Ausgewählter Beitrag
Ein Engländer in Paris (von Stephen Clarke)
Dieses Buch habe ich schon vor einer Weile ausgelesen, war aber bisher noch nicht dazu gekommen, es vorzustellen:
Klappentext
Paul West, ein junger Engländer, kommt für seinen neuen
Job in die französische Hauptstadt und findet heraus, wie die Franzosen
wirklich sind: Sie essen Unmengen Schimmelkäse, misstrauen allen, die
nicht französisch sprechen, und - oui, sie küssen sich den ganzen Tag!
Dieser Bestseller ist ein zum Kaputtlachen komischer Bericht über die
Freuden und Qualen eines verliebten Engländers in Paris.
Bewertung
Ich war total begeistert von dem Buch! Wie der fiktive Ich-Erzähler
Paul von einem französischen Fettnäpfchen ins andere stolpert und dabei
so einiges erlebt (die Geschichte findet irgendwo hinter der ersten
Hälfte auch einen gelungenen kritisch-inhaltlichen Höhepunkt, den ich
aber nicht verraten möchte - selber lesen ;-)) - es war richtig
erfrischend, das zu verfolgen.
Auch lässt er sich durchaus als humorvoller und unterhaltsamer Ratgeber
lesen, worauf man achten sollte, sofern man selber einmal in die
Situation kommt, wo man beruflich in diesem Land und insbesondere in
der Stadt der Liebe weilt.
Textauszug
"Am dritten Morgen endlich,
nach einer wahren Kletterpartie über Berge aufgeweichter Kartons und
zertretener Blumenzwiebeln, nachdem ich mich wie ein Storch im Salat
zwischen rollenden Getränkedosen und umherflatternden Zeitungen
gekämpft hatte*, glühten mir vor Stolz die Ohren, als man mir zu
Qualität und Quantität der vorgelegten Papiere gratulierte. Ich erhielt
Erlaubnis, die verbotene Tür zu passieren, und gelangte in einen
typischen nüchternen Warteraum. In einer offenen Spirale, einem
Schneckenhaus nicht unähnlich, zogen sich Bearbeitungsschalter an drei
Wänden entlang. Vor den Schaltern standen Stühle, die zu etwa einem
Drittel von erschöpft aussehenden Aspiranten auf eine carte de séjour besetzt
waren. Einige sahen in ihren Anzügen genauso aus wie ich. Andere
Versionen von mir trugen Rock. Ich fragte mich, wieviel arbeitsfreie
Tage unsere Arbeitgeber das insgesamt wohl kostete.
Es gab auch ein Häuflein
Chancenloser. Diese Leute sahen aus, als wollten sie jemanden davon
überzeugen, dass die EU bereits 15 weitere Mitgliedsstaaten aufgenommen
hatte. Das mag vielleicht ras.sistisch von mir klingen, ich lag aber
sicher kaum daneben, der Auseinandersetzung von Schalter sechs nach zu
urteilen.
"C'est l'Europe, non?" rief aufgebracht ein Mann mit schwarzem Schnurrbart. "Je suis Européen, moi!"
Der Blick der Beamtin hinter
der Panzerglasscheibe wurde hart. Die Frauen an den Schaltern fünf und
sieben unterbrachen die Abfertigung und beugten sich zur Unterstützung
ihrer Kollegin um die Trennwand herum. Ein Hagelschauer einsilbiger
Wörter prasselte gegen die Trennscheibe.
"Eh oh!"
"Ho lá. Eh!"
"Non, mais je suis Européen, moi! Merde!"
Das fatale Wort hatte einen magischen Effekt.
"Oh!" Die Frau, über die er sich aufregte, schob ihm seine Papiere unter dem Glas hindurch zu und sagte, er solle gehen. (...)
Kaum 24 Stunden später war ich schon an der Reihe. Ebenfalls Schalter sechs. Der Todesschalter. Ich presste zuversichtlich ein bonjour heraus
(aber ohne zu viel zu lächeln), versuchte mein Bestes, europäisch
auszusehen, und schob ihr mit einem Stoßgebet den Papierstapel hin.
Die Frau hakte jedes meiner
Dokumente auf einer Liste ab, die sich auf der Innenseite einer rosa
Aktenkladde befand. Als sie zu meinen Fotos kam, schürzte sie die
Lippen.
"Sie hätten die Fotos ausschneiden sollen." sagte sie.
"Aha," sagte ich (und dachte: "Aaarrggghhh!")."
...
* Dies alles, weil zu dem Zeitpunkt mal wieder ein Streik, in diesem Fall durch die Müllmänner, im Gange ist - Anm. der Zitierenden.
Da hab ich richtig Lust bekommen das Buch zu lesen. Danke für die Vorstellung
vom 19.03.2007, 13.07
Bitteschön. Das Buch lohnt sich aber auch wirklich. :-)