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Ist Büchertauschen für Arme bald passé?

Gestern erreichte mich eine Infomail, deren Aussage ich erstmal verdauen musste: Ab dem 04. Oktober diesen Jahres soll nämlich pro Tauschanforderung bei Tauschticket eine Gebühr von 0,49 € erhoben werden. Damit gehört das kostenlose Tauschen von Medien und teils anderen Sachen dort bald der Vergangenheit an.

Im ersten Moment war ich - wie sicherlich viele - schon etwas desillusioniert, um nicht zu sagen leicht empört. Als ich mich einst bei Tauschticket angemeldet habe, tat ich dies auch deswegen, weil ich das Konzept sehr begrüßte. Schließlich bekamen auf diese Weise auch diejenigen Menschen, die im Alltag jeden Cent umdrehen müssen, die Möglichkeit, ohne finanziellen Verlust Bücher und andere Medien zu erwerben - und später eventuell wieder anzubieten. Die einzigen dabei entstehenden Unkosten waren die für den Versand notwendigen Portokosten (also 1,40 € für Büchersendungen); diese wurde aber meines Erachtens durch den Erhalt der Tickets wieder kompensiert. Es war vor Allem das Sozialverträgliche, das mich an diesem Konzept so begeisterte und mit dem sich Tauschticket bis dato von der gebührenpflichtigen Konkurrenz abhob.

Auch für mich war es jedes Mal ein kleines Glückserlebnis, wenn ich bei Tauschticket ein von mir begehrtes Medium entdeckte, für welches ich anderswo einige Euro hätte bezahlen müssen. Ich hätte es mir zwar meist durchaus leisten können, aber es ist nun umgekehrt auch nicht gerade so, dass ich nicht gucken müsste, wo ich etwas sparen kann. Heutzutage ist das auch hierzulande nichts Ungewöhnliches.

Irgendwie trauere ich schon den "alten Zeiten" hinterher. (Ich weiß, man sollte nicht so reden, als ob es JETZT bereits Wirklichkeit wäre - andererseits schadet es wohl auch nicht, wenn ich mich auf diese Weise schon einmal geistig auf die vergleichsweise "teurere" Zukunft einstelle.) Mittlerweile habe ich mich aber auch mit dem Gedanken angefreundet, dass es offenbar notwendig wurde, und bin persönlich durchaus zu diesem Kompromiss bereit, wenn dies tatsächlich zur Instandhaltung und eventuell sogar Verbesserung der Plattform beiträgt. Meinem eigenen Budget tut dieser relativ bescheidene Betrag nicht allzu sehr weh; allerdings denke ich auch ein wenig mit sprichwörtlichen Magenschmerzen an die ärmeren unter den Usern. Kann es sich etwa ein Hartz-4-Empfänger dann noch leisten, regelmäßig ihre zur Befriedigung des Bildungsbedürfnisses erforderlichen Medienbestände darüber aufzustocken? Anders sähe es aus, wenn es für nachweislich arme Menschen nach Vorlage / Einsenden eines entsprechenden Nachweises dort eine Vergünstigung gäbe... (Dies wäre nur so eine Idee - ich habe keine Ahnung, inwiefern das technisch und aufwandsmäßig von der Seite her realisierbar wäre.)

Nun, ich bin gespannt, wie sich die Plattform nach dieser Neuerung entwickeln bzw. inwiefern es die Aktivität der unterschiedlichen Nutzer beeinträchtigen wird. Sicher werden einige sich aufgrund dessen von Tauschticket zurückziehen... Ich stelle mir vor, dass zumindest in der Anfangszeit dort weniger getauscht werden wird. Auf lange Sicht könnte sich auch die Userschaft ändern, zumal die ganz Armen wahrscheinlich die Ersten sein werden, die sich abmelden (und höchstens im Falle einer positiven Veränderung der finanziellen Situation wieder aktiv(er) würden). Sprich: Es werden die übrig bleiben, die es sich sowieso leisten können und die auch bereit sind, die Plattform zu unterstützen. Wie gesagt: Mir ist sie es wert, und ich bin in der Lage, den Preis dafür in Kauf zu nehmen. Gegenüber den Alternativen, von denen mir bis jetzt noch keine untergekommen ist, welche mir mehr zusagen würde, finde ich diese Option noch immer ziemlich günstig - auch wenn's (wie die Betreiber selbst schreiben) nicht ursprünglich so vorgesehen war.

Für die Zukunft dieser Tauschbörse wünsche ich mir, dass der gewohnte Standard durch den Beitrag (welcher hoffentlich konstant bleiben kann und nicht noch steigen wird -> DAS wäre auf lange Sicht nun wirklich ein Grund für mich, aufzuhören) beibehalten und die versprochenen Verbesserungen zur Zufriedenheit aller umgesetzt werden können.

