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Tiere und Menschen - Freiheit

Ganz davon abgesehen, dass es eine Kunst ist, eine gute Tierdoku zu drehen, zumal es sehr viel Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen erfordert, die Tiere im Einklang mit der Landschaft ins rechte Licht zu rücken, ohne dass diese schreiend weglaufen:

Es macht mir einfach Freude, mir ab und zu einen Tierfilm anzusehen.
Warum ist das so?

Nun, zum Einen ist es beruhigend zu sehen, dass in der Natur alles noch seine Ordnung hat - so lange der Mensch (jenes Wesen, das sich schon seit Jahrtausenden verzweifelt bemüht, immer weiter davor davonzulaufen) nicht darin eingreift statt MIT ihr zu leben.

Andererseits wird beim Beobachten des Verhaltens unserer Mitbewohner auf diesem Planeten auch deutlich, wie sehr die Tiere doch in vielen Bereichen dem Menschen ähneln. Nur gehen sie oft anders damit um.
Rivalität und Eifersucht münden im Tierreich, ist der klärende Kampf erst einmal ausgefochten, meist im Frieden - sie akzeptieren die (neue) Situation. Bis zum nächsten Konflikt, der sich dann wiederum um etwas ganz anderes dreht, und in der Regel nicht tödlich endet - so gefährlich es je nach Tierart auch manchmal von außen aussieht.
Die Menschen hingegen hauen weiter drauf, auch wenn das Opfer längst am Boden liegt. Und sie sind nachtragend. Sind nicht immer in der Lage, etwas auf sich beruhen zu lassen, wenn die Sache längst begraben ist.

Auch hier zeigt es sich, dass wir Menschen im Grunde einiges von den anderen Tieren (wieder) lernen könnten. Tatsächlich bedeutet das keinen Rückschritt - vielmehr ist es das, wenn manche all das Vernünftige und positiv Menschliche, was wir im Laufe der Zivilisationsentwicklung aufgebaut haben, wieder zunichte machen.

Wenn man sich einen funktionierenden Familienverband einer Herde so ansieht, wird man schnell - zumindest in dem Punkt - zu der Einsicht gelangen:
Tiere sind die besseren Menschen.

Natürlich gibt es auch Aspekte, wo es nach Menschenansicht Zweifel gibt. So erscheint es nicht richtig, ein Jungtier, das schwächelt, allein zurückzulassen, den wilden Feinden ausgeliefert (wie man meint).
Doch auch hier werden die anderen Tiere wohl wissen, was sie tun. Wäre das Jungtier wirklich in Lebensgefahr und wären sie der Meinung, es würde sie nicht wieder einholen können und überhaupt, dass es die Ruhe vielleicht braucht, um sich zu regenerieren - dann hätten sie es sicherlich nicht allein gelassen.
Oder sie haben es in der Hektik (z.B. der Flucht vor einer Gefahr) nicht bemerkt, dass es sich von der Herde entfernt hat.
Oder aber sie haben erkannt, dass sie ihm nicht mehr helfen können. Würden sie bei ihm bleiben, bis es tot ist, würde vielleicht ein Rudel Raubtiere sich auf sie alle stürzen. In dem Fall würde das Wohl aller schwerer wiegen als ein Einzelschicksal, an dem sich nichts mehr ändern ließe.

Fakt ist: An dem Zusammenhalt von Herdentieren könnten wir uns ein Beispiel nehmen.
Aber auch von Einzelgängertierarten könnten wir etwas lernen: Eigenständigkeit. Verantwortung (und Achtung) für uns selbst. Auf unsere "innere Stimme" und unsere eigenen (wahren) Bedürfnisse hören...
Eigentlich haben wir es ja nicht wirklich "verlernt", doch im Trubel des Alltags - oder auch nur unserer Gedanken an nichtige Probleme, die sich vor uns auftürmen - wird es doch allzu häufig übertönt.

