Manchmal stöbere ich gerne in Buchhandlungen, beispielsweise in Wartezeiten auf ein Verkehrsmittel am Bahnhof. Nicht immer kaufe ich dann ein Buch, aber zumindest sehe ich so, welche Bücher aktuell im Angebot sind, und werde durch Zufall auf interessante Neuerscheinungen aufmerksam.
So war es auch mit
"Die Achse meiner Welt". Inhaltlich sprach mich dieser Roman sofort an.
Klappentext (innen)"Rachels Leben ist perfekt: Sie hat einen gutaussehenden Freund, einen großen Freundeskreis und wird in wenigen Wochen ihr Studium beginnen. Doch dann geschieht dieser schreckliche Unfall, der ihr alles nimmt, was sie liebt. Rachel zieht sich voller beklemmender Schuldgefühle zurück - denn sie hat nur überlebt, weil ihr bester Freund Jimmy ihr das Leben rettete und dafür mit seinem eigenen bezahlte.
Die Hochzeit ihrer engsten Freundin lässt Rachel nach fünf Jahren zum ersten Mal an den Ort der Tragödie zurückkehren. Aber die Erinnerungen sind zu viel für Rachel, und sie bricht zusammen. Als sie im Krankenhaus erwacht, traut sie ihren Augen nicht. Ihr Leben ist plötzlich genau so, wie sie es sich immer erhofft hat: Sie hat einen Traumjob und ist verlobt. Und neben ihrem Bett steht Jimmy - kerngesund und mit seinem schönsten Lächeln."
Meine RezensionDie Geschichte setzt im Krankenhaus ein. Zuerst erzählt der Roman die Variante der Ereignisse, wie Rachel sie in Erinnerung hat. Anschließend wird ausgehend von einem zweiten Unfall (der in Rachels Variante nach dem Besuch von Jimmys Grab auf dem Friedhof passiert, in der anderen Variante wird sie auf dem Weg zu Sarahs Hochzeit ausgeraubt) eine zweite Variante ihres Lebens geschildert. Nämlich die reale.
Als Rachel im Krankenhaus aufwacht, ist sie natürlich zunächst verwirrt, weil vieles anders ist, als sie es erinnert. Alle Personen in ihrem Leben, ihr Vater und ihre Freunde, sind zwar dieselben, jedoch ist offenbar ihr komplettes Leben, seitdem das Auto in das Restaurant krachte, in dem die Clique vor fünf Jahren gespeist hatte, völlig anders verlaufen als in Rachels Version. Das Merkwürdige daran ist, dass sie sich an alle Details ihrer eigenen Version erinnert, als hätte sie es real erlebt.
Die Wohnung, in der sie glaubt, gewohnt zu haben, gibt es ebenso wirklich wie die Firma, in der sie laut ihrer Version als Sekretärin arbeitete, und deren Ansprechpartner. Nur hat sie in der Realität ihren Traum wahr gemacht, hat studiert, ist nun als viel beschäftigte Journalistin tätig und mit ihrem Freund Matt verlobt. Entgegen ihrer "Erinnerung" ist Jimmy nicht tot und ihr Vater hat keinen Krebs, sondern lebt noch immer kerngesund in dem Haus, in dem sie aufgewachsen ist.
Es dauert natürlich seine Zeit, bis sie das alles richtig eingeordnet und verarbeitet hat. Dabei hilft ihr maßgeblich Jimmy, der noch eine besondere Rolle spielen wird, und sie wohnt zwischenzeitlich bei ihrem Vater.
Das alles wird in einem lockeren und unterhaltsamen Schreibstil erzählt. Das Buch ist so aufgebaut, dass die der Handlung inne liegende Spannung stets erhalten bleibt und man niemals zu viel erfährt. So erlebt man "direkt" mit, wie sich die Fragezeichen in Rachels Kopf allmählich lösen. Ich konnte aber auch gut mit den handelnden Personen mitfühlen.
Ob das Ganze realistisch ist, kann ich nicht abschließend beurteilen, da ich mich mit den Spielarten der Amnesie nicht auskenne (das müsste ich zuerst recherchieren). Phantasievoll und einfallsreich finde ich es auf jeden Fall. Alles in allem habe ich mich mit dieser etwas anderen Identitätsfindungsgeschichte mit eingebauter Liebesgeschichte sehr amüsiert.
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