Ich habe ein Gehirn zum Denken, und meine Seele stellt sicher, dass diese Gedanken auch meinem
freien Willen entsprechen.
Kann das Denken frei sein, wo es doch wenn nicht von Umständen so doch von maßgeblich von einem
selbst abhängt?
Ist dieser freie Wille, den wir so gerne hochhalten, nicht auch wieder
etwas Willkürliches, das wir je nach unseren Erfahrungen und
Empfindungen (und was uns sonst noch prägt und leitet) festsetzen?
Etwas willkürlich Festgelegtes kann aber keine Freiheit sein. Zumindest
nicht nach dem, was wir uns unter Freiheit vorstellen und was wir
glauben, auf unser Leben zu übertragen oder gar darin integrieren (noch
eine Un-Freiheit und ein Kardinalsfehler) zu können.
Das Problem ist, dass wir Freiheit oft falsch definieren. Wir glauben an eine
absolute Freiheit, aber die gibt es
im Leben nicht. Die Freiheit liegt vielmehr darin, sich immer wieder aus der Fülle der Möglichkeiten zu
entscheiden.
Entscheidung = Freiheit
Und auch wenn man sich nicht
für etwas
entscheidet, ist man nicht automatisch unfrei - sofern man die
Nichtentscheidung selbst und aus Überzeugung gewählt hat. Jeder Zwang,
sich zu "entscheiden", wäre Willkür und hätte weder etwas mit
Freiheit noch mit Entscheidung zu tun.
Dieses Prinzip [Entscheidung = Freiheit] lässt sich auch auf den
Bereich des Denkens übertragen. Man wägt verschiedene Gedanken, die man
in dem Zusammenhang denkt, ab, stellt sie anderen Gedanken / Meinungen
gegenüber und unterzieht sie somit einer Feuerprobe (Werden sie
bestehen, oder sollten sie noch einmal durchdacht werden? Was natürlich
nicht darin münden muss, dass man die andere Meinung eins zu eins
ungeprüft übernimmt -> das wäre
unfrei).
Es gibt auch
unfreies Denken.
Unfreies Denken, das sind zum Beispiel erprobte Abläufe, über die man
weder vor- noch nach-denken muss, weil sie einem mit der Zeit in
Fleisch und Blut übergegangen sind. Man weiß, es ist richtig so, und
sie haben sich bewährt. Dazu zählen nicht nur alltägliche
Haushaltstätigkeiten, sondern auch etwa (für viele zumindest) der
Umgang mit dem Computer, oder ggf. auch das Ausfüllen einer
Steuererklärung - letzteres allerdings wohl eher aus dem Grund, weil
beim Umgang mit Zahlen das Denken sich automatisiert und alles andere
sich abschaltet.
Jetzt habe ich also zwei verschiedene Arten des Denkens. Schön und gut.
Aber was IST das Denken, bevor diese Differenzierungen vorgenommen werden?
Zunächst einmal nur ein
Prozess.
Ein Prozess, der sich physikalisch nachweisen lässt. Ein neuronaler
Austausch zwischen vielen verschiedenen Gehirnteilen, die sich ständig
mit jedem Tag, den wir leben, und jedem Augenblick, den wir erfahren,
verändern, manchmal aus unbewussten Gründen etwas blockieren (wie beim
Computer auch), dafür aber auch mit jedem Schritt viele neue
Möglichkeiten eröffnen.
Doch wie der Computer nicht ohne einen Menschen auskommt, der ihm
Energie zuführt, ihn bedient und ihm Befehle erteilt, so benötigt auch
das Gehirn ein Ich, um überhaupt in Gang zu kommen (also haben auch
Tiere ein Ich!). Und dieses Ich ist wiederum der individualisierte -
man könnte auch sagen:
"sichtbar" gewordene - Teil der Seele.
Also geht letztlich alles auf die Seele zurück. Die Seele gibt dem
Denken wie auch dem Fühlen den "Saft", den sie brauchen, um überhaupt
existieren zu können.
Diesen "Saft" könnte man auch mit dem
freien Willen gleichsetzen, von dem ich oben sprach.
Wenn dieser Wille jedoch lediglich den Motiven des Ich (mit allen
Gefühlen, körperlichen Bedürfnissen und was sonst noch alles
dahintersteht) folgt, dann mag es zwar immer noch ein (unser) Wille
sein, aber dieser Wille ist nicht mehr frei, sobald er gegen die innere
Stimme (=die Stimme der Seele) und gegen alle Vernunft durchgesetzt
wird.
Die Stimme der Seele steht hingegen über allem - und vereint daher all diese Aspekte: Emotionen, Körper, Vernunft.
Kompliziert, meine Gedankengänge. Ich weiß.
Vielleicht ist es dennoch verständlich.
Danke, vielen herzlichen Dank für diese Ausführlichkeiten! Hat prima was erklärt.
vom 17.05.2007, 19.21
Gern geschehen.
Aber natürlich handelt es sich lediglich um meine Sicht der Dinge.
Wenn einer für sich andere / bessere Erklärungen hat, akzeptiere ich das natürlich auch.