Form noch einen Ort hat, wo es zu Hause ist. Sie ist überall und nirgendwo - zumindest, wenn sie nicht gerade eine »Wohnung« gefunden hat, sprich lebt. Sie ist das einzige an uns, was wirklich und vollkommen frei ist, und lässt sich folglich auch nicht durch irgendwelche Umstände einschränken (wer manchmal dieses Gefühl hat, der meint etwas anderes, was mit seiner jetzigen Existenz zusammenhängt, aber nicht die Seele).

Im großen Zusammenhang gesehen ist die Seele ein Teil des Ewigen, eine »Idee« davon. Hier hören meine Möglichkeiten, sie näher zu beschreiben, auf.


4. Glaubst du an ein Weiterleben nach dem Tod?

Nicht in dem Sinne.
In dem Punkt bin ich mir unschlüssig, weil man es ja letztlich nicht abschließend sagen kann (aber sonst wäre es ja auch kein Glaube, sondern man würde es »Gewissheit« nennen - ein Antonym von Glaube ;)).

Ich tendiere aber dazu, an eine Wiedergeburt zu glauben, also daran, dass die Seele sich einen neuen Körper sucht, um mit der Zeit immer mehr Erfahrungen zu sammeln, aus denen sie wächst - bis sie irgendwann reif genug ist, um wieder eins mit der Welt zu werden. Das ist durchaus für mich eine Art Erleuchtung, denn was eins mit allem ist, was überall und zugleich nirgendwo ist, hat auch den Überblick über alles, »weiß« auch alles (ich habe leider keinen passenderen Begriff gefunden, weiß aber, dass »Wissen« etwas ist, das sich mehr auf lebendige Wesen bezieht - bin mir auch nicht sicher, ob überhaupt eine passende Bezeichnung dafür besteht... für mich mal wieder ein Zeichen dafür, dass sich so etwas letztlich nicht in Worte fassen lässt).


5. Wenn ja: Wie stellst du dir das "Jenseits" vor?

Upps... da habe ich ja schon wieder die Antwort vorweggenommen. ;)

Gefunden habe ich das Stöckchen übrigens bei Ocean.

Karin 14.09.2006, 17.10 | (0/0) Kommentare | PL

Meine Moral (ist keine Keule)

Im DN-Markt (unabhängige Kostenloszeitung - aber nicht umsonst ;)) in Düren, stand heute auf der ersten Seite ein Artikel, der sich mit der Moral befasste und was sie verschiedenen Menschen alles bedeutet (dafür waren eigens Leute befragt und dann ihre jeweiligen Aussagen abgedruckt worden).
Davon inspiriert möchte ich nun einmal kurz darlegen, was Moral für mich ganz persönlich ist.

Für mich sind Moral zwar meist gesellschaftlich anerkannte, jedoch letztlich doch immer persönlich auszulegende und individuell anzuwendende Grundregeln und Werte, die für das soziale Miteinander einfach förderlich sind. Also Dinge wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit (auch Kritik kann man freundlich äußern, das heißt so, dass sich niemand persönlich verletzt fühlt) und Toleranz, aber auch je nach Situation Diskretion (also niemanden versehentlich oder unberechtigt auf den Schlips treten) und ein gewisses Maß an Taktgefühl (im Sinne von: die Situation erkennen und sich gewissermaßen auch soweit nötig daran anpassen); Loyalität kann auch je nach Fall dazu gehören (ganz allgemein im Sinne von, dass man nicht dauernd auf extreme Weise die Fronten wechselt, sondern schon weiß und auch deutlich macht, wo man staht - alles andere wäre auch unehrlich - s.o., oder oft gar kriminell - Stichwort "Grauzonen").

