Die Frage kam mir heute ganz spontan beim Lesen. Und nein, das Gelesene
hatte überhaupt nichts mit Blinden zu tun, aber schon mit Träumen im
weitesten Sinne.
Wenn jemand von Geburt an blind ist und somit nicht weiß, wie die Dinge
aussehen,
liegt es nahe, dass sie auch nicht in farbigen Bildern träumen, sondern
nur so, wie sie auch im wirklichen Leben wahrnehmen: Mit Ertasteten,
Gehörtem, Geschmecktem, Gerochenen und Gefühltem.
Aber das stimmt nicht ganz. Ich habe ein wenig gegoogelt und dabei
hier etwas Interessantes gefunden:
"Sie sind in der Lage, Personen oder Gegenstände, die im Traum vorgekommen sind, zu zeichnen - wenn auch einigermaßen ungelenk."
Zugleich konnten die Mediziner anhand der im Schlaflabor
aufgezeichneten Hirnströme erkennen, dass die für die Verarbeitung
optischer Sinneseindrücke zuständigen Bereiche der Hirnrinde während
dieser Träume aktiv sind.
"Das bedeutet", erklärt Wiegand, "dass von Geburt an blinde
Personen über die anderen Sinneskanäle so viele Informationen über die
Beschaffenheit, äußere Form etc. von Gegenständen und Personen
erhalten, dass das Gehirn selbständig in der Lage ist, daraus quasi
einen Seheindruck zu 'produzieren' und auch als Zeichnung
wiederzugeben."
Schade nur, dass Blinde wohl nie im Traum etwa die Landschaften werden
sehen können, über die sie evtl fliegen (also Dinge, deren Form man
nicht ertasten kann, so sie denn eine haben).
Dafür spüren sie den Luftzug auf der Haut, riechen den Blumenduft von
dem Feld, über dem sie fliegen, oder die frische Brise, hören
vielleicht Vogelgezwitscher oder den Widerhall ihrer eigenen Stimme...
Wenn man es sich recht überlegt, ist das nicht auch sehr viel
intensiver als "einfach nur" zu sehen und die restlichen Eindrücke eher
so nebenbei zu erleben?
Ts, ich weiß, ich komme manchmal auf Gedanken, die sich andere gar
nicht erst machen. Aber ist das nicht besser, als immer nur über Petrus
zu jammern, der sich nicht schämt, die Fensterscheiben seit Tagen schon
regen-blind zu machen? Man muss dem ja was entgegensetzen.Â