"Ehen werden immer noch zwischen Partnern eingegangen, die
zu 90 Prozent nicht mehr als 30 Kilometer voneinander geboren wurden." lese ich in einem Artikel von Welt-online.
Wirklich? In diesem Zeitalter mit den heutigen Verhältnissen, wo die Menschen im Laufe ihres Lebens immer öfter sehr weit weg ziehen müssen, etwa aus beruflichen Gründen, und dem entsprechend ihre Partner oft an diesen anderen Orten finden, erscheint mir diese Zahl irgendwie unrealistisch.
Wie seht Ihr das? Wie ist das bei Euch?
Gut, die meisten von Euch sind ja schon länger mit ihrem Partner zusammen und verheiratet (und daher zusammen lebend) oder aber Single. Aber als Ihr Eure Partner kennen gelernt habt, kam er/sie aus der näheren Umgebung, oder stammte er/sie aus einer ganz anderen, weiter entfernten Gegend?
Jedenfalls glaube ich nicht, dass ich zu angeblich nur 10% gehöre, wo obige Aussage
nicht zutrifft. Um ehrlich zu sein, trennen uns zurzeit im Gegenzug sogar fast 2.000 km. Nicht dass das immer so bleiben wird, zumal wenn es sich als von Bestand erweisen sollte. Doch im Moment geht es halt nicht anders. (Man könnte es auch so sehen: Wenn man sich einige Monate nicht sieht, freut man sich umso mehr auf das Wiedersehen; und gibt es weniger Anlässe, die dazu führen könnten, dass es irgendwann kaputt geht.
)
Ãœberhaupt finde ich
diesen Artikel in vielen Punkten äußerst (kritisch) diskutabel.
Natürlich tritt nach einer Weile bekanntermaßen in einer Beziehung eine Art "Ernüchterung" ein. Man kennt den anderen besser - auch die nicht ganz so rosigen Seiten - und auch dieses "große Gefühl", das man anfangs wahrscheinlich so idealisiert hat, flaut allmählich ab, um etwas anderem (tieferen) Platz zu machen.
Das erklärt auch dies hier:
"So haben indische Forscher einen
Vergleich angestellt zwischen Paaren, die aus Liebe heirateten und Paaren,
deren Ehen arrangiert wurden. In den ersten fünf Jahren waren die
Liebes-Paare glücklicher, nach fünf Jahren kehrte sich das Verhältnis aber
um. Fortan waren die arrangierten Ehen die glücklicheren."Aber ist das ein Grund, eine arrangierte oder reine Zweckehe vorzuziehen?
Das wäre in meinen Augen eine Rückkehr in vergangene Zeiten!!
"
Viele Religionen gehen davon aus, dass sich zwei Menschen vermählen, die von
den Eltern für passend befunden wurden. Wenn die Eltern ihre Aufgaben ernst
nahmen, schauten sie nach Temperamenten und Interessen, die sich vertrugen.
Der Rest, die Liebe, würde sich mit der Zeit einstellen. Oft ging der Plan
auf." Aber eben nicht immer.
Außerdem ist meiner Ansicht nach neben der (grundlegenden, im Wesentlichen) Harmonie ebenfalls wichtig, dass es an Beiden Dinge gibt, wo sie sich ergänzen, vielleicht sogar aneinander wachsen können.
Nicht nur: "Gleich und Gleich gesellt sich gern" (wer sagt denn, dass eine Beziehung immer gesellig sein muss?).
Sondern auch: "Gegensätze ziehen sich an." Man muss etwas in dem anderen finden, was man selber nicht hat, und umgekehrt. Wenn der andere ganz genauso ist wie ich, wozu brauche ich ihn dann?
Durch die Unterschiede entstehen freilich auch manchmal Reibungen. Diese gelegentlich ausgefochtenen (und
nicht: verdrängten!) Konflikte sind jedoch nicht ohne Bedeutung für die Beziehung: Sie können die Bindung sogar noch verstärken, da man so lernt, es auch in schlechten Zeiten noch mit dem Partner auszuhalten.
Es gemeinsam durchzustehen - statt vor dem Streit wegzulaufen. Es kommt natürlich auch darauf an,
warum man sich streitet. Wobei ein gewisses Machtverhältnis (wie auch immer es ausfällt - so lange beide Partner sich so wohlfühlen, wie es ist) in einer Beziehung völlig normal ist. Der Streit ist dann auch eine Möglichkeit, "klar Schiff" zu machen und die Situation (wieder) so zurechtzurücken, wie es den Wünschen und Bedürfnissen beider entspricht. Insofern kann der Streit eine gesunde Beziehung sogar noch fördern.
"
Nicht die ausufernde Leidenschaft, sondern die Vertrautheit macht uns
glücklich."Ich finde, der Ausgleich zwischen
beidem ist wichtig. Man sollte nichts herunterschlucken, aber selbstverstädnlich auch Rücksicht auf den anderen nehmen, ihn nicht vor den Kopf stoßen.
Ohne Vertrautheit geht es langfristig natürlich auch nicht. Sie ist das A und O, das die Liebe überhaupt aufrecht hält!
Das hier kann aber auch nicht die Lösung sein:
"Rennen Sie weg, so schnell
Sie können, sollte Ihnen jemand gegenüberstehen, der den Atem und Verstand
raubt."Das heißt, klar, manchmal ist es wichtig, sich erstmal zurückzuziehen, wenn es einem zuviel wird - zum Wohle aller Beteiligten. Atem zu schöpfen, bis man sich der Situation angemessen stellen kann.
Aber wegrennen, das würde in meinen Augen letztlich nichts bringen. Damit wäre das eigentliche Problem nicht aus der Welt. Im Gegenteil: Beim nächsten Partner würde genau dasselbe wieder passieren. Weil man nicht daraus gelernt hat, und nicht gelernt hat, damit umzugehen.
Genau das ist der Fehler, der vielen (unglücklichen, nicht den überzeugten) Singles heute unterläuft.
Hallo liebe Karin,
du sprichst da ja einiges an.
Die meisten meiner Beziehungen waren im näheren Umfeld, aber schon allein das Internet hat es etwas ausgeweitet. Also stimme ich mit dir überein, dass es jetzt nicht mehr unbedingt so ist.
Und je älter ich werde, desto mehr so ich auch so eine Art Vernunftbeziehung. Nicht, weil es praktischer ist, man lernt einfach dazu. Man merkt, wer nicht gut für einen ist, und hält dann eher Abstand. Das ist jetzt nicht unbedingt berechnend, eher Selbstschutz. Aber immer funktioniert das natürlich nicht. Ich gehe es nur anders an, als noch vor 20 Jahren.
LG Evi
vom 10.10.2007, 10.13
Ja, stimmt. Das hat natürlich auch immer viel mit dem Alter, bzw. den damit verbundenen Erfahrungen, zu tun, die man gemacht hat. Und die man als jüngerer Mensch erstmal machen und seine eigenen Schlüsse (die ja durchaus unterschiedlich ausfallen können) daraus ziehen muss.
Mit so genannten "Internetbeziehungen" ist das noch eine ganz andere Sache. Ich habe da meine eigene Meinung zu. Obwohl es ja durchaus Fälle geben kann, wo es klappt. InternetFREUNDSCHAFTEN hingegen stehe ich aufgeschlossen gegenüber. Ich habe jedenfalls über das Internet schon viele nette Menschen kennen gelernt, von deren Existenz ich ohne das Internet nie etwas erfahren hätte.