Was Moral in meinen Augen aber NICHT ist, bzw. nicht sein darf, damit sie nicht auch negative Folgen / Konflikte verursacht: Nicht dogmatisch, sondern flexibel auf den Einzelfall angewandt (was unverändert bleibt, ist das Prinzip). Außerdem bin ich der Meinung, dass sich auch in einem bestimmten Grad der Zeit anpassen muss, damit es nicht etwa dadurch hervorgerufen zu kulturellen Differenzen kommt. So ist der aus dem ritterlichen Mittelalter stammende Begriff der "Ehre" heute wohl überholt und hat zudem einen unangenehmen Nachgeschmack bekommen, seit diverse Fanatiker ihn mehr oder weniger schandvoll missbrauchen (extremes Beispiel aus dem islamischen Kreis: "Ehrenmorde" - allein bei dem Wort könnte ich schon kotzen).

Von der Moral unterscheide ich hingegen ganz klar die Ethik. Ethik stellt für mich eher die Basis für eine grundsätzliche (allgemeine) menschliche Wertgebung und -schätzung dar (daher zum Beispiel wichtig in Hinblick auf heikle Genforschungsfragen und Diskussionen zur umstrittenen Forschung mit embryonalen Stammzellen).
Moral hingegen bezieht sich meiner Ansicht nach eher auf Verhaltensweisen.

Das waren so meine Gedanken dazu. Ergänzungen / neue Ansätze / praktische Beispiele aus dem Alltag sind gerne willkommen. Es würde mich freuen zu erfahren, was Eure persönliche Moral ausmacht. Oder Ihr könnt natürlich auch einfach die angeschnittenen Aspekte kommentieren...
Schließlich ist dieser Blog nicht nur zum Spaß da, soll auch neue Denkimpulse geben, und ich würde mir wünschen, dass auch ab und an auch ein kleiner, gerne auch kritischer Gedankenaustausch dort stattfindet. ;)

Karin 13.09.2006, 16.10 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Einstein orakelt, Frau Utopia philosophiert

Erstaunlich, wie zutreffend, überdenkenswert und tiefgründig die Antworten doch sind.

Frage von Mademoiselle Utopia: Wie schaffe ich es, die Möglichkeiten, die ich habe, auch optimal zu nutzen?

Antwort von Schiller: Wage zu irren und zu träumen, hoher Sinn liegt oft im kindlichen Spiel.

Mademoiselle Utopia kommentiert: Lieber Friedrich (mögest Du in Frieden ruhen und Dein Werk noch lange überdauern), Deine Antwort trifft wirklich den Nagel auf den Kopf. Ja, ich habe tatsächlich oft Angst, mit dem, was ich tun könnte, zu scheitern, zweifle viel zu oft, anstatt Dinge einfach mal zu versuchen. So bleibt es oft bei unerfüllten Träumen, auch wenn ich zwar in manchen Bereichen durchaus experimentierfreudig bin (z.B. im künstlerischen Schaffen), aber dies erscheint mir oft auch ziemlich ziellos und hilft mir in anderen Bereichen wiederum auch nicht viel weiter. Vielleicht denke ich da manchmal auch einfach zu engstirnig. Ja, im (ernstgenommenen) Spiel liegen oftmals Möglichkeiten, die man so nicht zu träumen gewagt hätte. Und man kommt scheinbar mit Leichitgkeit auf neue Ideen, bekommt neue Impulse, die man im Leben meist schon irgendwo verwenden kann - wenn man Glück hat! Aber ich möchte mein Leben doch auch nicht ganz dem Zufall überlassen...

Antwort von Heine: In uns selbst liegen die Sterne unseres Glücks.

Mademoiselle Utopia sagt: Das ist sehr schön gesagt, lieber Heinrich. Aber was ist, wenn man die Sterne in dem ganzen innerlichen Kuddelmuddel gar nicht mehr findet? Dann ist das wohl ein Zeichen dafür, dass man mal wieder in sich aufräumen sollte, ja ja, ich weiß...

Antwort von Einstein: Ein glücklicher Mensch ist zu zufrieden mit der Gegenwart, um sich viele Gedanken über die Zukunft zu machen.

