Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Katastrophen

Ohne Titel

Schon mit acht Monaten werden nordkoreanische Kinder in staatliche Obhut gegeben. Damit ihre Mütter weiter Kohl ernten oder sonstwie von wirtschaftlichem Nutzen für den Staat (denn der eigene Nutzen, Verdienst ist doch eher spärlich) sein können. In diesen staatlichen Kitas (oder wie man diese Einrichtungen, in denen sie übrigens auch übernachten, nennen will) bekommen sie bereits in der Wiege Loblieder auf den so genannten »lieben Führer« Kim Jong Il(l) vorgesungen. Sobald sie laufen und sprechen können, geht der Drill in Form von Beschallung, und zwar schon morgens bei der Frühgymnastik, wo sie wiederum Loblieder singen müssen, weiter.
Wenn sie dann ins Schulalter kommen, erscheinen ihnen die zackigen Bewegungen, wie sie sich, wenn sie in der Klasse aufgerufen werden, stramm neben ihren Stuhl stellen, um irgendein englisches (!) Vokabelwort oder eine zuvor auswendig gelernte Erklärung nachzuplappern, als normal; ja, das alles, was mit Erziehung zu selbstständigem Denken (das wäre ja tödlich für das Regime) nicht mehr viel zu tun hat, ist dann bereits Alltag geworden.
So werden die Menschen schon sehr früh vorbereitet auf ein Leben in einem Land, wo das Wort »Freiheit« (falls überhaupt vorhanden) ein Fremdwort oder zumindest nicht erwünscht ist. Man kennt es eben dort nicht.

Wenn man sich schon eine Kindheit in Nordkorea vor Augen führt, eine Kindheit, die eigentlich keine ist, und die man sich als Außenstehender fast vollkommen trostlos vorstellt, so ganz ohne Glücksmomente, eben so grau wie die Äcker und Plattenbauten in diesem Land aussehen, so leer, wie die Straßen gemessen am motorisierten Verkehrsaufkommen sind; ja, wenn man sich das Leben dieser Kinder vorstellt, die nie Kind sein durften, sondern zum Geburtstag des verstorbenen Begründers dieses Elends vor einer Riesenstatue dessen aufmarschieren müssen, während die Musik für den Toten spielt und danach die Frauen in ausnahmsweise mal bunten Kleidern einen perfekt einstudierten Tanz aufführen; dann, ja dann ist es nicht schwer zu erraten, wie das Erwachsenendasein an diesem Ort erst aussehen wird.
Wo das Radio in der Küche mit seinem parteipolitischen, propagandistischen Programm einschließlich der Musik sich niemals ausschalten lässt.
Wo die Menschen in all ihrem Tun nur Marionetten sind, die nach der Nase desjenigen tanzen, um den sich alles rankt, der sich aber niemals zeigt - wahrscheinlich weil er momentan zu sehr mit Atomplänen beschäftigt ist und es ihm viel mehr Spaß macht, die Welt mit seiner angeblichen Macht in Atem zu halten, als sich ernsthaft um die Hungernden in seinem Land zu kümmern, die sich auch mager Kräuter- und Wurzel kauend noch nach ihm verneigen, wohl in der vagen Hoffnung, es möge doch noch etwas für sie herausspringen, hat man sie doch jahrzehntelang gelehrt, der »liebe Führer« (schon allein bei der unpassenden Bezeichnung wird mir ganz bitter zumute) würde für sie sorgen und bla bla bla.

Nach außen hin wird natürlich versucht, den Schein zu wahren. Die zwei Journalisten, die diese WDR-Reportage durchgeführt haben, sind zwei von wenigen aus dem Ausland, die überhaupt in das Land einreisen durften. Aber auch sie hatten den Eindruck, dass manches extra repräsentativ präpariert wurde. So beispielsweise die »Wohnung« einer älteren Frau, die eine Position innehat, in der sie die Verantwortung für 23 Familien trägt.

Unter dem Gesichtspunkt fragt man sich auch, ob das mit dem Schuhdesigner, der ach so vielfältige Damenschuhe herstellt und diese anscheinend auch verkauft, wirklich so alles der Wahrheit entspricht oder nur wieder das suggerieren sollte, was der Westen sehen soll: Dass Nordkorea ja ein soooo fortschrittliches, wirtschaftlich orientiertes Land sei... Wers glaubt, wird selig.

Etwa so selig, wie etwa das buddhistische Kloster, das abgesehen von zwei Mönchen (sind die überhaupt noch echt, wenn sie so von oben kontrolliert werden?!) einen ziemlich leeren Eindruck macht - wenn nicht gerade Horden von »Pilgern« sich durch die Ausstellungsräume führen lassen, wo Relikte einer untergegangenen (oder auch ersäuften) Zeit stumm (sprachlos) hinter Glasvitrinen stehen, wohl ohne auch nur eine Regung in den Menschen hervorzurufen, weil sie sicherlich gar nicht mehr wissen, was diese Gegenstände einmal bedeutet haben - man verschweigt es ihnen ja.

