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Adele Crockett Robertson: Der Apfelgarten

Vorweg: Diese Lektüre liegt schon eine Weile zurück. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung hier im Blog sagt also nicht unbedingt etwas über die Aktualität des Leseerlebnisses aus. Dennoch möchte ich meine Leseeindrücke auch hier teilen. Momentan bin ich dabei, meine Rezensionen zu den in der Leseliste aufgeführten gelesenen Büchern nach und nach zu ergänzen. Leider komme ich mit dem Schreiben nicht immer so nach, wie ich die Bücher zuende lese. Daher wird es wohl eine Weile dauern, bis ich zumindest die meisten rezensiert und die Rezensionen hier nachgetragen habe. Mein Ziel für nächstes Jahr ist es aber, Euch so gut wie möglich über meine literarischen Eindrücke auf dem neuesten Stand zu halten.

Beschreibung des Inhalts

Es handelt sich um eine autobiografische Erzählung der Autorin, in dem sie einen bestimmten Lebensabschnitt beschreibt.

Zeitlich bewegt sich diese Autobiografie in den Jahren von 1932 bis 1934 im US-amerikanischen Ipswich im Bundesstaat Massasuchetts.
Dort übernimmt „Kitty“ (wie sie auch genannt wird) nach dem Tod ihres Vaters dessen Apfelfarm, auf der die Familie einst zu Zeiten ihrer Kindheit auch gelebt hat. Ein durchaus mutiges Unterfangen, angesichts dessen, dass die Farm im Laufe der Zeit mangels Aufrechterhaltung ziemlich heruntergekommen ist und zudem noch zig Hypotheken drauf sind, welche abbezahlt werden müssen. Es kommt damit also jede Menge Arbeit auf sie zu; außerdem ist gerade die Weltwirtschaftskrise, so dass auch noch fraglich ist, ob sich das Ganze als lukrativ erweisen und sie damit ihren Lebensunterhalt wird bestreiten können. Trotz dieser Schwierigkeiten und den Einwänden anderer – unter anderem von ihren Brüdern – wagt sie es, kündigt ihren aktuellen Job,  zieht in das Farmhaus ein und beginnt diese Herausforderung.
Dabei wird sie mit vielen Schwierigkeiten konfroniert. Zum Einen ist die Arbeit sehr hart und körperlich fordernd, und sie abends entsprechend erschöpft. Zum Anderen sind da die Banken, die ständig danach drängen, dass sie die Hypothekenzinsen bezahlt oder aber das Haus im Falle eines Nichtbezahlenkönnens verkauft. Dann müssen die Maschinen gewartet werden, welche aufgrund ihres maroden Zustands ab und zu im Verlauf der Nutzung Probleme machen. Und nicht zuletzt hängt die Ergiebigkeit der Apfelernte von Faktoren wie dem Wetter, aber auch der Pflege (Düngung, Ungezieferbekämpfung) ab. Irgendwann wird sie auch Mitarbeiter brauchen, die bei der Ernte helfen werden, welche natürlich angemessen bezahlt werden sollen, da sie ja auch von dem Gehalt leben müssen. Bei der Ernte muss sie außerdem darauf achten, dass niemand die Äpfel von den Bäumen klaut (in diesen Zeiten kann dies durchaus vorkommen), und dass sie gut gelagert werden, denn nur einwandfreie Äpfel lassen sich auch für einen guten Preis verkaufen. Ja, und die Abnehmer müssen natürlich auch gefunden werden...
Trotz all dieser Herausforderungen meistert sie all das tapfer, mit einem bewundernswerten Willen, viel Motivation und vor Allem Energie. Schließlich bedeutet es für sie auch eine Art Selbstverwirklichung, und die Zufriedenheit, die sich anschließend einstellt, wenn wieder eine Schwierigkeit gemeistert wurde, und wenn Erfolge zu verzeichnen sind, ist auch nicht zu verachten. Auch erlebt sie in dieser Zeit viel, was ihr sicherlich unvergesslich bleiben wird (sonst hätte sie das Buch ja nicht schreiben können) und was unter wertvolle Lebenserfahrung zählen kann.

Meine Rezension

Die Schilderungen sind in einem flüssigen, frischen Stil verfasst. Weil die Kapitel nicht allzu lang sind, lässt es sich gut zwischendurch und mit Unterbrechungen lesen, und man kommt dort auch stets wieder gut in die Handlung rein. Ich war wirklich erstaunt, dass eine Autobiografie so interessant sein kann. Langweilig wurde mir im Verlauf ebenfalls nicht, da immer wieder irgendeine neue Gegebenheit oder Situation auftaucht. Allerdings fließt die Handlung auch harmonisch weiter, so dass man keine Überforderung zu fürchten braucht. Es lässt sich sehr entspannt lesen. Zugleich fiebert man richtig mit und ist gespannt, wie die Autorin eine bestimmte Schwierigkeit meistern  und wie es sich weiter entwickeln wird.
Das Ganze wird übrigens einfach so beschrieben, wie es gewesen ist – es obliegt also dem Leser, sich eine Meinung dazu zu bilden und / oder Schlüsse daraus zu ziehen. Es wird also überhaupt nicht doziert. Beim Lesen hat man insgesamt gar nicht den Eindruck, eine trockene Biografie zu lesen (trocken ist es keineswegs), sondern eher einen realistischen Roman. So spannend ist es geschrieben. Glaubwürdig ist es in jedem Fall – wäre auch bedenklich, wenn dies bei einer Biografie nicht der Fall wäre. Alles ist voll und ganz nachvollziehbar, und wenn man selbst in derselben Situation gewesen wäre, hätte man mit Sicherheit jeweils genauso gehandelt.
Identifizieren tue ich mich zwar nicht mit der Autorin (ich hätte mich wahrscheinlich von zu vielen Bedenken breitschlagen lassen, oder spätestens bei zu vielen Schwierigkeiten schon sehr früh aufgegeben), aber das muss ich ja auch nicht. Ich bin nun mal ein anderer Mensch. Umso mehr habe ich Hochachtung vor dem Mut, den sie damals mit dieser Unternehmung und angesichts der widrigen Umstände gezeigt hat.
Das ist auf jeden Fall vorbildlich und regt schon etwas zum Nachdenken an! Es zeigt, dass es sich lohnt, etwas zu wagen, dass man damit im Grunde nur gewinnen kann – selbst wenn man vielleicht in dem einen oder anderen Punkt etwas verliert, gewinnt man eines: An Erfahrung, und an Stärke! Und das ist manchmal die Investition und die Kraft, die man in ein Projekt steckt, sicherlich wert.

Fazit

Lesenswert – und teils auch inspirierend! Zweifelsohne ist Adele Crockert Robertson eine starke Frau, wenn sie ein solches Projekt so lange durchgehalten hat – das ist nach der Lektüre dieses autobiografischen Werks wohl jedem Leser klar.

Karin 14.12.2010, 20.09

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