Mademoiselle Utopia sinniert: Zufrieden mit der Gegenwart? Teilweise bin ich es ja, mit den Dingen, die ich erlebe, Menschen, die ich kennen lerne, meiner Kreativität, die ich auslebe, aber auch der Ruhe, die ich habe (viel zu viel davon!!). Aber dann mischen sich immer wieder diese Gedanken an eine ungewisse Zukunft dazwischen, was ich alles noch nicht erreicht habe, aber auch Zweifel daran, dass manches mir vielleicht auch nie widerfahren wird... Was mich zu dem Schluss führt, sich ZU VIELE Gedanken zu machen ist auch nicht gut fürs Gemüt. Das heißt aber noch lange nicht, dass ich in der Lage bin, diese Schlussfolgerung auch in der Praxis radikal umzusetzen - ich kann ja schlecht mein Gehirn abstellen, was ich im Übrigen auch niemals anstrebe. Ich bin froh darüber, eines zu haben, mit dessen Leistungskapazität ich doch sehr zufrieden bin, ist es ja - wenn man sich mal in der Welt umschaut - nicht immer eine Selbstverständlichkeit, dass die Leute von diesem Wunderwerk der Natur auch Gebrauch machen.

Allgemeines Fazit: DAS nenne ich mal ein gutes Orakelkonzept! Es ist zugleich eine Hommage an berühmte Denker und Wissenschaftler, und liefert außerdem noch tolle Denkansätze zum Weiter- oder auch mal Querdenken. So etwas gefällt mir. Endlich mal was anderes. Danke an die Macher!

Hier geht's zum eigentlichen Orakel und hier habe ich es gefunden.

Karin 05.09.2006, 20.32 | (0/0) Kommentare | PL

Entscheidungshilfe

Entscheidungen... das scheint dieser Tage wohl ein sehr gängiges Thema in den Blogs zu sein.

Doch wie steht es um meine eigenen Entscheidungen im Leben? Wann habe ich zum letzten Mal ganz klipp und klar für mich ganz bewusst eine wichtige Entscheidung getroffen? Spontan fällt mir an dieser Stelle nichts ein.

Es lief halt alles irgendwie weiter, ich habe getan, was getan werden musste bzw. was in meinem Interesse auch wichtig ist. Dennoch gibt es Dinge, die ich immer wieder irgendwie vor mir herschiebe. Dann gibt es aber auch noch andere Sachen, wo ich mich ganz bewusst dagegen entschieden habe - zumindest das.

Etwas anderes ist es hingegen, solche Entscheidungen auch für andere Menschen verständlich zu machen. Ist das überhaupt möglich? Okay, es mag Leute geben, die ihre Argumentation sehr gut an den Mann / die Frau bringen können. Aber ich gehöre nun mal zu der davon differenzierten Gruppe, die ihre Entscheidungen, die sie für sich selbst gefällt haben, oft auch nur für sich selbst begründen können, also zumindest dann, wenn sie warum auch immer unter einem Erklärungsdruck stehen. Ist dieser Druck nicht oder nicht sehr stark vorhanden oder wenn ich etwa meine Bewegründe schriftlich festhalte, fällt mir dies leichter.

Beim Schreiben hat man ja den Vorteil, dass man das Gesagte ganz genau vor sich hat, kann streichen und umformulieren, bis man glaubt, dass das, was man vermitteln will, einigermaßen verständlich wird. Das gilt auch, wenn man seine Gedanken einfach frei runterschreibt, so wie ich es jetzt im Moment und eigentlich meistens bei Blogbeiträgen tue - mal abgesehen von den Fällen, wo sich meine innere Zensur plötzlich meldet, oder bei heiklen Themen, wo ich mir nicht sicher bin, ob und wie ich das jetzt bloggen soll).

Hm, das ist ja schon mal eine Erkenntnis beziehungsweise ein weiterer Aspekt: Schreiben hilft, sich letztlich zu entscheiden (weil man währenddessen fast automatisch die gedankliche Materie oder die Angelegenheit analysiert und abwägt).

