Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Soziales

Siegburg - Ein Wintermärchen I

Es waren einmal 9 Menschen vom Volke der Seelenfärbler. Die hatten beschlossen, dass es mal wieder an der Zeit war, sich zu treffen. An einem schönen Samstagmorgen um punkt 11.14 Uhr trafen sie sich am Hofe der Dampfrösser. Einige waren bereits eine halbe Stunde früher eingetroffen und hatten sich unwissend schon an der Bäckerei gesichtet, aber nicht erkannt, da sie sich noch nicht kannten. Und als die Erzählerin dieser wahren Geschichte dort genüsslich ihr Käsebrötchen mit einem Latte Macchiato hinuntergespült hatte und dabei ein paar Wortfetzen vom Stehtisch nebenan vernommen hatte:
"Hallo. Nun haben wir uns ja doch noch getroffen. Mein Name ist M."
Da kam mir kurz der Gedanke, es könnten sich möglicherweise um Seelenfärbler handeln. Doch im Zweifel, ob ich mich damit vielleicht geirrt haben könnte, fragte ich lieber nicht nach und wartete weiter auf die anderen, die gleich mit dem anderen elektrischen Dampfross :) hergeeilt kommen würden. Da ich zwei der sich treffenden Menschen schon kannte, würde ich sie wohl kaum verpassen.

Als nun alle vollzählig beisammen waren, ging es schließlich auf Schusters Rappen (=Schuhe!) los - immer der Nase nach, geradeaus und dann rechts, wohin die meisten Menschen sich dirigieren, als wäre der Weihnachtsmarkt, der die Vergangenheit wieder aufleben lässt, ein Magnet, der alles, was nicht niet und nagelfest ist (und auch, was es durchaus ist), an sich zieht.

Über dem Eingang prangt in großen Buchstaben ein Willkommensgruß, der die Besucher auf dem Markt in authentischer mittelalterlichen Sprache herzlich willkommen heißt. Als wir hindurchtreten, ist es, als beträten wir eine andere, längst untergegangene Welt. Diese schön gekleideten Menschen, bezaubernde Gerüche und Geräusche, alles genau so, wie es einst gewesen sein muss, weckt phantasievolle Bilder in unserem Kopfkino, wenn wir nicht gerade miteinander reden und /oder zuhören.

Doch eines der ersten Dinge, die unsere Ohren wahrnehmen, ist wohlklingender musikalischer Art:

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Das lässt uns so sehr das Herz aufgehen, dass wir hier gerne ein Stück verweilen, der Musik lauschen und uns unterhalten lassen (dabei wird das Publikum aktiv in das Schauspiel und die Reden einbezogen, auch später, als wir noch an anderer Stelle dem Gaukler zuschauen werden; es macht alles richtig Spaß). Auch das eine oder andere Bildchen mit diesem rechteckigen Wunderwerk moderner Technik, auch Knipsmaschine genannt, ist wie man hier sieht, mit drin.

Im Weitergehen treffen wir noch zwei andere Menschen (Seelenfärbler), die auf eigene Faust unabhängig hier sind und einigen offenbar bekannt sind. Es folgt eine kurze Vorstellungsrunde und ein paar Worte, die gewechselt werden, bevor sich die Wege - also unsere und die des Paares - wieder trennen.

Bald begegnen wir einem der Schausteller, der draußen vor einem Café seinen Kaffee oder was auch immer genießt und seine Kunst noch nicht begonnen hat. Auf irgendeinen etwas laut geäußerten Kommentar von mir zur Urgewalt und den anderen kommt er direkt auf uns zu und ein kleiner, ganz kurzer Plausch wird gehalten.
Später sehen wir ihn dort wieder - in Aktion:

