Obwohl dieser Tag recht unscheinbar begann und ich nicht viel mehr als den üblichen Haushalt gemacht habe, hat er sich am Ende doch auf eine besondere Weise gelohnt.
Hach, ich wusste gar nicht mehr, wie schön es sein kann, in alten Sachen, Fotos und Papieren zu stöbern - noch dazu Dinge, die einmal einer Person gehört haben, die schon lange nicht mehr lebt. All diese Gegenstände, aber auch Worte, erzählen Geschichten, und auch wenn ich die Hintergründe und manche Personen auf den Bildern sowie manche, die die Postkarten geschrieben haben, nicht kenne, werden diese Geschichten beim Hervorkramen irgendwie wieder lebendig. Ich bin mir so richtig vorgekommen wie eine Detektivin, die im verflossenen Leben einer Toten herumschnüffelt - nicht in dem negativen Sinn, der dieser Bezeichnung anhaftet, sondern einfach so. Aus Neugierde. Und um die näher kennen zu lernen, die ich doch trotz allem so wenig gekannt habe, obwohl sie doch in mir ist. Obwohl ich doch ein Teil von ihr bin und glaube, viele Eigenschaften von ihr geerbt zu haben.
Wenn ich manche körperlichen Merkmale von meinem Vater habe, dann habe ich ihr viele meiner seelischen Züge zu verdanken. Okay, mein Gesicht und alles, was darum ist, wurzelt auch in ihr. Genauso wie ich einige Charakterzüge sicher auch von meinem Vater habe. Aber im Grunde trifft es zu, dass meine Mutter meine Seele und mein Vater mein Körper ist. Wenn ich in Vergleichen spreche.
Ich habe also den alten Schreibtisch, der einmal meiner Mutter gehört hat und von dem ich mich trotz wackliger Standfestigkeit nicht trennen will, aufgeräumt. Viele nützliche Dinge waren ebenfalls darin, aber auch ausgeschnittene Papierschnitzel, getrocknete Tinte und sonstige Sachen, die man getrost wegschmeißen kann.
Behalten habe ich das, was ich noch brauche (Briefumschläge, Schreibutensilien, Heftzwecken, eine Lupe, einen Kompass, etc.), aber auch natürlich die Fotos, Briefe und Postkarten, Notizbücher, ein paar schöne Spruchkarten ... und dieses umständliche Schreibgerät (oder was auch immer es ist) mit den Initialen meiner Mutter:

Kennt das noch jemand? Weiß jemand, wie es funktioniert?
Jetzt noch einmal die Seitenansicht (sieht gefährlich aus, ist es aber nicht):

Ein Original- Dymo Labelmaker. Steht zumindest vorn oben drauf, was auf dem Foto nicht lesbar ist.