Karin 01.09.2006, 19.53 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

I Ging


Wurfzeichen: Kun - das Empfangende - die Erde (oben und unten)


Das Urteil

Das Empfangende wirkt erhabenes Gelingen,
fördernd durch die Beharrlichkeit einer Stute.
Hat der Edle etwas zu unternehmen und will voraus,
so geht er irre; doch folgt er nach, so findet er Leitung.
Fördernd ist es, im Westen und Süden Freunde zu finden,
im Osten und Norden der Freunde zu entraten.
Ruhige Beharrlichkeit bringt Heil.

Die vier Grundrichtungen des Schöpferischen: "erhabenes Gelingen, fördernd durch Beharrlichkeit" finden sich auch als Bezeichnung des Empfangenden. Nur ist die Beharrlichkeit näher definiert als die Beharrlichkeit einer Stute. Das Empfangende bezeichnet die räumliche Wirklichkeit gegenüber der geistigen Möglichkeit des Schöpferischen. Wenn das Mögliche wirklich wird, das Geistige räumlich, so geschieht das immer durch eine einschränkende, individuelle Bestimmung. Das ist bezeichnet dadurch, daß hier dem Ausdruck "Beharrlichkeit" die nähere Bestimmung "einer Stute" beigefügt ist. Das Pferd gehört zur Erde wie der Drache zum Himmel, es symbolisiert durch seine unermeßliche Bewegung über die Ebene hin die Weiträumigkeit der Erde. Der Ausdruck "Stute" ist gewählt, weil die Stute die Kraft und Schnelligkeit des Pferdes mit der Sanftheit und Hingebung der Kuh vereinigt.

Die Natur kann nur darum, weil sie dem Wesen des Schöpferischen gewachsen ist, dessen Anregungen verwirklichen. Ihr Reichtum besteht darin, daß sie alle Wesen ernährt, und ihre Größe, daß sie alles verschönt und herrlich macht. So schafft sie Gedeihen für alles Lebendige. Während das Schöpferische die Dinge zeugt, werden sie vom Empfangenden geboren.

Auf menschliche Verhältnisse übertragen, handelt es sich darum, der Lage entsprechen sich zu verhalten. Man ist nicht in selbständiger Stellung, sondern als Gehilfe tätig. Da gilt es, etwas zu leisten . Nicht führen zu wollen - dadurch verirrte man sich nur - , sondern sich führen zu lassen, ist die Aufgabe. Wenn man es versteht, dem Schicksal gegenüber sich hingebend zu verhalten, so findet man sicher eine entsprechende Leitung. Der Edle läßt sich leiten. Er geht nicht blindlings voran, sonder er entnimmt den Verhältnissen, was von ihm verlangt wird, und folgt dieser Weisung des Schicksals.

Da man etwas leisten soll, bedarf man der Gehilfen und Freunde zu Zeit der Arbeit und Anstrengung, wenn die Gedanken, die ausgeführt werden sollen, schon festliegen. Die Zeit der Arbeit und Anstrengung wird durch den Westen und Süden ausgedrückt. Denn der Süden und Westen ist das Symbol für den Ort, da das Empfangende für das Schöpferische arbeitet - wie die Natur im Sommer und Herbst - ; wenn man da nicht alle Kräfte zusammenfaßt, wird man nicht fertig mit der Arbeit, die man zu leisten hat. Darum bedeutet hier, Freunde zu bekommen, eben ,daß man Leistung findet. Aber außer der Arbeit und Anstrengung gibt es auch eine Zeit des Planens und Ordnens; da bedarfs der Einsamkeit. Der Osten symbolisiert den Ort, da man die Aufträge von seinem Herrn erhält , und der Norden den Ort da man über das Geleistete berichtet. Da gilt es allein und sachlich zu sein. In dieser Heiligen Stunde muß man der Genossen entraten, damit nicht durch der Parteien Haß und Gunst die Reinheit getrübt wird.

