Dieses Buch habe ich schon vor einiger Zeit zuende gelesen. Als es noch besser zum Wetter passte. *g* Ich stelle meinen Lesestoff nicht unbedingt chronologisch vor.Â
Eigene Inhaltsangabe von "Kalte Stille"Einige traumatische Erlebnisse verfolgen Jan Forstner bis in die Gegenwart. Als er 12 Jahre alt war, ertrank die psychisch kranke Tochter seines Nachbarn, Alexandra Marenburg, vor seinen Augen im vereisten See des Stadtparks der fiktiven deutschen Stadt Fahlenberg, dessen Eisschicht eingebrochen war, als sie darüber lief. Die Frage, weshalb sie aus der Waldklinik, der ebenfalls fiktiven Psychiatrie von Fahlenberg, ausbrach, und warum sie auf ihrer Flucht solche Angst gehabt haben könnte, beschäftigt ihn bis heute (bzw. bis zu dem Zeitpunkt in der Gegenwart, wo der Roman ansetzt und durch den er sich zieht). Denn mit diesem Ereignis kam eine Kette schicksalhafter Geschehnisse in Gang, die bewirkten, dass sein Leben nie wieder so sein wird wie vorher.
Unmittelbar nach Alexandras Tod will er ihrem Rätsel auf die Spur kommen. Aus diesem Grund begibt er sich des Nachts wieder in den Park, ausgerüstet mit dem Diktiergerät seines Vaters, welches er heimlich aus dessen Büro entnommen hat. Damit erhofft er sich in seiner kindlichen Phantasie, irgendwelche Laute von ihrem Geist oder dergleichen aufzunehmen. Leider hatte er nicht damit gerechnet, dass sein ein paar Jahre jüngerer Bruder Sven ihm in den Park folgen würde. In dem kurzen Moment, den er braucht, um hinter einem Baum ein dringendes Bedürfnis zu erledigen, verschwindet nämlich sein Bruder. Und auf dem Band, das währenddessen weiter gelaufen war, ist keinerlei Geräusch zu hören, das irgendwelche Hinweise auf seinen Verbleib hätte geben können. Jan leidet bis ins aktuelle Erwachsenenleben hinein sehr an diesem Vorkommnis, zumal er sich selbst die Schuld am Verschwinden seines Bruders gibt, obwohl dieser ihm ja freiwillig gefolgt ist und nicht ohne ihn zurückgehen wollte.
Svens Verschwinden belastet die Familie natürlich sehr, umso mehr, als dass auch nach umfangreicher Suche immer noch – abgesehen von einem Wäschestück, das später auf einem Rastplatz gefunden wird, aber sonst auch keine näheren Hinweise liefert – jede Spur von ihm fehlt. Doch als ob das noch nicht genug wäre, verliert er kurz darauf auch noch seinen Vater. Dieser fährt offenbar eilig mit unbekanntem Ziel los, nachdem er einen Anruf erhalten hat – und kehrt nicht mehr zurück. Stattdessen wird er an seiner Unfallstelle im Wald tot aufgefunden. Es wird vermutet, dass der Anruf etwas mit dem Verschwinden seines jüngeren Sohnes zu tun gehabt haben könnte, aber sicher ist nichts. Nach all diesen dramatischen Vorfällen stürzt Jans Mutter in eine tiefe Depression, so dass Jan sich in seiner Freizeit um diese und den Haushalt kümmern muss. Als er einige Zeit später einmal nach Hause kommt, macht er eine weitere grausige Entdeckung: Seine Mutter liegt mit aufgeschnittenen Pulsadern tot in der Badewanne des inzwischen recht verwahrlosten Hauses. Daneben hatte sie Fotos von den Familienmitgliedern aufgestellt. Aus einem für ihn zu diesem Zeitpunkt unerfindlichen Grund fehlt er dabei. Mangels anderer Erklärungen und aufgrund seiner eigenen Schuldgefühle deutet er dies in jenem Augenblick (und noch lange danach) so, dass seine Mutter ihm die Schuld am Verschwinden seines Bruders gegeben hätte.
Nun, in der Gegenwart, kehrt er aus beruflichen Gründen in seine Heimatstadt zurück. Wegen eines Vorfalls konnte er seine bisherige Tätigkeit in der Forensik nicht mehr weiterführen. So kommt es ihm sehr gelegen, als er von dem dortigen Klinikleiter Professor Fleischer den Job als Facharzt in der Fahlenberger Waldklinik, in der auch sein Vater einst tätig war, angeboten bekommt. Allerdings nur unter der Bedingung, dass er sein eigenes Trauma mit Hilfe von Professor Rauh therapeutisch aufarbeitet. Bei seinem alten Nachbarn Rudolf (Rudi) Marenburg findet er während dieser Zeit seine Unterkunft.