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Zuerst aber werden wir beim Schlendern mit einer anderen, zufälligen Begegnung beehrt (Mensch, dieser besondere Tag ist ja wie ein richtiges Überraschungsei, bei dem sich die Überraschungen förmlich überschlagen!). Fast hätten wir ihn nicht erkannt, wenn nicht Pauline's Töchterchen uns dezent darauf hingewiesen hätte: "Ist das nicht..."
Doch, er war es tatsächlich - kein Doppelgänger *gg*. Die Kappe tief ins Gesicht gezogen, ein süßes Baby (ich nehme an, seines) im Kinderwagen und sich möglichst bedeckt in der Menge haltend, gab es daran gar keinen Zweifel. Einer von uns kam dann auf die Idee, ihn zu fragen, ob er nicht schnell für ein Foto gemeinsam mit uns "posieren" möchte. Neben dem einen netten Bild von der Ruth müsste noch mindestens ein weiteres "Beweisfoto" bestehen, wo auch ich mit der ganzen Gruppe mit drauf bin. Ich bin schon gespannt, wenn ich das zu Gesicht bekomme, auch wenn Ihr hier es vielleicht nicht sehen werdet.
Danach war er allerdings flink wieder weg - was ich auch irgendwo verstehen kann. Wenn ich Promi und an einem Wochenende privat unterwegs wäre, würde ich auch meine Ruhe haben wollen. Trotzdem war er freundlich und nett - hat sogar irgeneinem vorbeilaufenden Menschen (keiner von uns, ich z.B. hatte nichts nichts Papierartiges zum Schreiben dabei außer einem Buch und ein paar Zeitungsseiten) ebenso unauffällig wie jener fragte ein Autogramm gegeben.
Gestern Abend wollte ich mir eigentlich aus diesem Anlass nach langer Zeit wieder seine Sendung angucken, habe sie aber leider vor lauter Bildbearbeitung verpasst. Na ja.

Weiter geht's - es gibt ja sooo viele hübsche Sachen zu bestaunen, zum Beispiel solche klangvollen an diesem Stand:

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Von Windspielen über Trommeln und Blockflöten hin zu kleinen Bimmelglöckchen was hier alles zu finden, an dem man sich gar nicht sattsehen konnte.

Auch hier an diesem duftigen Stand kamen wir vorbei und hielten uns (nicht nur wegen des vielen Fotografierens) lange genug dort auf, um möglichst viele Eindrücke auf uns wirken zu lassen.

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Irgendwann kamen wir auch an diesem Getränkestand vorbei:

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Wo wir allerdings nichts tranken und einige vielleicht nicht einmal das Schild bemerkten, das auf diesen sicherlich leckeren Trank hinwies. Viel mehr waren wir abgelenkt durch ein Spektakel, das genau auf der anderen Seite dargeboten wurde. Siehe Gauklerundjongleursbild.
Ich habe mich für dieses entschieden, wenngleich auch das Feuerbild mit den Fackeln serh schön geworden ist. Von den aus dem Beutel fallenden geschnorrten Feuerzeugen habe ich (zum Glück für den guten Mann mit dem derben Humor ;)) nicht gemacht.
Auch das gebrauchte Taschentuch, in das er sich laut vernehmlich / theatralisch geschneuzt hatte und das er dem Geber aus dem Publikum zurückgeben wollte, habe ich mir erspart bildlich festzuhalten. :))
Doch, es war sehr lustig. So verging die Zeit wie im Fluge, es fiel uns sichtlich schwer, uns davon loszureißen. Aber dann siegte die Neugierde, die uns weiterdrängte durch diesen dichten Menschenfluss, der sich im Rechtsverkehr durch die Budengassen wand. Denn wir wollten ja noch etwas anderes sehen.

Diesen lieblichen Harfenklängen (mir fiel erst im Nachhinein auf, dass es sich offenbar um denselben holden Jüngling wie der von dem ersten Foto handelte) hätten wir ebenfalls noch lange lauschen mögen.

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Die Musik hallte in unserer Seele noch lange nach. Doch da es woanders so lecker nach Essen roch,

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lief uns allmählich das Wasser im Munde zusammen und fing bei dem einen oder anderen vielleicht auch der Magen an zu knurren. Nun stellte sich die Frage: Wo etwas essen? Uns beratend standen wir da.

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Die Lösung war schnell gefunden. Wir einigten uns darauf, zum Griechen in einer Seitenstraße zu gehen.
Endlich konnten wir sitzen und uns ganz in Ruhe unterhalten. Und ich bekam ein mindestens 20 Jahre altes Bild zu sehen, als die Frau Urgewalt noch jünger und (auf andere Weise als heute) schön war. Kaum wiederzuerkennen! Aber dies zeigt wieder einmal, wie Menschen sich im Laufe ihres Lebens merklich verändern können...

