Ausgewählter Beitrag
Meine Moral (ist keine Keule)
Im DN-Markt (unabhängige Kostenloszeitung - aber nicht umsonst ;)) in Düren, stand heute auf der ersten Seite ein Artikel, der sich mit der Moral befasste und was sie verschiedenen Menschen alles bedeutet (dafür waren eigens Leute befragt und dann ihre jeweiligen Aussagen abgedruckt worden).
Davon inspiriert möchte ich nun einmal kurz darlegen, was Moral für mich ganz persönlich ist.
Für mich sind Moral zwar meist gesellschaftlich anerkannte, jedoch letztlich doch immer persönlich auszulegende und individuell anzuwendende Grundregeln und Werte, die für das soziale Miteinander einfach förderlich sind. Also Dinge wie Ehrlichkeit, Freundlichkeit (auch Kritik kann man freundlich äußern, das heißt so, dass sich niemand persönlich verletzt fühlt) und Toleranz, aber auch je nach Situation Diskretion (also niemanden versehentlich oder unberechtigt auf den Schlips treten) und ein gewisses Maß an Taktgefühl (im Sinne von: die Situation erkennen und sich gewissermaßen auch soweit nötig daran anpassen); Loyalität kann auch je nach Fall dazu gehören (ganz allgemein im Sinne von, dass man nicht dauernd auf extreme Weise die Fronten wechselt, sondern schon weiß und auch deutlich macht, wo man staht - alles andere wäre auch unehrlich - s.o., oder oft gar kriminell - Stichwort "Grauzonen").
Was Moral in meinen Augen aber NICHT ist, bzw. nicht sein darf, damit sie nicht auch negative Folgen / Konflikte verursacht: Nicht dogmatisch, sondern flexibel auf den Einzelfall angewandt (was unverändert bleibt, ist das Prinzip). Außerdem bin ich der Meinung, dass sich auch in einem bestimmten Grad der Zeit anpassen muss, damit es nicht etwa dadurch hervorgerufen zu kulturellen Differenzen kommt. So ist der aus dem ritterlichen Mittelalter stammende Begriff der "Ehre" heute wohl überholt und hat zudem einen unangenehmen Nachgeschmack bekommen, seit diverse Fanatiker ihn mehr oder weniger schandvoll missbrauchen (extremes Beispiel aus dem islamischen Kreis: "Ehrenmorde" - allein bei dem Wort könnte ich schon kotzen).
Von der Moral unterscheide ich hingegen ganz klar die Ethik. Ethik stellt für mich eher die Basis für eine grundsätzliche (allgemeine) menschliche Wertgebung und -schätzung dar (daher zum Beispiel wichtig in Hinblick auf heikle Genforschungsfragen und Diskussionen zur umstrittenen Forschung mit embryonalen Stammzellen).
Moral hingegen bezieht sich meiner Ansicht nach eher auf Verhaltensweisen.
Das waren so meine Gedanken dazu. Ergänzungen / neue Ansätze / praktische Beispiele aus dem Alltag sind gerne willkommen. Es würde mich freuen zu erfahren, was Eure persönliche Moral ausmacht. Oder Ihr könnt natürlich auch einfach die angeschnittenen Aspekte kommentieren...
Schließlich ist dieser Blog nicht nur zum Spaß da, soll auch neue Denkimpulse geben, und ich würde mir wünschen, dass auch ab und an auch ein kleiner, gerne auch kritischer Gedankenaustausch dort stattfindet. ;)
Hallo liebe Karin :)
deinen Definitionen kann ich mich anschließen. Was allerdings die Ehre angeht - so sehe ich diesen Begriff nicht negativ bzw. überholt -
zumindest wenn ich ihn vor unserem westlich geprägten kulturellen Hintergrund sehe.
Ganz klar - Ehrenmorde bzw. das Verständnis von Ehre mancher Auslegungen des Islam ist z ... K... - das seh ich genauso, wie du.
Aber von UNSERER Kultur ausgehend ist für mich das Ehrgefühl etwas, das den Menschen z.B. von schändlichen Taten abhalten kann, das darüber hinaus ein Streben nach "Höherem" bzw. nach Weiterentwicklung impliziert, welches zugleich die Mitmenschen respektiert.
"Eine Frage der Ehre" ist aus meiner Sicht z.B., Dinge NICHT zu tun, mit denen man sich selbst oder andere Menschen entwürdigt.
Sich "ehrenvoll" zu verhalten bedeutet also auch, im Einklang mit moralischen Grundsätzen/-begriffen wie Loyalität, Verantwortung etc. zu handeln ...
Der Begriff "Ehre" wird nur leider eben oft von in irgendeiner Form Radikalen mißbraucht ...
Ganz liebe Grüsse an dich :)
Ocean
vom 14.09.2006, 12.16
So kann man es auch sehen. Meine Kritik an der "Ehre" galt auch eher der Möglichkeit des Missbrauchs dieses Begriffs. Danke für Deine gedanklichen Ausführungen.
LG Karin