Es macht mich traurig, das so zu sehen. Aber noch trauriger macht es mich, wenn ich an all diese Menschen denke. Menschen, die wahrscheinlich zu Lebzeiten nicht mehr erfahren werden, was »Freiheit« bedeutet. Es sei denn, ihrem »lieben Führer« ereilt durch irgendeinen glücklichen Zufall eine schlimme Krankheit, die für ihn tödlich endet, damit das Land Nordkorea von einer noch sehr viel schlimmeren Krankheit geheilt wird.

Was natürlich nicht heißen soll, ich wäre so naiv zu glauben, dass sich damit alle Probleme von selbst lösen würden. Es würde einiges an Zeit brauchen, all das wieder aufzubauen, was dieses Regime falsch und kaputt gemacht hat (am schwersten wird es sein, das, was in den Menschen über Generationen kaputt gemacht wurde, wiederaufzubauen, nämlich ein Selbstbewusstsein, das in letzter Instanz dazu führt, dass sie ihr eigenes Schicksal selbst in die Hand nehmen, dass sie zunächst einmal an ihr eigenes vernünftiges Denkvermögen glauben und eine freie, kritische Meinungskultur entwickeln).
All das geht nicht von Heute auf Morgen, und sicherlich würden sie auch Hilfe von außen benötigen, um auf diesen Weg zu kommen (Hilfe heißt NICHT, dass ihnen wieder etwas aufgestülpt wird, wie im Irak vor Allem durch die USA und ihren Verbündeten geschehen).

Doch diese Zeit würde sich lohnen. Es wäre wohl das erste Mal seit langem (denn vorher war es ja wohl auch nicht SO), dass sich in Nordkorea wieder irgendeine Zeit lohnt. Dann wäre vielleicht auch endlich wieder etwas Zeit, die eigentlich schöne dortige Landschaft (und es gibt dort durchaus herrliche Naturgegenden, mit klaren Wasserfällen und weiten Bergen usw.) zu genießen.

Karin 10.10.2006, 01.38 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Knüppeldick und andersherum

Bei Siemens sollen 5400 Jobs gestrichen werden. Im Gegenzug sollen die Managergehälter um 30% angehoben werden. Ein Fall wie viele andere.
Wenn da nicht die öffentliche Kritik der Mitarbeiter wäre, die sie in dem Blog ihres CEO (der Spiegel-Artikel enthält einen Link zu den markantesten Zitaten) abgeben. Nach dem Motto: "Vielleicht werde ich morgen ja eh entlassen - dann kann ich auch ruhig mal so richtig hemmungslos Dampf ablassen"
Über die teilweise Wortwahl kann man sich nun natürlich streiten. Aber wenn schon so massiv Kritik geübt wird, sollte das doch eigentlich auch zum Nachdenken anregen, oder?

Zumal es auch anders geht.
Hier mal ein Gegenbeispiel, das ich nun gefunden habe und das zeigt, dass es für ein Unternehmen sogar von eindeutigem Vorteil ist, sich um seine Mitarbeiter zu kümmern. Auch wenn es sich hier um einen kleinen Betrieb handelt, so ist es doch vorbildliches Modell, von dem sich die "Großen" einiges abgucken könnten.
Tja, vielleicht sind Frauen doch die besseren Chefs. ;)
Aufmerksam wurde ich darauf durch einen Link von Irmgard bei Falk.

Karin 27.09.2006, 01.39 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL

Zum Kotzen

So finde ich jedenfalls (im Ernst) das hier - in welcher Form auch immer.

Nein, ich selbst habe zum Glück noch nicht mit so etwas zu tun bekommen, aber das hindert mich nicht daran, es offen zu verurteilen, scheint es doch allgemein weiter verbreitet zu sein, als man im ersten Augenblick denkt.

In Amerika gibt es schon ein Gesetz, um das Stalking zu bekämpfen - wann wird es endlich auch in Deutschland eingeführt? Damit die rechtlichen Möglichkeiten für die Opfer, dagegen vorzugehen, die zurzeit leider noch ziemlich beschränkt sind, noch effektiver werden.

Ich finde, es ist ein sehr wichtiges Thema, denn theoretisch kann es jeden treffen, und zwar in verschiedenster Gestalt.

Aber man kann sich dagegen wehren!

Das wollte ich nur mal gesagt haben.


SmileyCentral.com

Karin 31.08.2006, 15.06 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Wenn Menschen Gott spielen 2

»Ärztin und Schwestern wegen Patientenmorden nach Hurrikan Katrina angeklagt. Zu krank und gebrechlich für die Evakuierung aus dem Hospital? 14 Leichen gefunden, nur 4 Fälle vor Gericht.« -> Schlagzeite aus der Dürener Zeitung vom 20. Juli 2006.