Doch offenbar ist der Albtraum noch nicht zuende. In der Anfangszeit seiner Tätigkeit in jener Psychiatrie wird er eines Tages auf der Fahrt zur Arbeit Zeuge, wie sich eine Frau von der Brücke auf die Schnellstraße stürzt. Dabei wird sie fürchterlich entstellt und stirbt an den Folgen des Sturzes. Es stellt sich heraus, dass es sich dabei um eine gewisse Nathalie Köppler handelt, welche wenige Wochen zuvor erst aus der Waldklinik entlassen worden war. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin, der Journalistin Carla Weller, und ihrem Freund Ralf, der als Pfleger in der Waldklinik arbeitet, versucht Jan Forstner, die Hintergründe dieses Todes herauszufinden. Die beiden ihr am nächsten stehenden Menschen glauben nicht, dass Nathalie von sich aus einen Selbstmord begangen hat, zumal es ihr nach der Entlassung besser zu gehen schien als zuvor.
Was hat es mit all diesen Ereignissen auf sich? Gibt es in dem einen oder anderen Fall irgendwelche Zusammenhänge? Und wer steckt eventuell dahinter? Dies und mehr erfahrt Ihr in diesem Thriller.
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Meine RezensionDer Roman beginnt mit einer Rückblende, welche vergangene Geschehnisse darstellt. Zunächst wird der Autounfall von Jans Vater geschildert, nach dem eine mysteriöse Person kurz auftaucht, die ihn einfach in dem Wagen sterben lässt, anstatt einen Krankenwagen zu holen, Erste Hilfe zu leisten oder was für Maßnahmen noch ergriffen werden könnten. Es gibt keinerlei Hinweise darauf, wer das sein könnte. Im nächsten Kapitel wechselt die Szene in die Gegenwart, wo Jan sein Vorstellungsgespräch mit Fleischer in der Waldklinik führt. So geht die in der Er-Form verfasste, abgesehen von einigen wenigen Szenen überwiegend aus Sicht des Protagonisten Jan Forstner beschriebene Erzählung dann abwechslungsreich weiter. An keiner Stelle wird zu viel vorweg genommen, man fiebert als Leser praktisch mit. Nach und nach fügen sich die Puzzleteile zusammen – aber auch falsche Fährten werden passend eingebaut. Dabei ist das Verhältnis zwischen Beschreibungen der Handlung und der Orte, wörtlicher Rede und Gedanken ebenso wie die Länge der Kapitel ausgewogen. Das alles trägt einschließlich des lebendigen, die Atmosphäre gekonnt vermittelnden Schreibstils maßgeblich zur Spannung der Story bei.
Auch die Charaktere ebenso wie ihre jeweiligen Beziehungen zueinander werden hier meiner Ansicht nach zumeist durchaus glaubhaft herübergebracht, wobei bestimmte Figuren bewusst bis zu einem bestimmten Zeitpunkt diffus bleiben. Anfangs empfand ich den Zeitraum, in dem diese Figuren und ihre Motive im Vagen blieben, schon als ein bisschen lang. Doch dann stellte sich das tatsächlich als gewollter Effekt heraus. Allgemein kann ich sagen, dass dieser Thriller den Schwerpunkt vor Allem auf die Story gelegt hat. Die wichtigen Charaktere sind meines Erachtens recht gut ausgearbeitet und fügen sich gut dort hinein. Und wenn doch mal vereinzelt etwas nicht ganz stimmig erscheint, so wird das später entweder wieder ausgebügelt oder hat eben seinen Grund.
Was ebenfalls zur Spannung beiträgt, ist die Tatsache, dass immer genau an den richtigen Stellen ein neues Ereignis, ein neuer Aspekt oder eine Wende eintritt. Der Spannungsaufbau ist oftmals so, dass eine Szene in einem für den weiteren Verlauf bedeutsamen Geschehnis gipfelt. Das Ende finde ich durchaus rund, das heißt, als ich das Buch schlussendlich beiseite gelegt habe, waren für mich alle wichtigen Fragen beantwortet. Die letzten paar Seiten erschienen mir zwar etwas sprunghaft und nicht unbedingt notwendig, da die Auflösung ja schon erfolgt war. Aber das vermag meine Gesamtbewertung auch nicht mehr zu beeinträchtigen.
FazitEin spannender Psychothriller, der tatsächlich an so mancher Stelle fröstelnd zu machen vermag. Die ideale Lektüre für kalte und dunkle Wintertage, gemütlich eingemümmelt und womöglich bei einem heißen Getränk.
Ja da war ich doch jetzt gespannt was Du zu sagst, denn ich hab erst sein Debüt gelesen "Trigger" was mich absolut gefesselt hat. Die Meinungen bei "Kalte Stille" gehen eher auseinander. ABer auf alle Fälle muss das auf meinen Wunschzettel!!
LG Kerstin
vom 24.02.2011, 18.17
Trigger habe ich noch nicht gelesen. Das kann aber erstmal zu Gunsten meines bisherigen SUB warten.Â