In letzter Zeit (sagen wir, etwa zwei Wochen lang) war mein linkes Ohr irgendwie verstopft (nein, kein Ohrenschmalz - ich reinige meine Ohren regelmäßig!!!). Es fühlte sich an, als wäre Watte darin, und entsprechend musste fast die ganze Hörarbeit vom anderen Ohr geleistet werden. Gut, da ich meistens auf der rechten Seite schlafe, war dieser Umstand nachts beim Schlafen ja noch ganz praktisch, da ich so den nervigen Straßenlärm weniger laut hörte. Aber sonst war das doch eigentlich mehr unangenehm und ungewohnt. Auch für meine Mitmenschen, die zwar meine manchmal schrille Stimme kennen, die aber in diesem Zeitraum sicherlich zu mehr Unannehmlichkeiten geführt hat als sonst. Die Szene bei der Abschlussfeier für die diesjährigen Absolventen auf dem Berufskolleg zum Beispiel, wo ich letztes Jahr verabschiedet worden war, und wo ich am Montag zu Besuch war, werde nicht nur ich niemals vergessen: Vor der Aulatür, wo noch das offizielle Programm ablief, begann ich ein Gespräch mit meinen damaligen Mathelehrer. Ich hatte ihm gerade kurz in einem Satz meine momentanen beruflichen Situation geschildert und merkte dann auch selbst, dass ich viel zu laut - und das auch noch in den Raum hinein - gesprochen hatte, so dass es an den Wänden ringsum schallte und wohl keinem das entgangen sein musste. Wir setzten ein paar Schritte von der Innentür zur Aula zurück und ich erneut zum Sprechen an, weil ich ja noch erzählen wollte, was ich davor getan hatte (ich war ja nicht ein Jahr lang ununterbrochen arbeitslos und wollte diesen Eindruck auch keineswegs erwecken; vor Allem aber wollte ich meine letzte Tätigkeit erwähnen, die ich so toll fand und die mir so viel mit auf den Weg gegeben hat, obwohl ich leider nicht übernommen werden konnte). So weit kam ich aber gar nicht, denn auch der zweite Ansatz scheiterte an dern Lautstärke. Peinlich, peinlich. Wir einigten uns darauf, uns später weiter zu unterhalten, wozu es dann nicht mehr kam. (Dafür redete ich noch mit ein paar anderen Lehrern, mit einigen kürzer als erwartet, weil sie es entweder eilig hatten oder anderweitig beschäftigt waren.)
Und nun zurück zum Thema: Ich hatte eigentlich heute vorgehabt, einen Termin beim Ohrenarzt zu machen, weil mir die Sache doch allmählich Sorgen bereitete (was wäre nur gewesen, wenn dasselbe mit dem anderen Ohr dann auch noch passierte? Taub wollte ich schließlich auch nicht werden).
Aber dann kam plötzlich das Wunder: Es machte Knacks! Und auf einmal war die Taubheit auf dem linken Ohr weg. Einfach so. Als wäre nichts gewesen. Ich weiß zwar jetzt immer noch nicht, was damit los war, aber ich bin geheilt! Ihr könnt Euch nicht vorstellen, was für ein befreiendes, erleichtertes Gefühl das ist. In den ersten paar Minuten kam mir die Welt zwar richtig laut vor. Doch an den Lärm, der vorher auch immer so alltäglich war, werde ich mich wohl auch wieder gewöhnen.
Und: Ich werde dieses Erlebnis als stetiges Mahnmal an mich selbst sehen, sprich werde wohl nie wieder unwissentlich die Ohren meiner Mitmenschen überstrapazieren, wenn es sich vermeiden lässt. Ich kenne jetzt noch mehr den Unterschied zwischen laut und leise. Vor allem aber ist mir jetzt noch deutlicher bewusst, was für ein Geschenk es ist, hören zu können.