Ausgewählter Beitrag
Unparteilichkeit
Ich, 22, parteilos. Parteilos, aber nicht kopflos. Nicht meinungslos. Nicht rückgratlos. Nicht willenlos. Auch nicht herzlos. Einfach nur parteilos aus Überzeugung.
Unparteilichkeit als Lebensprinzip. Als individuelles Gesetz, das man sich gesetzt hat. Als persönlichen Weg des Friedens mit sich selbst und seiner Umwelt. Und vor Allem: Als Voraussetzung für die Freiheit aller. Für den freien Meinungsaustausch. Für das gute Miteinander ohne verletzende Reibungen oder gar Anklagen. Aber auch für die innere Freiheit. Ohne zwischen den Fronten zerquetscht zu werden. Oder gar in Zwiespalt mit sich selbst zu geraten.
Ich habe für mich die Unparteilichkeit gewählt. Nicht nur, weil ich mich nicht gern in Schubladen stecken lasse, in denen es mir schon bald zu eng werden würde. Sondern auch, weil ich der Ansicht bin, damit am besten zu fahren und der Gemeinschaft so am besten zu dienen. Nicht, um mich kleiner zu machen, als ich bin. Sondern im Gegenteil, um so sein zu können, wie ich nun einmal bin, und wozu ich auch stehe. Und weil ich gern mal über den Tellerrand schaue, um damit meinen Horizont zu erweitern und letztlich die Welt - und ihre Menschen - immer besser zu verstehen. Denn daraus kann auch ich wachsen.
Mit meiner Unparteilichkeit stelle ich mich auch keineswegs ins Abseits. Vielmehr erlaubt es mir diese, mich an die jeweilige Gesellschaft anzupassen, ohne mich selbst zu verlieren. Ich verstehe mich durchaus als Puzzleteil eines großen Ganzen - und als solches bewahre ich meine Neutralität, um eins mit mir selbst zu bleiben und mir jeweils die Farbe zu geben, nach der mir gerade ist. Authentizität. Mit Echtheitszertifikat. Unverfälscht. Unbeschönigt. Unbeirrt. Unabhängig. Einfach ich.
Ich, 22, parteilos. Mit Leib und Seele.
© Karin Scherbart