In der Wartezeit wurden wir auch durchs Fenster auf den Nikolaus vor dem Papierwarenladen gegenüber aufmerksam, worauf eine lebhafte Diskussion entbrannte, ob wir ihn nicht mal hineinbitten sollten. Zwei gingen also los, ihn zu fragen - und kamen zwar nicht mit dem Nikolaus, aber mit süßen Schokolädchen für jeden zurück. Na, so lange er so großzügig seine Gaben auch unter den erwachsenen Kindern verteilt und draußen auf und ablaufend die Menschen mit seinem Hohoho und Glockengeschwinge erfreut, kann ich nur sagen, dann macht er seinen Job zufriedenstellend. :)
Und mit Frau Urgewalt hat er sich wie man in ihrem Blog sehen kann, auch sehr gut verstanden - musst wohl dieses Jahr sehr brav gewesen sein, liebe Ruth. ;)

Nach mehr als einer Stunde (auf die Uhr habe ich nicht so genau geachtet - unwichtig), eine Zeit jedenfalls, die bei so viel Geselligkeit, fröhlichem Lachen und Gaumenfreuden wie in Windeseile davonflog, spaltete sich die Gruppe zeitweilig. Die einen wollten hinauf zur Burg, die jetzt eigentlich ein Kloster ist, und zwar zu Fuß, die anderen verkündeten, sie wollten sich per Bimmelbähnchen hinaufbefördern lassen und blieben dann doch unten, schauten sich schon mal den Rest vom Weihnachtsmarkt an, um sich dann im Warmen niederzulassen.

Fortsetzung folgt...

Karin 10.12.2006, 23.44 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Süßer die Glocken nie klingen...

Nein, es folgt jetzt kein poetischer Weihnachtsbeitrag, sondern eine wahre Begebenheit für das ganze Jahr.
Eine, die zum Nachdenken anregt und eine Art Vorbildfunktion abgeben könnte...

Es gehört nicht viel dazu, Zivilcourage zu zeigen und wenn die richtigen Mittel angewandt werden, die "braune Flut" sogar erfolgreich in die Flucht zu treiben und zum Schweigen zu bringen. Man muss es nur tun...

Wie dieser katholische Pfarrer hier es beispielweise auf ganz friedliche und doch eindringliche Art und Weise getan hat.

Nicht einmal von der Justiz hat er sich einschüchtern lassen - und hat, zu Recht, auch gewonnen.

Liebe Leute, ist das nicht eine Frohe Botschaft: Zumindest, wenn sich jeder von uns ein Beispiel daran nimmt, kann es doch in Hinblick darauf (!) nur aufwärts gehen mit Deutschland!

Karin 06.12.2006, 20.02 | (0/0) Kommentare | PL

TV-Tipp Reportage

23.15 Uhr - 00.10 Uhr: Die Gangs von Frankfurt, Pro Sieben.
Eine Dokumentation über ein Milieu, in dem man Gewalt als Mittel ansieht, sich "Respekt" zu verschaffen. Die Reportage zeigt aber auch konkrete Lösungsansätze und Projekte, mit denen erreicht werden soll, dass die Jugendlichen weg von einem gewaltgeprägten Alltag hin zu einem Leben ohne ein Abrutschen in Kriminalität geführt werden. Von dem Jugendzentrum "Kosmos" in jenem Frankfurter Viertel wird ebenso berichtet wie von einem 26-jährigen Vater zweier Kinder, der vor der Geburt seiner Kinder selbst so war und nun aktiv auch als Ansprechpartner in diesem Jugendzentrum mitwirkt. Und von Kontrollgängen der Polizei abends in dem Wohnviertel, dort, wo eine Jugendclique sich trifft - und zwar in Zivil, durch freundliche Gespräche, nicht durch Einschüchterung.

Karin 29.11.2006, 20.00 | (0/0) Kommentare | PL

Geballte Frauenpower

Ja, die sind noch solidarisch! Dort funktioniert die Gemeinschaft noch! Diese weiblichen Wesen wehren sich, wenn etwa einer von ihnen von einem aggressiven Männchen angegriffen wird! Hier werden ebensolche noch zur Raison gebracht, wenn sie sich daneben benehmen (dasselbe gilt wohl auch unabhängig des Geschlechtes)! Die schauen noch hin, die machen es richtig!

Die Rede ist nicht vom Menschen, sondern von unseren tierischen Verwandten, den Schimpansen. :) Diesen sozialen Zusammenhalt finde ich einfach faszinierend.

