Gerade habe ich erlebt bzw. gefühlt, was für eine heilsame Wirkung Schreiben haben kann. Eben noch war mir gewissermaßen traurig zumute (es würde zu weit führen, das hier näher zu erläutern). Weil manche Erkenntnisse eben doch - das muss man sich erstmal eingestehen - im ersten Moment der direkten Konfrontation ein bisschen schmerzen - und einem mitunter auch nächtliche Einschlafprobleme (die jedoch ohne Folgen für meine heutige Munterkeit geblieben sind) bescheren - können. Auch wenn man darauf vorbereitet war und sich allmählich an die Tatsachen gewöhnt hat.
Zum Beispiel die Tatsache (die sich auf alle Lebensbereiche übertragen lässt), dass es eben doch ein »Zuspät« gibt. Dass man Chancen (falls vorhanden) verpassen, aber auch dass man so viele Signale falsch verstehen kann. Dass es nichts nützt, sich die Welt so zurechtzuträumen, wie man sich das irgendwann vielleicht einmal gewünscht hat - es wird ja doch nicht wahr.
Diese Wahrheiten einzugestehen ist eine Sache - direkt damit konfrontiert werden eine andere. Aber es ist notwendig. Denn nur so lernt man, damit umzugehen und das Beste draus zu machen - all das Positive, das bleibt, als Geschenk anzunehmen, und seinen eigenen Weg mit neuem Selbstbewusstsein und noch beharrlicher weiterzugehen.
Ja, genau! Und letztlich ist es doch gut, dass ich mich mit den Menschen, mit denen ich es zu tun habe, so gut verstehe, dass ich mit ihnen lachen kann. Falls ich mir jemals irgendetwas eingebildet habe, so tut es mir Leid. Ich habe mich halt in einer Hinsicht getäuscht. Aber da es noch so viele andere Aspekte gibt, die letztendlich sogar noch wichtiger sind, kann ich sehr gut damit leben. Nun bin ich wieder bei mir selbst angekommen. Und
das fühlt sich gut an!
PS: Beim Stichwort "Schreibtherapie", das ich in Hinblick auf mein eigenes Erleben als Titel für diesen Beitrag gewählt hatte, weil es einfach den Nagel auf den Kopf traf, fiel mir wieder ein Beitrag in
Absurd AG ein, den ich vor einiger Zeit gelesen hatte und der eben von einer solchen Schreibtherapie handelt (auf den Link klicken, um den entsprechenden Text zu lesen). Ihr seht also: Die lindernde Wirkung des Schreibens auf Körper und Seele ich sogar wissenschaftliche erwiesen. DAS bilden wir Webtagebuchschreiber uns also nicht nur ein! Aber eigentlich haben wir das doch schon immer gewusst und gespürt, oder?
Liebe Karin,
du hast mir in JEDEM Punkt so sehr aus der Seele gesprochen, und weil ich mir vorstellen kann, wenn man Tagebuch nicht nur für sich allein, sondern öffentlich schreibt wie du, dass einem die Meinung anderer über sich, wie man denkt, auch manchmal wichtig ist, oder?
Unsere Einstellungen ähneln sich so sehr, es ist immer wieder erstaunlich für mich, wenn ich deine Seite mal besuche. Du schreibst wirklich sehr schön, leider liegt mir das nicht, wenn mein Herz nicht mit eingebunden sein darf. Speziell deine beiden gestrigen Tagebucheinträge (aber auch ganz viele andere). Es wäre zu umständlich, dir zu erklären, warum, aber hätte ich sie doch bloß gestern schon gelesen. Da bin ich so überall mal drauf rumgetingelt (mach ich bestimmt wieder), war auch ganz nett, doch bin ich leider erst jetzt eben zu dir gekommen, wirklich sehr schade.
Ich kann hier ja nicht auf alles eingehen, die heilsame Wirkung des Schreibens, die habe ich viele Jahre kennen gelernt, aber ich schrieb nur für mich. Ich brauche das nicht mehr; ich habe einige Wochen vor meinem Urlaub ALLE meine Tagebücher von JAHREN vernichtet. Bis auf ein paar wenige und Aufzeichnungen, an Hand derer ich mir zwischendurch klar mache, wie weit ich heute über Dingen stehe, die mich einmal fast zerstört hätten. Ich fühlte mich unerhört befreit!
Gerade dein zweiter und dritter Absatz, genau so ist es. Mit dem Abschied von meinen Tagebüchern habe ich Abschied von einem immer wieder zwischendurch hochkommendem Wunsch (oder Traum? ichweissnichtgenau) genommen, den Rest habe ich in einem wunderschönen Urlaub mit Freunden verarbeitet und mir genau das bewusst gemacht, was du schreibst.