Ebenso wie es nur einen Himmel gibt, gibt es auch nur eine Erde. Während aber beim Himmel die Verdoppelung des Zeichens zeitliche Dauer bedeutet, bedeutet sie bei der Erde die räumliche Ausdehnung und Festigkeit, mit der sie alles, was da lebt und webt, trägt und erhält. Die Erde in ihrer Hingebung trägt ohne Ausnahme Gut und Böse. So macht der Edle seinen Charakter weiträumig, gediegen und tragfähig, so daß er Menschen und Dinge zu tragen und ertragen vermag.


Spiegelzeichen: Lin - die Annäherung (oben: Kun; unten: Dui, das Heitere, der See)

Das Urteil

Die Annäherung hat erhabenes Gelingen.
Fördernd ist Beharrlichkeit.
Kommt der achte Monat, so gibt's Unheil.

Das Zeichen als Ganzes deutet auf eine Zeit hoffnungsfrohen Fortschritts. Der Frühling naht. Freude und Nachgiebigkeit bringen Hohe und Niedrige einander näher. Erfolg ist gewiß. Nur bedarf es der entschlossenen und beharrlichen Arbeit, um die Gunst der Zeit voll auszunützen. Und noch eins: Die Frühlingszeit dauert nicht ewig. Im achten Monat sind die Aspekte umgekehrt. Da sind nur noch zwei starke, lichte Linien übrig, die aber nicht im Vordringen, sondern im Rückzug sind. Diesen Umschlag gilt es rechtzeitig zu bedenken. Wenn man so dem Übel begegnet, ehe es noch in die Erscheinung getreten ist, ja noch ehe es sich zu regen begonnen hat, so wird man seiner Meister werden.

DAS BILD

Oberhalb des Sees ist die Erde: das Bild der Annäherung.
So ist der Edle in seiner Absicht zu lehren unerschöpflich
und im Ertragen und Schützen des Volkes ohne Grenzen.

Die Erde grenzt von oben an den See, das ist das Bild der Annäherung und Herablassung des Höheren gegen die Tieferstehenden. Aus den beiden Teilen des Bildes ergibt sich sein Verhalten zu diesen Menschen. Wie der See unerschöpfliche Tiefe zeigt, so ist der Weise unerschöpflich in seiner Bereitschaft, die Menschen zu belehren; und wie die Erde grenzenlos weit ist und alle Geschöpfe trägt und hegt, so trägt und hegt der Weise die Menschen, ohne durch Grenzen irgendwelcher Art einen Teil der Menschheit auszuschließen.



Ich und belehren? Niemals! Wissen teilen, das könnte ich noch so stehen lassen.

Ansonsten ist vieles andere wohl überdenkenswert, und I Ging eine Philosophie, mit er ich mich auf jeden Fall noch näher befassen werde.

Mehr über I Ging im Allgemeinen und ausführlich (mit zahlreichen Literaturtipps und Links) gibt es mit einem Klick.

Karin 31.08.2006, 22.49 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Mein Lieblings-Psalm

Mein Vater musste früher im Konfirmantenunterricht den Psalm 23 auswendig lernen. Das ist lange her (mein Vater ist 63), und auswendig herunterrasseln kann er ihn natürlich auch nicht mehr. Aber der Inhalt und das Gefühl, die diese kraftvollen Sätze vermitteln, wird beim Lesen immer wieder lebendig. Finde ich zumindest. Und das, obwohl ich keine gute Laut-Vorleserin bin. Ich denke, da kann durchaus jeder etwas für sich daraus mitnehmen, egal wie woran warum er glaubt.