In diesem (nur von diesem Aspekt spreche ich) Sinne wäre es vielleicht gar nicht so schlecht, wenn sich die Menschen ein bisschen mehr zum Affen machen würden. :))

Karin 28.11.2006, 21.12 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Antisemitismus

Er ist weiter verbreitet, als man glaubt. Oft findet er verdeckt statt - während er öffentlich immer mehr verurteilt wird (was ja auch gut so ist), äußert er sich entsprechend immer subtiler. Im Kleinen, durch Anspielungen etwa, wo er nicht sofort bemerkt wird; erst wenn man genauer hinhört oder hinterfragt. Oder durch Tabubrüche / indem bewusst provoziert wird, wie der Jenaer Wissenschaftler Wolfgang Frindte meint: "Öffentlich inszeniert sich der moderne Antisemitismus vorzugsweise durch Tabubrüche wie einst die Flugblattaffäre von Jürgen Möllemann."

Frindte weiter: "Nicht selten wird der Antisemitismus durch Kritik an Israel verschleiert, um sich somit politisch korrekt äußern zu können." Das soll aber nicht heißen, jede Kritik an Israel hätte einen antisemiten Hintergrund. Denn vieles, was kritisiert wird, ist doch durchaus kritikwürdig, so lange die Kritk sachlich ist und sich auf konkrete Sachverhalte und Handlungsweisen bezieht. Jedoch (so differenziert es Frindte): "Moderner Antisemitismus gipfelt in der Gleichsetzung der Palästinenserpolitik mit der Judenpolitik der Nazis."

Antisemitische Einstellungen finden sich in allen Schichten, sind also längst keine Frage der sozialen Situation oder des Bildungsstandes. Das finde ich besonders alarmierend!
Eine Gruppe von Forschern an der Uni Jena hat vor kurzem eine Stuide durchgeführt, in der mehr als 400 Personen 30 Eigenschaften vorgelegt bekamen, die sie bestimmten religiösen Gemeinschaften zuordnen sollten (oder auch nicht). Man wollte herausfinden, inwiefern die Menschen von Vorurteilen geprägt sind.
Den Juden schrieben die meisten folgende Eigenschaften zu: Sie seien erfolgreicher, ehrgeiziger und klüger. Das hört sich ja sehr schmeichelhaft an. ABER als negative Eigenschaften wurden auch Raffgier, Geiz und Unversöhnlichkeit genannt.


Quelle: Dürener Zeitung

Karin 28.11.2006, 07.16 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Eine Welt ohne Geld

Wenn ich so darüber nachdenke, dann frage ich mich immer mehr, ob es nicht besser für die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Menschen dieser Welt wäre, wenn die Erfindung des Geldes niemals stattgefunden hätte. Mit dem Geld fangen doch viele Probleme erst an, werden einige mehr sogar noch schlimmer, und vieles endet auch wieder damit.

Ohne Geld müsste niemand verhungern. Ohne Geld könnte alles auf der Welt gerecht unter den Menschen verteilt werden - sowohl materielle als auch immaterielle Dinge. Ohne Geld gäbe es einige Konflikte weniger; denn viele Streitigkeiten, kriminelle (auch gravierende wirtschaftskriminelle, wie etwa Korruption im großen Stil) und gewalttätige Handlungen und sogar Kriege (und politisch-wirtschaftliche Kriege, z.B. um unverschämte Importzölle) drehen sich um Geld. Ohne Geld könnten wir uns endlich mal auf das Wesentliche konzentrieren. Ohne Geld gäbe es keine Gier - oder Sucht - nach Glanz und Gloria geschweige denn nach Zahlen und Tabellen. Ohne Geld würden gesellschaftliche Rangfolgen und Statuten keine Rolle mehr spielen. Ohne Geld ginge es umso viel mehr kollegial zu. Ohne Geld würden die Menschen sich eher die Hand reichen und mehr zusammenarbeiten, um Dinge zu erreichen oder zu schaffen. Ohne Geld gäbe es keinen Grund, neidisch zu sein - denn letztlich hätten alle etwas vom Fortschritt, so dass man es dem, der maßgeblich dazu beigetragen hat oder eine zündende Idee hatte, auch von Herzen gönnen würde. Ohne Geld müsste man u.U. nicht lügen. Ja, vielleicht würden die Menschen ohne Geld sogar physisch und psychisch gesünder, weil mehr im Einklang mit sich selbst, leben. Würden dann seltener krank (in welcher Form auch immer). Usw.