Nachtrag am 23.09.:
Ha! Ich habe noch eine kostenlose Alternative gefunden, für den Fall, dass alle Stricke reißen: meinbuch-deinbuch.com. Leider ist es nur auf Bücher beschränkt, aber das ist eh das, was ich am meisten tausche.

Karin 21.09.2010, 19.54

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Kommentare zu diesem Beitrag

3. von Viola

Es kann niemand was "ertauschen", wenn er nicht selbst etwas einstellt, also muss jeder vom Eigenen geben und das Eigene ist oft gekauft.
Ich höre ja nicht wegen Tauschticket auf, mir auch Bücher etc. zu kaufen. Ich bin bestimmt nicht bei Tauschticket, weil ich arm bin.
Ich werde nichts mehr einstellen und kündigen, dann lege ich halt meine Bücher "auf Halde" bis jemand kommt, der sich freut, sie geschenkt zu bekommen oder der mit mir tauscht.

vom 22.09.2010, 20.47
Antwort von Karin:

Ich kaufe auch noch eigene Bücher. Dass man zuerst etwas gibt, bevor man etwas nehmen kann, finde ich von Grundkonzept her nur natürlich. Nun kommt freilich noch die Gebühr hinzu... Ich verstehe, wenn das zu mehr Zurückhaltung beim Tauschanfordern führen könnte (ich selbst werde da auch noch stärker abwägen, sehe aber bis jetzt für mich noch keinen Grund, es ganz aufzugeben).

Möglicherweise werde ich es so machen, dass ich Bücher künftig bei der kostenlosen Alternative einstelle, und den Rest, den ich dort nicht einstellen kann, teils weiter bei Tauschticket (auch wenn's nicht so viel ist). Bücher, die ich bereits drin habe, lasse ich erstmal da drin und sehe, wie es weiter läuft. 

2. von CoolPic

Hallo!
Diese Mail habe ich gestern auch erhalten und ganz spontan war ich drauf und dran mich abzumelden.
Habe es dann aber doch nicht getan.
Ok, der Plattformgeber hat Kosten die nicht mehr gedeckt werden, da kann ich das nachvollziehen.
ABER ich bin genau wie du dort hin um Bücher zu tauschen ohne zipp und zapp. Was da seit einiger Zeit alles dazu gekommen ist, ist schon der helle Wahnsinn... sollte das eine Konkurrenz zu ebäh werden??? So kam es mir jedenfalls vor. Nun sollen wir zahlen...49 Cent pro Buch... bringt einen nicht in den Ruin, a
ber dennoch, ein schaler Nachgeschmack bleibt.... bei mir und bestimmt bei einigen anderen auch.... schade... eine gute Idee ist kaputt!

vom 22.09.2010, 03.25
Antwort von Karin:

Hm, also diese Gefahr sehe ich nicht. Bei Ebay geht es doch an sich darum, dass die damit Geld verdienen - bei Tauschticket wird die Gebühr offenbar nur für den Erhalt und die Qualität der Seite erhoben. Sonst wäre es mit Sicherheit mehr... Außerdem ist es meines Erachtens ein ganz anderes Konzept.

In dem Punkt stimme ich Dir aber zu: Die ursprüngliche Grundidee des Ganzen wird damit über den Haufen geworfen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Ich versuche lediglich, mich damit abzufinden (ändern kann man ja eh nichts daran - und ich glaube nicht, dass diese Entscheidung revidiert würde, wenn eine gewisse Anzahl Widerrufe zu dieser Neuerung dort eintrudelten; das müssten schon sehr viele sein).

Ich warte erstmal ab, ob sich dadurch wirklich technisch und sonst etwas maßgeblich verbessert. Das würde es für mich rechtfertigen. Wenn nicht, hätte die Änderung ihr Ziel verfehlt, und ich würde meine Konsequenz daraus ziehen.

1. von Viola

Was heisst denn Büchertausch für Arme??
Die Bücher, die wir einstellen haben wir doch vorher gekauft! PC Spiele, NDS Spiele, die sind teuer. Irgendwo müssen ja die Artikel herkommen, die angeboten werden, ursprünglich doch aus dem Laden für viel Geld, oder?
:Häh?:

vom 21.09.2010, 23.06
Antwort von Karin:

Ursprünglich ja. Aber dazwischen liegen unter Umständen viele Hände, durch die es zwischenzeitlich gegangen ist. Das ist (bzw. war bis jetzt) doch der Sinn von Tauschticket: Besser, ein Buch wird noch einmal weitergegeben, als dass es weggeschmissen wird oder auf irgendeinem Dachboden vergammelt.  
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