Ausgewählter Beitrag

Plötzlich Nonne :-))

WARNUNG: Dieser Beitrag enthält an manchen Stellen eine gute Portion Humor. Menschen, die allergisch auf den Bio-Inhaltsstoff "Humor" innerhalb eines durchaus ernstzunehmenden "Produkts" reagieren, sollten besser nicht weiterlesen.

Zum Feiertag habe ich mir gedacht: Wenn dieser Tag angeblich eh ein "Männertag" sein soll, kann ich doch gleich ins Kloster gehen. 

Nein, keine Sorge: Ich kam an diesem Tag schon auch als Frau auf meine Kosten und habe ihn bei schönem Wetter genossen. Aber im Kloster war ich trotzdem!

In der Klosterruine Schwarzenbroich, um genau zu sein. Richtig schön abgelegen, mitten im Wald und ohne bestehende Ausschilderung ist sie ja eigentlich der ideale Ort, um sich für ein Weilchen von der modernen Welt zurückzuziehen. Man bemerkt wirklich nicht, dass im Umkreis weniger Kilometer Ortschaften und weitere alles andere als mittelalterliche Bauwerke sind.

Als ich den Weg gefunden hatte und den schmalen, teils schlammigen Pfad mit den pittoresken Pferdespuren gefolgt war, war mein erster (zugegeben recht weltlicher) Gedanke bei dem Anblick des "Erhaltungszustandes", dass das ein perfektes Motiv für die vergangene Marodes-Aktion vom Falk wäre. Titel: Marodes bei Merode - oder so.



Beim Umrunden der ziemlich heruntergekommenen Außenmauern, die bis auf eine umgestürzte Säule nichts Spektakuläres offenbarte, hatte ich plötzlich an der Nordwand ein Déjà-Vu. Eines von der Art, das man wohl nur dann bemerkt und zu interpretieren weiß, wenn man entsprechende Erfahrungen gemacht hat. Ich erblickte dies:



Durch ein Schild mit einer recht grob skizzierten Landkarte in der weitläufigeren Umgebung wusste ich schon, dass dort irgendwo der Jakobsweg entlang lief. Dass er jedoch genau an diesem ehemaligen Kloster vorbei ging, war dort nicht ersichtlich gewesen, allenfalls beim Abgleich mit einer Straßen- und Wanderkarte zu erraten.

Noch ein Stück weiter war schließllich ein Durchgang durch eine Lücke in der Mauer zu entdecken.

Doch nun, tretet ruhig ein, werte Pilger auf dem Weg des Lebens - dieser Teil ist einer der wenigen noch stabilen (auch wenn's vielleicht nicht so aussieht und der Zahn der Zeit auch daran bereits merklich genagt hat), und bei mir ist er auch nicht eingestürzt:



Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass Ihr an diesem Ort auf keinerlei Komfort zu hoffen braucht. Damit will ich sagen, die Bezeichnung "einfach" ist in diesem Falle noch sehr untertrieben. Von einer "Behausung" kann seit dem letzten Brand 1835 keine Rede mehr sein. Und auch die verbliebenen Mauern sollen Augenzeugenberichten zufolge in den letzten Jahrzehnten noch weiter verfallen sein. Wer hier unbedingt auf irgendeinem Steinhaufen Rast machen will, muss sich selbst verpflegen. Zur Not - weil es ja hier sonst gaaar nüscht gibt - könnt Ihr Euch dann einen Buchenblattsalat oder dergleichen herrichten.

Ein Dach über dem Kopf hat hier heutzutage nur, wer sich durch einen halb zugeschütteten Durchgang zu einem Ex-Kellergewölbe zwängen kann. Allerdings könnte es dort nach einem Regenschauer wohl etwas schlammig werden, und der Wind pfeift auch hindurch. Die Herbergsmütter und -väter haben sich schon lange von diesem gottverlassenen Ort verabschiedet, so dass bei Bedarf für einen einsamen Pilger keinerlei Hilfe da wäre, die ihm helfen könnte, aus diesem "Loch" wieder herauszukommen. Er müsste warten, bis der nächste Spaziergänger sich hierher verirrt...



Bitte entschuldigt, falls Euch jetzt ein Schauer über den Rücken gelaufen sein sollte. Zur Beruhigung: Ja, ab und zu verschlägt es durchaus ein paar Menschen hierhin. Ich habe ja auch hierhin gefunden - und übrigens kam ich auch wieder von hier weg. (Ich bin allerdings auch nicht in das zu enge Gewölbe hinabgeschlittert.)

Nur festes Schuhwerk und passable Kletterkünste sind auf diesem sehr unebenen Gelände unerlässlich.

Das muss, als hier einst noch Nonnen oder auch Priester fromm beteten, ihr Tagewerk verrichteten und gelegentlich Pilger aufnahmen, wohl anders gewesen sein. Und hier kommt der Punkt, wo ich mich spontan und kurzfristig in eine Nonne verwandelte:



Zugegeben war alles etwas improvisiert, die Kluft ist nicht "authentisch nönnisch", und echte Nonnen, die ein entsprechendes Gelübde abgelegt haben, dem ich mich niemals unterziehen würde, schlagen sich bei dem Outfit jetzt sicher empört die Hand vor den Mund. Für das Foto dürfte es aber glaube ich genügen. (Die steife Pose ist übrigens Absicht.)

Auf dem Rückweg kam ich ein zweites Mal an diesem Mauerbäumchen (mal ehrlich: Wer von Euch hat jetzt "Mauerblümchen" gelesen? A.CA.Smilewink.gif ) vorbei:



Eines Tages wird sich herausstellen, was von beidem länger Bestand hat: Wird der Baum im Kampf des Lebens siegen und die Mauer im gewachsenen Stadium in die Knie zwingen (wie offensichtlich viele Pflanzen zuvor es mit den anderen Mauern geschafft haben)? Oder wird die Mauer hartnäckig genug Widerstand gegen den Lauf der Natur leisten? Meist ist es die Vergangenheit, die als tote Materie früher oder später zu Gunsten von neuem Leben weichen muss. Was stark aussieht, erweist sich im Laufe der Zeit oft als porös. Und das vermeintlich Schwache zeigt seine Stärke mit dem naturgegebenen Wachstum.

Karin 18.05.2012, 21.30

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Kommentare zu diesem Beitrag

1. von Falk

Ein schöner Beitrag! :smile:

Allerdings sieht man daran auch, wie im Westen alles verfällt :blinky:

Vielleicht sollte der Soli nun doch auch mal für einen "Aufbau West" verwendet werden :hahaha:

Liebe Grüße
Falk

vom 28.05.2012, 12.07
Antwort von Karin:

 B.R.Blinky.gif Oder noch besser: Einen Soli unabhängig von der Himmelsrichtung, sondern da, wo er jeweils gebraucht wird.  
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