Dass es ein „Zuspät“ gibt, einen Punkt, ab dem man weiß, nichts wird mehr zurückkehren, was an dir vorbeigegangen ist, so drückts du es aus, es passt ein bisschen auf mich.
Lange Zeit hing Phil Bosmanns Spruch über meinem PC: „Es ist nie zu spät sich zu versöhnen, denn es ist nie zu spät zu lieben, und auch nie zu spät glücklich zu sein.“
Auch Schriftsteller irren, so wie wir eigenen Täuschungen unterliegen, doch mit dem letzten Teil hat er Recht.
Ich glaube, das Allerwichtigste ist doch, „danach“ auf eine gesunde Seele acht zu geben, sich selbst zu lieben, um diese Liebe irgendwann wieder abgeben zu können.
Dafür hatte ich am längsten gebraucht.
Ich wäre in diesen Dingen so gern ein Verstandesmensch, dann würde ich zum Beispiel jetzt dir nicht schreiben, ich würde überhaupt keine Weblogs lesen, ich würde überhaupt nicht ins Internet gehen! Macht Internet auf gewisse Weise „süchtig? (lach bitte nicht). Oft tue ich es ja. Schalter aus und andere Dinge tun, die zum LEBEN gehören.
Ich könnte mich jetzt gemütlich in eine Ecke kuscheln und mein Buch weiter lesen und sitze am PC und schreibe dir, ich bin noch nicht dahinter gekommen, ob das gut ist oder falsch.
Ich denke, ich bin wie du auch bei mir selbst angekommen. Das fühlt sich oft verdammt gut an, aber manchmal fühlt es sich schrecklich kalt an. Wie verrückt wir doch manchmal sind, wie Kinder. Ich weiß genau, habe alles selbst in der Hand, wie es mir geht. Ein Freund hat mir sogar sehr geholfen, das Loslassen zu lernen, das war der schlimmste aber wichtigste Prozess. Und heute? Ich bin eine Spiel-Natur (ich schreibe bewusst nicht Spieler, denn ich spiele nicht mit Gefühlen, nur mit Umständen), und das machte es mir schwerer als anderen. Machte? Macht es mir wohl immer noch oft. Der Reiz, bisschen weiter zu „spielen“ ist irgendwie immer da, dabei stimmt das Wort eigentlich nicht wirklich in meinem Fall, nicht wirklich. Im Urlaub habe ich mir selbst Internetverbot erteilt und habe es bis auf einen oder zwei „Ausrutscher“ gut durchgehalten.“.
Was du gestern um 16:28 in deinem letzten Satz geschrieben hast, das hat mich heute so richtig wieder gerade gebogen. Danke, dass du so offen bist! Zu mir passt zwar nicht das „tolle Häppchen“, so eins hatte ich nicht zu erwarten, das wäre eher ein „harter Brocken““ geworden und die Phase des Sich-Selbst-Belügens habe ich auch schon hinter mir. Ich weiß, was ist wahr, was ist Fantasie. Ich habe Augen, Ohren, Verstand und Herz.
Aber in Phasen, wenn ich die Realität mal ausschalten möchte, spiele ich gern mit der Fantasie, warum brauchen wir das bloß? Ich bekomme aber, wenns mir sehr nahe geht, immer die Kurve, dann kippe ich alles um ins Gegenteil, denn ich bin ganz schnell bei den Tatsachen angelangt, allein oder mit „Hilfe“ anderer. Weißt du, heute dein Beitrag hat mir sehr gut getan. Ich bin wieder da, wo ich stehen muss, wo ich innen drin sein muss, in mir, um meine Seele heil zu halten.
Ich danke dir und entschuldige mich, dass ich deine Seite vollgeschrieben habe mit all meinen Gedanken, alten Gedanken, weil du sie alle selbst kennst. Lösche bitte meinen Beitrag nach dem Lesen! Um wieder Platz zu haben für schöne Kommentare. Ich werde dir nicht böse sein.
Ich besuche dich hier wieder und bis dahin nehme ich dich in Gedanken lieb in den Arm. Träume sollten wir ruhig behalten, wir müssen ihnen nur die richtige Richtung geben, um uns nicht zu verlaufen
Schlaf schön!
Julia
vom 12.08.2006, 22.08
Liebe Julia, warum sollte ich Deinen Eintrag löschen (oder möchtest Du das)? Ich lese jedenfalls gerne, was Du schreibst, und finde es übrigens sehr mutig, Deine Gedanken so offen zu schreiben.
PS: Falls ich Dich in der Vergangenheit mal aus Versehen gelöscht habe, so tut es mir Leid. Es war nicht böse gemeint. Außerdem weiß ich ja nicht, wer Du bist, kann aber verstehen, wenn Du öffentlich lieber anonym bleiben willst.
LG Karin