Auch wenn ich noch immer nicht weiß, worauf sich der heutige Traum
ganz konkret bezieht (muss er sich denn auf etwas beziehen? Können
Träume nicht einfach nur eine generelle Botschaft sein, die sie einem
"mit auf den Weg geben" wollen?!): Seine Botschaft ist für mich ganz
klar.
Mit einigen Leuten (keine, die mir im
realen Leben bekannt wären, im Traum aber schon vertraut sind) weile
ich zwecks Urlaub in einem idyllisch gelegenen Häuschen auf dem Land.
Vor uns erstreckt sich ein wunderschönes, hügliges Panorama mit grünen
Feldern und nur wenigen Bäumen darin.
Nachdem wir erst einmal richtig dort angekommen sind, beschließen wir,
ein wenig die Straße hinabzugehen, um an einer Stelle dann diese tolle
Aussicht zu genießen und fröhlich-unbekümmert zu plaudern und
rumzuhängen.
Fasziniert sind wir auch eine Zeitlang von dem Naturschauspiel, das
sich uns auf einmal bietet: Weißer Nebel taucht auf, verdichtet und
ent-dichtet sich dann wieder, ohne jedoch je ganz zu verschwinden. Ab
und zu zieht ein Lüftchen heran und flaut dann wieder ab. Eine
Baumgruppe geradeaus vor uns, etwas tiefer gelegen, scheint sich in
diesem Szenario sich zyklisch verdichtenden und schwindenden Nebels zu
verändern - und manchmal, wenn der Nebelschleier am Durchlässigsten
ist, taucht hinter der Baumgruppe ein helles Licht auf, das die
schwarzen, unbelaubten Konturen dieser Bäume klar und scharf erscheinen
lässt.
Vor lauter Faszination über all das kommen wir zunächst gar nicht auf
den Gedanken, darin irgendein bedrohliches Zeichen zu sehen.
Erst als ganz weit hinten am Horizont ein schmaler Wirbelsturm sichtbar
wird, ergreift uns eine Unruhe, die uns in Richtung Haus rennend
flüchten lässt. Nur zwei bleiben noch zurück, und es bleibt bis zum
Schluss ungewiss, was aus ihnen wird - obwohl wir bis zum Ende darauf
hoffen, dass sie das Haus noch rechtzeitig erreichen mögen.
Ich bin die Erste, die am Haus, dem einzigen Ort, wo wir uns vor der
Naturgewalt halbwegs sicher wähnen, anlangt. Meinen Plastikbeutel, in
dem ich die Sachen, die ich bei mir trug, mit zum Aussichtspunkt
genommen hatte, setze ich in dem Raum auf dem Boden ab. (Die anderen
hatten offenbar nichts mit zu diesem Ausblick genommen.)
Als auch die anderen erschöpft ankommen, lasse ich sie - zusammen mit
den Kindern, die noch vor den Stufen auf der Straße spielen, als wäre
nichts - ein und verschließe die Tür fest hinter uns.
In der Wartezeit erwäge ich, ob wir nicht alle im Keller Schutz suchen
sollten, und suche mit dem Augen den Raum nach dem Eingang dazu ab.
Doch der Gedanke, dass dann die beiden Zurückgebliebenen, wenn sie
auftauchen, umsonst verzweifelt an die Tür hämmern würden und sie so
vom Sturm erfasst und durch die Gegend gewirbelt werden könnten, lässt
uns hinter der Tür in Ungewissheit wartend verharren.
Das Seltsame an diesem Warten ist, dass je länger wir warten und durch
das Fenster in der Tür das Treiben draußen beobachten, das so nah und
gleichzeitig doch so fern zu sein scheint, dass es uns nie wirklich
erreicht, desto gelassener scheinen wir zu werden. - Von Panik keine
Spur!
Bis zum Schluss bleibt der Ausgang ungewiss.
Und doch habe ich das Gefühl, zu wissen, wie "der Film" ausgeht:
Dass der Tornado das Haus niemals erreichen wird, sondern ohne uns zu
behelligen einfach vorbeiziehen wird, wenn wir nur Geduld genug haben.