Seine Leistungen könnte man sich in Naturalien (oder durch Gegenleistung) auszahlen lassen - allenfalls in "Muschelgeld" oder Ähnlichem (natürlich nicht für "Brautkäufe" oder gar Menschenhandel verwendet, den es dann trotzdem nicht geben dürfte!), das ja auch eine Naturalie darstellt. Ebenso würden die Dinge des täglichen Bedarfs so erworben. Es würde eine Art Tauschhandel stattfinden. So bekäme jeder am Ende das, was er gerade braucht, und alle wären zufrieden. Genau so würde es auch mit Wissen gehandhabt. Und es würde wieder ein richtiger kommunikativer Austausch zwischen den Menschen stattfinden. Die Menschen wären sich wieder mehr Freund, und zwar unabhängig von den Unterschieden in Denken, Fühlen und Kultur. Diese Unterschiede wären dann sogar eine Bereicherung für alle Beteiligten - bereichernd, ohne dass einige wenige danach trachteten, sich daran zu bereichern und es dem Rest aus Furcht vor Machtverlusten vorzuenthalten oder notfalls mit Gewalt eine Verbreitung der Wahrheit sowie von Meinungen in der breiten Öffentlichkeit zu verhindern. Das wäre auch gar nicht mehr nötig, denn was wäre (politische, ideologische oder psychologische... oder was auch immer für eine) Macht schon wert, wenn das Geld nicht wäre? Was hätte sie dann für eine Bedeutung? Hätte sie dann überhaupt noch eine nennenswerte Bedeutung (außer, dass Einzelpersonen sich dabei eventuell gut fühlen), bzw. hätte sie einen Grund?

Eine Welt ohne Geld - wäre das nicht ein Traum? Was sind das bloß für Narren, die einst das Geld erfunden haben? Das Volk der Lyder hatte wohl damals noch nicht bedacht, was für eine alles katastrophal umwälzende Lawine sie lostraten, als sie erstmals das Münzgeld als wirtschaftliches Zahlungsmittel schmiedeten. Aber diese dummen Herrscher, Kaiser, Könige und Fürsten, die später meinten, dadurch den Reichtum dieser Erde berechenbar zu machen (und so viel Blut vergießen ließen, allein um ihre Schatzkammern noch mehr zu füllen)! Dabei kann man den Wert der Ressourcen dieses Planeten, ob es sich nun um Gold, Edelsteine, um Energieressourcen wie Öl, Gas oder Scheiße, um Naturgewalten wie den Wind, das Feuer und das Meer, oder um die lebendige Artenvielfalt handelt, doch eigentlich gar nicht rationell ermessen.
Ohne Geld und diesen kranken Hang zu materiellen Gütern könnten wir diese wenigstens noch als Geschenk annehmen. Wir könnten diese Geschenke nutzen und untereinander austauschen, ganz wie es jeder gerade benötigt, auch global, und uns dabei aber stets bewusst sein, was für ein Wunder das alles ist - ja, wir könnten sogar stolz auf uns als Menschheit sein, welch wunderbar nützliche technische Errungenschaften wir im Lauf der Zeit gemacht haben, jedoch ohne dabei überheblich zu werden und mit dem Bewusstsein, woher die Mittel dazu stammen und was uns dies alles überhaupt ermöglicht hat. Und wir würden erkennen, dass es keineswegs selbstverständlich ist. Wir würden verstehen, dass wir auf dieser Welt nur zu Gast sind, als Ehrengäste zwar eine ganz besondere Verantwortung zu tragen haben, aber immerhin Gäste sind, die diese Welt auch irgendwann wieder verlassen müssen. Und als bewusste Gäste würden wir gar nicht auf die Idee kommen, uns so unter aller Sau zu benehmen und diesen ganzen Müll zu hinterlassen. In unserer Verantwortung würden wir alles wieder schön aufräumen, was wir jemals angetastet haben, bevor wir gehen.

Ja, es wäre ein Traum - vielleicht eine beinahe göttliche Utopie. Ein Paradies auf Erden. Es könnte wahr sein. Aber leider haben wir es längst zerstört. Wir können nur jetzt das Beste daraus machen und retten, was zu retten ist. Viel ist das nicht, womöglich ein Tropfen auf dem heißen Stein. Doch wenn möglichst viele - am besten gar alle - mal darüber nachdenken und in ihrem Ermessen gemeinsam mitmachen würden, könnte dieser eine Tropfen zumindest - als kleine Entschädigung für all den Schaden - einen Regenbogen bilden, der sich über das alles spannt. Wenn nicht gar mehr. Ganz sicher sogar mehr!