In den anderen Fällen gab es offenbar zu wenig Beweise.

Weiter heißt es: »Gerichtsunterlagen zufolge sagte die Ärztin Pou gegenüber einem Krankenhausangestellten drei Tage nach den Hurrikan, die bisher noch nicht in Sicherheit gebrachten Patienten würden eine Evakuierung wahrscheinlich nicht überleben. Daher sei die Entscheidung gefällt worden, ihnen tödliche Medikamenten-Dosen (Morphium - Anm.) zu verabreichen.«

Karin 20.07.2006, 23.59 | (0/0) Kommentare | PL

Grausam

Aachen. Die dauerhafte Unterbringung eines Drohbrief-Schreibers in einem psychiatrichen Krankenhaus hat jetzt die 8. große Strafkammer des Landgerichts Aachen angeordnet. der 50 jahre alte Maschinenbauingenieur hatte diversen Rechtsanwälten Briefe zugeschickt, in denen er sie aufforderte, angeblich ihm zustehende Beträge von zusammengerechnet einer Million Euro an ihn zu zahlen. Zur Einschüchterung legte er Kopien eines Zeitungsartikels über die bestialische Ermordung eines Scheidungsanwaltes und seiner Familie aus Overath bei mit dem Hinweis, »solche Dinge geschähen wegen weitaus geringerer Beträge«. In das an »seinen« Scheidungsrichter adressierte Kuvert hatte er Fäkalien gestopft und angekündigt, er werde den Richter lynchen und umbringen lassen, wenn die Zeit reif sei.
Vor Gericht gab des psychisch kranke Mann alles zu, zeigte allerdings keine Schuldeinsicht. Der Rechtsstaat und die Organe der Rechtspflege hätten ihn im Zuge seines Scheidungsverfahrens gekränkt und abgezockt. Laut Sachverständigengutachten ist der Mann mit einem IQ von 146 überdurchschnittlich intelligent, aber er leidet unter einer unheilbaren schizophrenen Psychose mit »fanatisch-querulatorischen Zügen«. In seinem Verfolgungswahn sehe er sich im »Zentrum einer Verschwörung der behörden und der Justiz«. 1992 hatte der mann einen Aachener Rechtsanwalt mit einem Hockeyschläger niedergeknüppelt. Auch heute noch sei eine nicht unerhebliche Gefahr von ihm auszugehen, befand die 8. große Strafkammer.

Artikel aus: Super Sonntag vom 25.06.2006.


Dazu muss ich nix mehr hinzufügen, außer dass es mich erschüttert hat. Es ist mir immer noch unbegreiflich und wird es wohl immer bleiben, dass selbst angeblich intelligente Menschen so krank sein können. Das folgende Zitat erhält so eine sehr traurige, sogar beklemmende, Bedeutung:

Zwischen dem Genie und dem Wahnsinnigen ist die Ähnlichkeit,
dass sie in einer andern Welt leben als der für alle vorhandenen.
Arthur Schopenhauer


Aber erklären tut auch dies nichts. Und als Genie würde ich diese Art von Kranken auch niemals bezeichnen. Nicht, nachdem der Wahnsinn gesiegt hat.

Und die wichtigsten Fragen bleiben wie immer offen: Wie, warum und wodurch wird jemand so? Was ist der Ursprung? Wie kann man sich derart vom Menschen, als der man geboren wurde, entfernen? So vom Leben frustriert kann doch keiner mit auch nur einem Fünkchen Verstand sein. Was bitte hat dieses letzte Fückchen einst vor langer Zeit zum Erlöschen gebracht?

Doch auch ohne diese Fragezeichen wäre es mir unverständlich. Man kann sich als normal funktionierendes, gutmütiges menschliches Wesen eben nicht in solche Furcht einflößenden Monsterkreaturen, an denen jede Intelligenz so vergeudet ist, hineinversetzen. Denn:

Zwischen dem Genie und dem Wahnsinnigen ist die Ähnlichkeit,
dass sie in einer andern Welt leben als der für alle vorhandenen.
Arthur Schopenhauer

Karin 25.06.2006, 16.32 | (0/0) Kommentare | PL

Monströs und erschreckend

Nehmen wir mal die Verteilung der Wasserressourcen auf der Welt:



Eigentlich wissen wir das alles ja längst, werden andauernd in den Medien mit diesen Themen bombardiert, bis wir es achselzuckend hinnehmen und wieder zum Alltag zurückkehren.
Doch wie anders sieht es doch aus, wenn man auf solcherlei Weise noch einmal bildlich damit konfrontiert wird! Vielleicht rüttelt DAS die Menschen, jeden Einzelnen, endlich mal auf, und regt zum Nachdenken an?
Weitere etwas andere (teils noch erschreckendere als diese im Vergleich noch recht harmlos aussehende) Weltkarten gibt es mit einem Klick.

Karin 21.06.2006, 22.46 | (0/0) Kommentare | PL

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