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Zwei Worte zum Samstag

Zufallsspruch:
Verurteile deinen Nächsten nicht, weißt du doch nicht, was du an seiner Stelle getan hättest.

Da ist was dran. Man müsste sich schon vollständig in die Lage anderer Menschen versetzen können, mehr noch: selbst in dieser Lage sein, um genug Wissen zu haben, um sich überhaupt ein Urteil irgendeiner Art erlauben zu können (falls man sich überhaupt eines leisten will). Ein sehr weiser Spruch, und weise der Unbekannte, der ihn ausgesprochen hat.

Und auch dieses Zitat ist wieder einmal sehr bedenkenswert:

Vorsicht und Misstrauen sind gute Dinge, nur sind auch ihnen gegenüber Vorsicht und Misstrauen notwendig.
Christian Morgenstern

In Maßen ausgeübt und wenn sie klug gewählt und begründet sind, können Vorsicht und Misstrauen vor mehr oder weniger gravierendem Schaden (je nachdem, worum es sich handelt und worauf man Wert legt) schützen. In Massen aber bringen sie i.d.R. mehr Schaden als Nutzen, zum Beispiel Menschen auseinander.

Schlimmstenfalls können Vorsicht und Misstrauen eine ähnliche Wirkung erzielen wie Hass und Gewalt: Sie multiplizieren sich tausendmal, nehmen dann unermesslich viel Platz ein und vergiften so die Atmosphäre, die sich fortan in ein Minenfeld verwandelt, auf dem die nächste Explosion nur eine Frage der Zeit ist.

Also lieber nicht zu viel Misstrauen. Ein gesundes Maß an den drei Ns: Nichtwissen, Nichtsehen und Naivität (letzteres könnte man auch Gutglauben, Optimismus oder gewählte Unbekümmertheit nennen) tut der Gemeinschaft gut. Man könnte auch soweit gehen und sagen, dass es gewissermaßen die stärkste Waffe gegen die schlechte Form von Misstrauen darstellt, da es die Gemeinschaft der einander zu Recht Vertrauenden noch mehr zusammenschweißt.

Karin 15.07.2006, 17.58

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