© Karin Scherbart

Karin 23.11.2006, 21.36 | (3/2) Kommentare (RSS) | PL

Amoklauf und Jugendgewalt

Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, bei dem Thema einen Anfang zu finden. So viele Aspekte schwirren mir im Kopf herum, noch mehr gibt es Diskussionsbedarf, und vieles wurde auch schon gesagt, und ich möchte nicht einfach nur alle bereits erwähnten Punkte nochmals aufführen. Dennoch ist es mir wichtig, mich dazu zu äußern, und gibt es einige Dinge, die dabei besonders danach drängen, angesprochen zu werden.

Grundsätzlich kann ich mich Irmgards Fragestellungen und Ansätzen schon sehr gut anschließen. Und auch Oceans weiterführende Gedanken in Hinblick auf die Gesellschaft kann ich als Denkanstöße nur weiterempfehlen.
Wenngleich ich das mit der Prioritätensetzung bei der Finanzierung von Therapien gewissermaßen anders sehe. Ich meine, natürlich ist Präventionsarbeit noch wichtiger. Aber wenn es schon so weit gekommen ist und es irgendeine Chance gibt, einen Täter zu therapieren, dann sollte diese auch unbedingt genutzt werden, schließlich können davon u.U. +/- viele Menschenleben abhängen, wenn man diese Möglichkeit nicht nutzt und er in krankem Zustand später eventuell wieder auf die Menschheit losgelassen wird. Auch denke ich schon, dass das Geld dafür da ist und da sein sollte. Man müsste es dann nur eben an anderen Stellen zusammenkratzen, wo es überflüssig ist - Wäre es beispielsweise soo schlimm, wenn ein Politiker ein paar hundert Euro weniger bekommen würde, oder sehr vermögende Leute ein bisschen mehr Steuern ins Staatssäckel bringen würden? Würde es ihnen wirklich so weh tun, wie sie immer jammern und dann auch noch meist Recht bekommen? Aber das ist jetzt nicht das Hauptthema.

Zur eigentlichen Frage: Wie hat es so weit kommen können bzw. wie hätte man es verhindern können? Hierzu habe ich ein interessantes Interview gefunden, dessen Ansätze ich auch gut unterschreiben kann. Ja, ich denke auch, dass es Anzeichen im Verhalten geben muss und auch erwiesenermaßen gegeben hat, die die Gefahr einer solchen Tat bzw. die Tendenz dazu offenlegen können. In diesem Fall zum Beispiel hat der Täter noch kurz vor seiner Tat Auszüge aus seinem Tagebuch (das er anschließend verbrannt hat) an seine "Freunde" gemailt. Irgendwo anders habe ich gelesen, dass er sich auch in diversen Foren ausgetauscht hat, und auch da muss man doch am Wortlaut bemerkt haben, was für ein versessener Hass in ihm gesteckt hat. Aus den Tagebuchauszügen geht übrigens auch hervor, dass er ein (reales) »Vorbild« für den Amoklauf hatte, nämlich den Amokläufer von Littleton, dass er ferner eine besondere Vorliebe für Waffen aller Art hatte, sowie dass er die Tat von langer Hand geplant hatte, es also keineswegs eine Affekttat war.

Fraglich ist indes immer noch und ist mir selbst unverständlich, woher dieser Hass eigentlich kam. Für mich deutet in den Auszügen nichts darauf hin, dass die Ursache in dem Sinne aus der Familie stammt, schloss er doch in seinen eigenen Worten sich und seine Familie von diesem Hass aus. War er vielleicht frustriert, weil er so schlecht in der Schule war? Das kann wohl kaum ein hinreichender Grund sein, um solch einen Hass zu entwickeln, der in meinen Augen wohl umfassender ist und sich sicher nicht mehr nur auf die Schule und eine Liste von Personen erstreckte, die er ins Visier genommen hatte.
Im Übrigen scheint es mir so, als hätte er diese Liste ganz willkürlich erstellt, nicht auf diese Menschen persönlich bezogen, sondern er brauchte nur jemanden, auf den er diesen Hass kanalisieren konnte - wer dabei zur Zielscheibe wird, ist bei solchen Menschen, die schon so krankhaft handeln, doch ungefähr wie bei einem Würfelspiel: Wenn eine Zahl kommt, die dem Spieler nicht so gut gefällt, weil sie scheinbar sein Verlieren mehr begünstigt als seinen unbedingten Drang, gewinnen zu müssen, zu befriedigen, wird der ganze Hass dann auf diese projiziert; und die nächste Zahl, mit der er verliert, wird dann ebenfalls auf die Rote Liste gesetzt, usw.

