Nachdem ich diesen von mir verlinkten
Artikel zum Thema heute ganz gelesen habe, möchte ich noch einige Gedanken dazu festhalten.
- Ausgehend von den im Text angeführten Beispielen kann man
schlussfolgern, dass die Personen, welche sich an ihr früheres Leben
erinnern, in diesem früheren Leben meist ein tragisches Ende (sei es
durch eine schwere Krankheit, durch Mord oder Selbstmord etc.)
erlitten. Kann es also sein, dass die Tatsache, dass sie sich daran
erinnern, damit zu erklären ist, dass im Prozess der Wiedergeburt, also in
der Zeit zwischen den Leben, irgendetwas anders verlaufen ist? Dass,
eben weil ein Leben etwa früher als vorgesehen beendet wurde, die Seele
etwa keine Gelegenheit hatte, den "normalen" Prozess, die zum Lernen
und schließlich zum Vergessen der im vorigen Leben gemachten
Erfahrungen führt, zu durchlaufen, und sich deshalb im nächsten Leben
daran erinnert? Weil eben noch eine "Rechnung offen" ist?
- Sehr verblüffend finde ich auch die Sache mit den Muttermalen,
also das manche davon nachgewiesenermaßen exakt z.B. mit den Narben,
die man in einem früheren Leben erhalten hat, übereinstimmen. Das
deutet darauf hin, dass die Genetik eben nicht das Einzige ist, was
einen Menschen zuallererst prägt, wenn er auf die Welt kommt. Wird sie
vielmehr sogar durch etwas Höheres, Spirituelles beeinflusst, durch
das, was die Seele in einem vorigen Leben mitbekommen hat? Ist die
Seele insofern eine Art Botschafter zwischen dem vorigen und dem
jetzigen Leben, also eine Art Botschafter zwischen den Zeiten?
Letzteres könnte man wiederum als Chance begreifen: Wenn man alle
Erfahrungen aus der Vergangenheit, die zutage gefördert werden,
aufschreiben könnte, könnte man wohl so einige Lücken und
Ungereimtheiten in den Geschichtsbüchern füllen. Natürlich nur, wenn
sich diese Dinge auch historisch nachweisen lassen und auszuschließen
ist, dass die "Erinnerungen" auch aus anderen Quellen, wie den Medien,
Erfahrungen aus diesem Leben, oder der Phantasie, stammen könnten. Auf
jeden Fall wäre es sehr interessant.
- A propos "offene Rechnungen" (wie ich sie oben im 1. Punkt
ansprach): Ein Beispiel eines türkischen Jungen zeigt besonders
deutlich, dass das durchaus möglich ist: Er hatte noch im kommenden
Leben Rachegefühle gegenüber seinem Mörder aus dem vorigen Leben, und
hatte sogar den Wunsch, diesen zu töten, wenn er ihm jetzt begegnete.
Wenn man so eine gruselige Geschichte liest, stellt man sich natürlich
die berechtigte Frage, ob es in jedem Fall so gut ist, Erinnerungen an
seine früheren Leben zu haben (ein Glück wäre es ja noch, wenn ein
Ereignis so lange zurückliegt, dass die betreffende Person nicht mehr
lebt, und selbst wenn man nach der Seele suchen würde, könnte man
ziemlich leicht den Falschen treffen). Ich persönlich kann mir aber
nicht vorstellen, bzw. WEIß, dass ich keine Rachegefühle hätte, selbst
wenn ich erfahren würde, dass in einem meiner vorigen Leben irgendein
Ereignis dieser Art stattgefunden hätte. Es ist doch vorbei, und
folglich kann man sowieso nichts daran ändern. Aus diesem Grund kann
ich solche Rachegefühle aus meiner Sicht einfach nicht nachvollziehen.
Vielleicht hängt das auch vom Umfeld ab, in dem man jeweils gelebt hat.
