Ausgewählter Beitrag
Das 11. Türchen
Lieber Weihnachtsmann,
ich schreibe Dir schon lange keine Wunschzettel
mehr und kann mich auch nicht erinnern, je einen geschrieben zu haben,
da ich mich lieber davon überraschen ließ, was ich denn Schönes
bekommen würde, und wie sehr ich mich darüber freuen würde (ich habe
mich immer gefreut, weil das Geschenk immer zu mir passte).
Und heute
glaube ich schon lange nicht mehr an Dich.
Ich weiß, Du hast es schwer in dieser Welt, wenn immer weniger Menschen
an Dich glauben. Doch noch schlimmer finde ich es, dass die Menschen
immer öfter aufhören, überhaupt an etwas zu glauben. Zum Beispiel an
sich selbst.
Bitte, liebes Christkind, in welcher Gestalt Du ihnen auch begegnest,
oder auch mal nicht als Christkind, sondern als irgendetwas anderes,
ein Engel, als der Prophet Mohammed oder als einen Gott, an dem sie
glauben, ob als vorbildlicher Mensch, den sie anbeten, als Buddha, oder
als Figur, die die Menschen beflügelt und ihnen auf mysteriöse Weise
Kraft gibt, ob als Vishnu oder "nur" als Ganesha, oder als Naturgeist (bei
Naturvölkern etwa)... bitte bitte schenk den Menschen neuen Glauben.
Schenk ihnen die Zuversicht, dass sich alles zum besseren wenden wird.
Schenk ihnen Bewusstheit für ihr Leben und ihre Verantwortung dafür -
auch in Bezug auf das Umfeld.
Gib ihnen auch die Gabe mit, endlich
wieder an sich selbst zu glauben. Vielleicht ist das sogar das
Wichtigste, auf dem alle anderen Geschenke, die man nicht erst
auszupacken braucht, weil sie in unserer Seele Wohnung finden (ganz
sicher finden werden), gründen.
Wenn die Menschen schon angeblich alles haben, dann ist es genau das,
was zählt. Das sind die Geschenke, an denen es niemals mangeln sollte
und an denen wohl niemals ein Ãœberdruss empfunden werden kann - gerade
wenn man es ganz besonders benötigt. Und in jedem Fall wird man dafür
immer (und ewig) dankbar sein.
Da ich aus tiefstem
Herzen an die Menschen glaube und dass sie im Kern gar nicht so
schlecht sind wie ihr Ruf, oder der Ruf einiger, wünsche ich mir und
allen in diesem Jahr so wie auch immer vor Allem eines: FRIEDEN. Sowohl untereinander, kulturenübergreifend, als auch mit sich selbst. Eins, im Reinen sein. Bzw. dorthin gelangen.
Deine Karin