Ausgewählter Beitrag

Die Philosophin (Peter Prange)

Sophie wächst in einem sehr religiösen, konservativen Dorf in Frankreich auf. Als ihre Mutter auf einem der letzten Scheiterhaufen verbrannt wird, nimmt ein Priester das Mädchen zu sich auf, von wo aus sie später als junge Frau auf Umwegen nach Paris gelangt.
Hier wird sie bald mit ganz anderen Lebens- und Denkweisen konfrontiert als denen, die sie von zu Hause gewöhnt ist. Die Zeit der Aufklärung ist in vollem Gange, Denis Diderot und Konsorten arbeiten an der großen Enzyklopädie, was sich nicht ohne Schwierigkeiten durch Kritiker aus dem Klerus und vom Hof vollzieht...
Im "Procope", einem Intellektuellencafé, wo sie als Kellnerin arbeitet, wo auch Diderot und sein Freund Jean Jacques Rousseau verkehren, lernt sie auch Diderot kennen. Sofort ist sie von diesem charismatischen Mann verzaubert.
Doch auch Monsieur Sartin, ein Polizist, besucht das Procope regelmäßig, und ihm ist die Enzyklopädie ein Dorn im Auge. Außerdem bringt er Sophie in einen persönlichen Konflikt, was ihre Beziehung zu Diderot nicht einfacher macht...
Schon schnell ist Sophie also voll in die Geschehnisse in Paris eingebunden, und die Geschichte entwickelt sich.
Mehr möchte ich über die Handlung nicht verraten, denn sonst bräuchtet Ihr es ja nicht mehr selbst zu lesen.

Fazit:

Ein spannender Roman, der historische Gegebenheiten und Personen vorzüglich mit einer phantasievollen Geschichte verflicht. Man bekommt ein besseres Verständnis dafür, was die Enzyklopädie in der damaligen Zeit bedeutete, was sie ins Rollen gebracht hat, und warum sie damals so revolutionär war. Außerdem sind die Dialoge mit ihren teilweise philosophischen Ansätzen sehr interessant.
Man merkt, dass der Autor sich umfassend über die handelnden Personen und historischen Hintergründe informiert hat, so dass alle Abläufe autentisch und glaubhaft rüberkommen. Auch konnte ich mich gut in die Protagonistin hineinversetzen. Den Schreibstil habe ich damals als sehr angenehm, ausgeglichen und (ebenso wie die Handlung) in sich stimmig empfunden. Zu keiner Zeit kam beim Lesen Langeweile auf, und das Buch hatte nach meiner Erfahrung keinerlei Längen. Der Roman ist auch für Laien leicht verständlich und ohne irgendwelche komplizierten Fachbegriffe oder dergleichen.
Wer allerdings in einem Roman mit diesem Titel erwartet, dass die Philosophie trotz der Ansätze immer und überhaupt im Vordergrund steht, der könnte eventuell enttäuscht werden. In erster Linie geht es wirklich nur um Sophies Geschichte, und um ihre Beziehung mit Denis Diderot. Ich persönlich war nicht wirklich enttäuscht, weil ich mich weitgehend unvoreingenommen auf diese Lektüre eingelassen hatte. Klar hatte ich mir vorgestellt, es würde darin - wenn es schon "Die Philosophin" heißt - auch vorrangig um Philosophie gehen. Doch darüber hinaus war ich ganz einfach offen für das, was ich beim Lesen erfahren würde.
Sehr interessant fand ich auch, dass die Geschichte aus der Perspektive von Sophie (die natürlich eine erfundene Persönlichkeit ist, d. h. es hat sie nie gegeben) geschrieben ist anstatt ganz klassisch aus der Perspektive von Diderot selbst. Diese Vorgehensweise finde ich gelungen, zumal sie noch zur Spannung und Neugierde des Lesers beiträgt.

Karin 22.10.2007, 21.32

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Kommentare zu diesem Beitrag

4. von Diane

:blinky: der Baum war das Letzte, worauf ich geachtet habe ... vermutlich war es spät da :crazy: und ich halb m Einschlafen :twink:
Aber sonst ... kann man heute fototechnisch viel machen, deshalb sehe ich Bilder, von allem Spass abgesehen, sehr oft mit ganz anderen Augen, als wohl andere Leute. Das auch und vor allem studien bedingt. :smile:

vom 28.10.2007, 21.30
3. von Ocean

Huhu liebe Karin :heiliger_teddy:

das Bild ist wunderschön ... weckt die Lust, diese tolle Stadt mal wieder zu besuchen :)

und dein Buchtipp klingt sehr vielversprechend. Das werd ich gleich mal auf meine "Zu-Lesen-Liste" setzen.

Ich wünsch dir einen schönen Mittwoch und alles Liebe :knuddel: :schlürf:

Ocean :)

vom 24.10.2007, 11.53
Antwort von Karin:

Dir auch alles Liebe!
Und meine Zu-lesen-Liste ist auch noch ziemlich lang. Passenderweise habe ich momentan auch wieder eine ausgiebige Lesephase - was sich bei mir vor Allem darin äußert, dass ich mehrere Bücher auf einmal lese. 
2. von Diane

Liebe Karin,
hier habe ich gestern bereits geguckt und überlegt, ob ich das Buch schon mal gelesen habe ... nein, ich habe es nicht gelesen, aber es stand bei mir "ganz oben" ... Und ich hoffe, dass ich das irgendwann mal einbauen kann.
Auch Dein Beitrag über das Contergan war sehr interessant! :jaaa: Manchmal möchte ich so viel schreiben, auch woanders - Comments - aber die Zeit reicht immer gerade für das, was ich mache :weißnicht:
Zu Deinem Comment habe ich dort noch was geschrieben. Mir fiel dann das Buch von Jean Liedloff noch ein.
Warst Du grad in Paris? :smile:
Ich wünsch Dir noch einen schönen restlichen Abend. Alles Liebe :smile:
Diane

vom 23.10.2007, 20.42
Antwort von Karin:

Mein Parisaufenthalt ist schon einige Monate her - quasi der "Vorläufer" von meinem Spanien-Fußmarsch. Auf dem Bild mag es in dem Abendlicht vielleicht nicht so zu erkennen sein - aber die Bäume, die man darauf sieht, sind ziemlich grün! Bei Tageslicht hätte man daran erkennen können, dass es sich nicht um ein Herbstbild handelt. 
1. von Falk

"zeige ich Euch noch ein Foto vom heutigen Paris"

Hast Du dieses Foto wirklich am 22.10. aufgenommen? :blinky:

Liebe Grüße
Falk

vom 23.10.2007, 17.21
Antwort von Karin:

Nein, am 27. 05. "Heute" war auch in Hinblick auf größere Zeiträume gemeint. 
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