Das bringt mich auf einen weiteren Gedanken: Wir leben in einer Gewinnergesellschaft. Wenn einer in dieser den gestellten Anforderungen nicht gerecht zu werden glaubt, entsteht eine ganze Menge Frust, die mit der Zeit immer größer wird. Und wenn der nicht irgendwo auf normalem Wege (durch Hobbies, kreative Ausdrucksmöglichkeiten, Sport, um sich abzureagieren - am besten Mannschaftssport, um dabei gleichzeitig den Umgang mit Menschen zu lernen - usw.) rausgelassen werden kann, auch durch offene Gespräche über das, was diese Menschen belastet, stört, und was sie bewegt, aber auch, was ihnen persönlich wichtig ist und ob das einen angemessenen Raum hat (wenn nicht, muss so einer halt wie oben beschrieben geschaffen werden)... tja, wenn das nicht gegeben ist, dann kann (muss zwar nicht - aber man sollte die Gefahr schon ernst nehmen, indem man sich das vor Augen führt) es halt durchaus passieren, dass irgendwann eine Explosion folgt. Von wem auch immer.
Doch auch das kann man oftmals ermitteln, indem man aufmerksam hinschaut, und vor Allem, indem Ansprechpartner zur Verfügung gestellt werden können, an die man sich wenden kann, wenn einem etwas auffällt - natürlich ohne mit anklagendem auf den »potentiellen Amokläufer« zu zeigen, denn noch lange nicht jeder »Freak« ist automatisch gefährdet, so einer zu werden. Aber das alles kann man im Gespräch und durch Hinsehen und -hören, behutsam herausfinden, und wenn er trotzdem irgendwelche psychologische oder soziale Unterstützung braucht oder möchte, eine solche angemessene auch bieten.

Ein Punkt liegt mir unbedingt noch auf der Seele, den ich ansprechen will. Im Rahmen der Diskussion über die Ursachen taucht auch hin und wieder das Argument auf, sozialer Rückzug und Außenseiterdasein könnte (natürlich, wenn noch gewisse andere, schon oft erwähnte Faktoren zusammenkommen) neben dem Gegenteil, nämlich einem entsprechend rohen, auch zu Gewalt neigenden sozialen Milieu, zu so einer Entwicklung führen.

Ich muss sagen, dass mir dieses Argument für sich genommen nicht ganz hinreichend erscheint. Wenn jeder, der in der Schule eine Außenseiterrolle einnimmt oder eingenommen hat, weil er »irgendwie anders« ist oder so gemacht wird, wenn jeder, der Frustrationserfahrungen mit anderen machen musste, weil er etwa gehänselt wurde oder sich nicht richtig angenommen oder verstanden fühlte und auch nicht hinreichend Gelegenheit hatte, sich über seine Gefühle etc. auszutauschen, Gefahr laufen würde, so zu werden - dann wäre wohl auch ich ernsthaft gefährdet gewesen, zur Amokläuferin aufzulaufen. Aber dafür war ich wohl zu gutmütig und zu sehr Pazifistin, um irgendjemanden auch nur irgendwas Schlechtes zu wünschen (na gut, sauer war ich in solchen Situationen schon manchmal verständlicherweise - aber ich wäre niemals auf die Idee gekommen, diesen Ärger gegen andere zu richten). Hinzu kommt vielleicht noch, dass ich bei gesundem Bewusstsein war und somit bemerkt habe, dass das Verhalten einiger mir gegenüber eigentlich nicht böse gemeint war, so dass ich vieles letztendlich mit stoischer Ruhe und dem Versuch der Ignoranz hinnehmen konnte.