- Damit habe ich die Ãœberleitung zu einem weiteren Aspekt: Offenbar
ist es so, dass jeder den Tod und andere übersinnliche Phänomene
jeweils so erlebt (bzw. wahrnimmt, denn von Erleben kann ja jenseits
des Lebens, in dieser anderen Dimension, keine Rede sein), wie er zu
Lebzeiten daran glaubt. Dies hängt wiederum damit zusammen, in welcher
Kultur er gelebt hat, oder von welchen Denkweisen er (womöglich auch
über verschiedene Leben hinweg) beeinflusst wurde. Besonders
interessant finde ich es deshalb, weil sich in mir durch diesen Fakt
die Frage auftut, ob die Seele (die unendliche, spirituelle Seele, also
nicht das, was wir zu Lebzeiten "Psyche" nennen und nur ein Teilaspekt,
die vorübergehende Behausung, dessen ist) tatsächlich etwas so
vollkommen von der Welt Losgelöstes ist? Denn wenn dem so wäre, wie
könnte sie dann aus den gemachten Erfahrungen aus den gelebten Leben
lernen? Es muss etwas hängen bleiben, denn wie könnte sie sich sonst
ausgehend von dem, was sie gelernt hat, weiterentwickeln?
- Und noch ein Letztes, eine ganz und gar subjektive Ãœberlegung:
Wenn sich die Seelen sowie die Reinkarnation selbst weiterentwickeln
(eine Art "spirituelle Evolution"), dann muss es auch etwas geben, dass
dieser Evolution eine allgemeine Richtung gibt. Die Bezeichnung "Gott"
lehne ich nach wie vor aus den bekannten Gründen (weil Gott eine
Personifizierung ist und somit eine Erfindung des Menschen, um es sich
besser vorstellen zu können, in jedem Fall aber nur ein Teilaspekt) ab.
Eigentlich lehne ich jegliche namentliche Bezeichnung dafür ab, weil es
kein Wort dafür geben kann, was das Ganze erfassen könnte. Aber das
alles würde keinen Sinn machen, wenn es da nicht irgendeine treibende
und ordnende Kraft gäbe. Ordnend nicht im geläufigen Sinne, denn das
würde ja die Freiheit ausschließen - was ich meine, ist: Etwas, dass
alles als Grundlage so eingerichtet hat, auf dessen Basis die
Entwicklung beginnen konnte und das Zusammenwirken zwischen den Welten
(wenn man es so nimmt, ist ja jedes Lebewesen eine Welt für sich, und
erst wo wir mit anderen und mit den materiellen Dingen in Verbindung
kommen, entsteht eine gemeinsame Welt, die wir Wirklichkeit nennen)
funktionieren kann.
- Stellen wir uns im großen Zusammenhang vor (nehmen wir es einmal
an, Ihr müsst ja nicht daran glauben, jeder hat da seine eigenen
Theorien), dass es eine materielle und parallel dazu eine spirituelle
Welt gibt (daneben vielleicht noch einige andere, aber nehmen wir der
Einfachheit halber erstmal diese zwei). Nehmen wir weiter an, dass
diese beiden miteinander verbunden und in Interaktion stehen (darauf
deutet schließlich einiges hin) und sie sich weiterentwickeln. Dann
muss das Nirvana der Buddhisten aber etwas sein, dass davon vollkommen
losgelöst ist, und das daher umso schwerer zu erreichen ist. Denn in
der spirituellen Welt, so wie sie hier gesehen wird, sind die Seelen
keineswegs EINS, sondern differenzieren sich deutlich voneinander. Sie
stehen zwar in Verbindung zueinander, aber das bedeutet ja, dass sie
sich voneinander unterscheiden, je nach den Erfahrungen, die sie im
Diesseits gesammelt haben; und das würde wiederum bedeuten, dass diese
Seelen Persönlichkeit haben. Das aber steht im Widerspruch zum Ziel des
Buddhismus, wo es darum geht, diese Individualität zu überwinden.
Ich sehe, es ist eine Endlosthematik. Und je mehr man sich darin verstrickt, desto mehr neue Fragen tun sich auf...
KANN man überhaupt zu einer endgültigen Lösung kommen? Die Welt ist ja
schließlich auch nicht statisch; genausowenig sind es unsere
Gedankengänge. ;-)