Tiere sind die besseren Menschen - man kann es auch umkehren.
Menschen sind die schlechteren Tiere.
Wenn man sich anschaut, wie einige Menschen mit ihrer ach so hochgelobten Freiheit (?) umgehen...
wie sie sich das Recht herausnehmen, anderen ihre Freiheit zu nehmen oder zumindest zu bestimmen, wie die Freiheit anderer zu sein hat...
wie sie sich als Gott aufspielen und über Leben und Tod, Freiheit und (echte oder geistige) Gitterstäbe entscheiden, als wären sie dazu befugt...
dann möchte man sie am liebsten mit einem Tritt in die - tatsächlich - freie Natur befördern, wo sie, wenn sie schön brav ruhig sitzen bleiben, früher oder später einigen freien Wesen begegnen werden. Vielleicht leuchten dem einen oder anderen dann irgendwann ein paar Dinge ein.

Zumindest will ich das hoffen.
Bei besonders hartgesottenen, unverständigen Menschen ist es hingegen wahrscheinlicher, dass sie die Herde zusammentreiben und in ihr Verderben jagen, um sich die Tiere damit untertan zu machen.
Er unterliegt dem Irrglauben, wenn er anderen Wesen ihre Freiheit (und letztendlich wohl auch ihr Leben) raubt, würde er seine eigene Freiheit verteidigen, wenn nicht sogar vergrößern. Er verwechselt Freiheit mit Macht. Macht ausüben, bedeutet für ihn die höchste Freiheit. Dabei übersieht er, dass gerade diese Macht ihn erst recht abhängig macht. Er ist in seinem eigenen Netz gefangen. Einem menschengemachten Netz des Verderbens.
Damit versucht er dem Rest der Schöpfung (am Ende also auch sich selbst) einen Strick um den Hals zu legen. Dieser muss natürlich gut getarnt werden.
Also wird der Strick sinnbildlich mit Zucker eingepudert. Der Zucker, das ist die Illusion, dass es den frei geborenen Tieren in der Obhut des Menschen besser ginge. Sie geben ihnen Futter, das sie nun nicht mehr jagen müssen. Ein Dach über dem Kopf, damit sie nicht draußen in der Nacht frieren müssen...
Dabei verkennen die Menschen, dass die Tiere mit ihrem Leben da draußen vielleicht glücklich waren. Klar, wenn eines krank wurde, konnte ihm nicht geholfen werden - entweder die Selbstheilungskräfte waren stark genug, oder der Tod erlöste es von seinen Leiden. Aber auch das war okay, wurde doch damit auch Platz für die Nachkommen geschaffen.
Massentierhaltung kennt die Natur eben nicht.

Dafür können sich die Tiere dort frei entfalten.
In der Gefangenschaft hingegen verlernen sie es sogar, sich frei entfalten zu wollen. Sie werden bequem und gewöhnen sich so sehr daran, dass man das Gatter entfernen könnte, und sie würden trotzdem an Ort und Stelle sitzen bleiben.
Was also wie ein Geschenk des Menschen aussieht (Fressen, ohne den Hintern dafür erheben zu müssen), entpuppt sich als widernatürlichste Handlung, die man den Tieren antun könnte. Und die Tiere empfinden es irgendwann womöglich nicht einmal mehr als grausam.
Selbst wenn sie eines Tages vollgefuttert auf der Schlachtbank liegen, erscheint es ihnen als das Normalste auf der Welt, vielleicht sogar eine Gnade.

So ist das, wenn die Freiheit durch die Verheißungen eines komfortableren Lebens geopfert wird, und dann aus Bequemlichkeit kein Versuch gestartet wird, sie zurückzufordern. Weil doch alles anscheinend gut so ist, wie es ist.
Nun stellt sich die Frage: Wenn die Freiheit - vielen Menschen übrigens auch - scheinbar so wenig wert sein soll, was ist ihnen dann überhaupt noch wert genug, bewahrt zu werden?

Es gibt eine Art von Freiheit - vielleicht ist dies sogar die einzig wahre! - die sich keiner freiwillig nehmen lassen sollte (und wenn er es doch zulässt, ist er selber Schuld): Die Freiheit des Willens, die in ihm ist und der Schlüssel zu allem ist, was er tut oder sein lässt.
Würde diese geopfert, verschwänden auch alle anderen Freiheiten (und mit ihnen auch die Verantwortung, die damit verbunden ist) aus unserem Leben.
Gerade deshalb darf und kann diese essentielle Freiheit, die Freiheit des Willens, weder wegdiskutiert noch wegrationalisiert werden, wie manche Herrschaften der Wissenschaft es in letzter Zeit immer beharrlicher versuchen.

Karin 13.08.2007, 23.28

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