Ich will jetzt nicht das Argument, im Fall von solchen Persönlichkeiten, bei denen das die Tendenz zur Gewalt unter anderem auslösen und dann noch steigern kann, in seiner Tragfähigkeit mit dem Aspekt der gewaltverherrlichenden Spiele auf eine Stufe herabsetzen. Was ich damit verdeutlichen will, ist dass man nicht den Einzelfall pauschalisieren kann. Was zu solchen Taten führt, ist letztlich immer ein individueller Mix unterschiedlicher Ursachen, die in jedem Fall ganz unterschiedlich ausgeprägt sein können oder wo auch mal ein Punkt fehlen kann. Auch wenn natürlich klar ist, dass es bestimmte wiederkehrende Muster gibt, aber im Einzelfall muss man doch immer wieder neu untersuchen, welche Wurzel in welchem Umfang letztlich eine Rolle gespielt hat.

Und letztlich ist es ja auch nicht unbedeutend, inwiefern die späteren Täter die Möglichkeit haben, ihre Phantasien / ihre Rachepläne / ihren Wahnsinn in die Tat umzusetzen, sprich: Wieweit sie an die dafür benötigten Mittel kommen. Ich finde es jedenfalls sehr erschreckend zu lesen, wie leicht es in Deutschland ist, ganz legal in den Besitz von Waffen zu gelangen, mit denen auch Menschen getötet werden können. 10 Millionen legal erworbene Waffen sind laut diesem Artikel hier im Umlauf - dem gegenüber stehen deutlich weniger illegale Waffen. Egal ob legal oder illegal - schlimm finde ich schon, dass es überhaupt so etwas gibt. Meinetwegen könnte sogar der Schützensport abgeschafft werden - gibt es keine schöneren und (im positiven Sinne) spannenderen Hobbies als auf Pappkameraden oder auf Plastikrosen am Schießbudenstand auf der Kirmes zu schießen?

Karin 22.11.2006, 22.08 | (5/3) Kommentare (RSS) | PL

Ganz amüsant

So fand ich den "König Otto" heute, besser bekannt als Ottfried Fischer.
Besonders einige "nette" Dialoge. Hier mal ein paar Beispiele:

"Sie wollen mich heiraten, aber nicht richtig / obwohl wir uns sonst niemals heiraten würden? Na, das versteh ich jetzt net ganz." (König Otto zu der zukünftigen Königin)
~
Tochter Anna zu ihrem neuen afrikanischen Kameraden: "Also, lieben tun die sich ja schon - die streiten andauernd." :))
~
Nochmal Otto: "Wie ich das Königreich zurückholen will? Nun, in der Politik muss man doch auch oft zuerst handeln und dann denken."

Karin 18.11.2006, 23.45 | (0/0) Kommentare | PL

Die Grenzen der Toleranz

Eine davon wird überschritten, wenn ich etwa solche schrecklichen Dinge, die im deutschen Staat und sogar in seinen Gefängnissen möglich sind, lese.
Nein, dem kann und will ich nichts hinzufügen, zumal mir jegliches Verständnis dafür, dass es so etwas geben kann und das auch noch zugelassen wird, auch wenn man offenbar etwas dagegen hätte unternehmen können, fehlt.
Ich bin darüber einfach nur sprach- und fassungslos.
Aufmerksam geworden bin ich darauf hier.

Karin 16.11.2006, 19.02 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL

Genug der Blümchen

Jetzt kommt mal was Ernsthaftes. SEHR ernsthaft. Vielleicht DER Granitbrocken dieses Tages (mich selbst vom Blümchen- in den Granitmodus schalt - bin ich dafür jetzt multipel? ;)). Hoffentlich gehen darunter keine Blümchen kaputt *sorgenvollguck*.

Ach, was soll's - Ich falle jetzt einfach mal - entgegen meiner Gewohnheit - mit der Tür ins Haus beinahe mit dem Kometen in diese schöne Welt ein, weil es nämlich schon etwas dringend ist.

Schließlich ist es ja auch so, dass es nicht allen Bloggern so gut geht wie uns. Nicht alle können so frei ihre Meinung äußern, über Blümchensex, äh -bloggen und Kometeneinschläge in Gesellschaft und Politik schreiben. Oft ist es sogar für manche noch viiiiel schlimmer.

Worauf ich hinaus will -> hier klicken und lesen.

Können/Dürfen wir das als Mitblogger zulassen, dass unsere internationalen Gefährten SO behandelt werden? Ich meine: Nein.

Müssen wir aber auch nicht. Denn man kann auch etwas dagegen TUN. Also konkret: Diesen Protest unterschreiben und diese Website besuchen und verlinken (hier ist noch die Startseite). Leider nur noch bis heute. Also los, worauf wartet Ihr noch? ;)

Karin 08.11.2006, 15.16 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,
an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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