Sophie wächst in einem sehr religiösen, konservativen Dorf in
Frankreich auf. Als ihre Mutter auf einem der letzten Scheiterhaufen
verbrannt wird, nimmt ein Priester das Mädchen zu sich auf, von wo aus
sie später als junge Frau auf Umwegen nach Paris gelangt.
Hier
wird sie bald mit ganz anderen Lebens- und Denkweisen konfrontiert als denen, die
sie von zu Hause gewöhnt ist. Die Zeit der Aufklärung ist in vollem
Gange, Denis Diderot und Konsorten arbeiten an der großen Enzyklopädie,
was sich nicht ohne Schwierigkeiten durch Kritiker aus dem Klerus und
vom Hof vollzieht...
Im "Procope", einem Intellektuellencafé, wo
sie als Kellnerin arbeitet, wo auch Diderot und sein Freund Jean
Jacques Rousseau verkehren, lernt sie auch Diderot kennen. Sofort ist
sie von diesem charismatischen Mann verzaubert.
Doch auch Monsieur
Sartin, ein Polizist, besucht das Procope regelmäßig, und ihm ist die
Enzyklopädie ein Dorn im Auge. Außerdem bringt er Sophie in einen
persönlichen Konflikt, was ihre Beziehung zu Diderot nicht einfacher
macht...
Schon schnell ist Sophie also voll in die Geschehnisse in Paris eingebunden, und die Geschichte entwickelt sich.
Mehr möchte ich über die Handlung nicht verraten, denn sonst bräuchtet Ihr es ja nicht mehr selbst zu lesen.
Fazit:
Ein
spannender Roman, der historische Gegebenheiten und Personen vorzüglich
mit einer phantasievollen Geschichte verflicht. Man bekommt ein
besseres Verständnis dafür, was die Enzyklopädie in der damaligen Zeit
bedeutete, was sie ins Rollen gebracht hat, und warum sie damals so
revolutionär war. Außerdem sind die Dialoge mit ihren teilweise
philosophischen Ansätzen sehr interessant.
Man merkt, dass der Autor sich umfassend über die handelnden Personen
und historischen Hintergründe informiert hat, so dass alle Abläufe
autentisch und glaubhaft rüberkommen. Auch konnte ich mich gut in die
Protagonistin hineinversetzen. Den Schreibstil habe ich damals als sehr
angenehm, ausgeglichen und (ebenso wie die Handlung) in sich stimmig
empfunden. Zu keiner Zeit kam beim Lesen Langeweile auf, und das Buch
hatte nach meiner Erfahrung keinerlei Längen. Der Roman ist auch für
Laien leicht verständlich und ohne irgendwelche komplizierten
Fachbegriffe oder dergleichen.
Wer allerdings in einem Roman mit
diesem Titel erwartet, dass die Philosophie trotz der Ansätze immer und
überhaupt im Vordergrund steht, der könnte eventuell enttäuscht werden. In erster
Linie geht es wirklich nur um Sophies Geschichte, und um ihre Beziehung mit Denis Diderot. Ich persönlich war
nicht wirklich enttäuscht, weil ich mich weitgehend unvoreingenommen
auf diese Lektüre eingelassen hatte. Klar hatte ich mir vorgestellt, es
würde darin - wenn es schon "Die Philosophin" heißt - auch vorrangig um
Philosophie gehen. Doch darüber hinaus war ich ganz einfach offen für
das, was ich beim Lesen erfahren würde.
Sehr interessant fand ich
auch, dass die Geschichte aus der Perspektive von Sophie (die natürlich
eine erfundene Persönlichkeit ist, d. h. es hat sie nie gegeben)
geschrieben ist anstatt ganz klassisch aus der Perspektive von Diderot
selbst. Diese Vorgehensweise finde ich gelungen, zumal sie noch zur
Spannung und Neugierde des Lesers beiträgt.