Jülicher Atmosphärenforscher sind zurzeit in China, um dort Messkampagnen zur Luftqualität durchzuführen. Gemeinsam mit chinesischen Kollegen aus aller Welt untersuchen sie, welches die wichtigsten Ursachen für die Luftverschmutzung in den Ballungsräumen um Beijing und im Pearl River Delta sind. Ein wichtiges Ziel: Bessere Luft für die olympischen Spiele 2008 in Beijing.
Die Wirtschaft boomt in den Ballungsräumen Chinas, Industrialisierung und Verkehr nehmen rasch zu. Unerwünschter Nebeneffekt: Die Luftverschmutzung steigt ebenfalls dramatisch an. So ist die Troposphäre über China 2002 mit Stickstoffdioxid um 50 % stärker belastet als 1996. »Die Chinesen sind brennend daran interessiert zu erfahren, welche Schadstoffe im Einzelnen in der Atmosphäre vorhanden sind, und welche photochemischen Prozesse stattfinden«, so Prof. Andreas Wahner, Direktor am Institut für Chemie und Dynamik der Geosphäre des Forschungszentrums Jülich. Unter dem Einfluss des Sonnenlichts können aus Auto- und Industrieabgasen stark belastende Substanzen entstehen wie das Ozon, das hierzulande als »Sommersmog« von sich reden macht. Andererseits ist die Konzentration so genannter Hydoxyl-Radikale interessant, die viele Schadabgase abbauen. Die Forscher der Peking Universität, welche die Unersuchungen leiten, greifen gern auf die Expertise der Jülicher Wissenschaftler zurück.»
Dabei spielt zum Einen eine Rolle, dass das Forschungszentrum Jülich seit Jahren intensive Beziehungen zu chinesischen Universitäten pflegt«, sagt Wahner. Die Jülicher Wissenschaftler erfassen im Pearl River Delta derzeit beispielsweise verschiedene Aldehyde, bestimmen, wie stark Spurengase photochemisch zersetzt werden und messen die Konzentrationen kurzlebiger freier Radikale. Die Ergebnisse könnten weit über China hinaus bedeutsam sein: »Es gibt Hinweise darauf, dass sich aufgrund des enormen und zunehmenden Ausstoßes von Luftschadstoffen in China die photochemischen Folgeprodukte wie Ozon und Aerosole auf das Klima und die Luftqualität der gesamten nördlichen Hemisphäre auswirken. Damit könnte auch in Europa beispielsweise die Ozonkonzentration zunehmen«, hebt Prof. Andreas Wahner hervor. Eine zweite Messkampagne im Großraum Beijing ist für Mitte August bis Mitte September geplant.