»Der Herr ist mein Hirt, mir wird es an nichts mangeln.«
Für mich persönlich symbolisiert der »Hirt« mein Schicksal, eine Art roter Faden, den ich gewissermaßen auch nach meinen Kräften in die eine oder andere Richtung lenken und verknüpfen kann; nur den Faden selbst kann ich nicht wählen oder erfinden - er ist schon da. An diesem Punkt muss die Zuversicht ansetzen, dass mein Weg schon der für mich richtige sein muss, und das Vertrauen in die Hilfsmittel, die mir bei dessen Beschreiten zur Verfügung stehen.

»Auf grünen Auen lässt er mich lagern; an Wasser mit Ruheplätzen führt er mich. Labsal spendet er mir.«
Labsal, das ist für mich nicht nur Essen und Trinken und was ich sonst noch an menschlichen Bedürfnissen habe. Das sind auch all meine Gedanken und Gefühle, Inspiration (womit ich nicht nur die Inspiration meine, die kreative Taten anregen kann, sondern auch sämtliche Anregungen, die mich im Leben weiterbringen).

"Er leitet mich auf rechter Bahn um seinen Namen willen."
Vorbilder und Idole, wer auch immer sie sein mögen, können eine Art Orientierung geben, wenn wir mal nicht weiter wissen. Uns die Bahn frei machen, die wir wählen, müssen wir letztendlich selbst - jeder für sich.

»Auch wenn ich wandern muss in finstrer Schlucht, ich fürchte doch kein Unheil; denn du bist bei mir.«
Gut ist es, wenn man Freunde hat, die zu einem halten und einen wieder aufbauen, Mut machen.

»Dein Hirtenstab und Stock, sie sind mein Trost.«
Freundschaftlicher Rat oder einfach eine Schulter zum Anlehnen und Ausweinen tun gut und sind oft auch hilfreich.

»Du deckst für mich einen Tisch angesichts meiner Gegner.«
Bei unseren Freunden finden wir Zuflucht und Unterstützung, aber auch bestärkende Solidarität gegen unsere Feinde (nicht nur die menschlichen, lebendigen).

»Du salbst mein Haupt mit Öl, mein Becher ist übervoll.«
Ich habe meinen Segen, ob ich ihn mir selbst gegeben habe oder er auch noch von anderen bestätigt wurde. Und für den vollen Becher (auch der meiner Gedanken) bin ich einfach nur dankbar und zeige meine Dankbarkeit, indem ich ganz langsam und mit Bedacht aus ihm trinke. Wenn er hingegen überläuft, versuche ich nichts zu verschwenden und fange so viele Tropfen wie möglich auf - jeder könnte sich als Kostbarkeit erweisen.

»Nur Glück und Gunst begleiten mich alle Tage meines Lebens, und ich darf weilen im Hause des Herrn, so lange die Tage währen.«
Das »Haus des Herrn« übersetze ich hierbei für mich selbst in »Leben« oder »Welt«.

Dieser letzte Spruch gefällt mir besonders gut. Gerade in Zeiten, wo etwas mal nicht so gut läuft, kann man ihn sich selbst als eine Art Mantra laut vorsagen, bis man ihn emotional verinnerlicht hat. Vielleicht hilft das ja.

Karin 27.08.2006, 11.55 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Glaube als Selbstmotivation

Ich persönlich glaube ja nicht an den Gott der Kirche, sondern »bloß« an eine höhere Macht und ansonsten an meine Eigenverantwortung in Denken und Handeln. Trotzdem lese ich hin und wieder gerne in der Bibel. Heute Morgen zum Beispiel bei meiner ersten Tasse Kaffee am Frühstückstisch, und zwar aus dem großen schweren, in Leder gebundenen Schinken mit den Goldverzierungen. Ich mag diese bildhafte Sprache, die mich auch heute wieder irgendwie beruhigt und zuversichtlicher gemacht hat. Hoffentlich kann ich diese Stimmung auch in die kommende Woche hineintragen, damit ich endlich mal wieder so richtig durchstarten kann. Jawohl! Sicherlich wird es das. Oder, wie es geschrieben steht: »Steh auf! Dein Glaube hat Dir geholfen!« (Lukas, 17,19)

Karin 27.08.2006, 11.10 | (0/0) Kommentare | PL

Naivität versus Hoffnung

Wer den Himmel hat, glaubt nicht so leicht an die Hölle.Wer die Hölle hat, glaubt leicht an den Himmel.

Dr. Phil. Manfred Hinrich, deutscher Philosoph, Lehrer, Journalist und Schriftsteller

Der schon zitierte Spruch könnte auch - vielleicht noch eher - auf mich zutreffen. Wenn ich in meine eigene Vergangenheit blicke, dann stelle ich fest, dass ich, wenn mal alles ein wenig ZU glatt läuft (so glatt, dass man eigentlich auch wieder misstrauisch werden müsste, weil doch da meist irgendwo ein Haken ist und/oder die Glückssträhne genauso rasch wieder beendet sein könnte), dass ich dann oft naiv genug bin, daran zu glauben, dass es anhält. Man könnte es auch Hoffnung nennen, die zugleich natürlich auch eine Motivation ist weiterzumachen. ABER (jetzt kommt die ernüchternde Wahrheit und Kehrseite) auf diese Weise ist auch die Enttäuschung, wenn es dann doch nicht so kommt und klappt, wie man sich das in seiner Phantasie vorgestellt hat, umso größer; zum Einen auch, weil man sämtliche eventuelle Anzeichen, die vielleicht durchaus vorhanden waren, wenn schon nicht ganz übersieht, so doch, um sich nicht in seinem Weg und Handeln entmutigen zu lassen (so gesehen erfüllt diese Beschönigung, dieses Sich-Selbst-Belügen, doch seinen Zweck), herunterspielt.

Wenn das Glück einem hingegen nicht so hold ist, zum Beispiel in punkto Job, aber auch in anderen Lebensbereichen, dann klammert man sich allzu schnell an jede Hoffnung, die man bekommen kann. Was ja wiederum sehr gut und bestärkend ist; es treibt einen schließlich an und vermittelt einem letztlich das Gefühl, dass man seine Ziele vielleicht doch noch irgendwann wird erreichen können.

Aber dann gibt es auch noch (und das bleibt in dem Zitat unberücksichtigt) diese Tiefs, wo man resigniert denkt: Es nützt ja doch nichts, und wo man sich deshalb zwingen muss, sich aufzurappeln, etwas in die Richtung zu tun, in die man gerne gehen möchte weil da diese Ungewissheit darüber ist, ob dieser Schritt einem überhaupt dem Ziel auch nur ein Stückchen näher bringen wird oder ob man sich immer noch im Hamsterrad befindet, wo man sich umsonst abhetzt und doch nie an das tolle Häppchen gelangen wird.

Zum Glück sind solche Phasen nur vorübergehend, und anschließend ist der Wille, das Ziel zu erreichen, stärker, und zwar umso mehr, je wichtiger es einem ist. Man könnte es auch Trotz nennen, aber es ist eine positive Form von Trotz (also nicht zu verwechseln mit sturheit, die wiederum mit Blindheit für eine realistische Einschätzung einhergeht).

Karin 11.08.2006, 16.28 | (0/0) Kommentare | PL

Freundschaft per definitionem?

Ein Freund ist jemand,
der Deinen kaputten Zaun übersieht,
aber die Blumen Deines Gartens bewundert.

Wilhelm Raabe, deutscher Dichter und Erzähler (1831-1910)

~~~

Für mich wäre ein wahrer Freund eher der, der den kaputten Zaun gesehen hat und dann trotzdem noch den Blick für die Blumen behält.
Zwar ist ein solcher Freund natürlich sehr selten zu finden, aber wenn man einen solchen hat, kann man sich umso glücklicher schätzen.
Das ist zumindest meine Ansicht.
Andere mögen es anders sehen... genauso wie es beinahe so viele verschiedene Arten von Freundschaften wie Menschen gibt.

Karin 06.08.2006, 23.15 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,
an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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