Alles nur gespiegelt?

Eigentlich sind sie ja eine sehr gute praktische Einrichtung der Natur, die Spiegelzellen.
Aus den Erfahrungen - vor Allem und grundlegend die aus der Kindheit - aufgebaut, können sie uns helfen, Situationen (auch emotional) einzuschätzen, uns unter Umständen in andere Menschen hineinzufühlen und ihre Reaktionen auf unser eventuelles Handeln abzuschätzen...
Doch zugleich ist es auch jedes Mal lediglich eine Simulation, die da im Kopfkino in Gang gebracht wird. Demnach lässt sie alle Aspekte außer Acht, die außerhalb unseres Erfahrungsspektrums liegen.
Wenn wir uns also über ein Geschenk freuen, das wir jemand anderem geschenkt haben, muss das nicht unbedingt automatisch so sein, dass sich der Beschenkte auch freut. Vielleicht tut er ja nur so, als würde ihm das Geschenk gefallen, um uns nicht zu kränken, lächelt beschwichtigend, sagt mit seinen leuchtenden Augen: "Aber das macht doch nichts - ich weiß ja, wie es gemeint war...", während er artig ein Wort des Dankes spricht.
Muss aber natürlich nicht so sein - dies war nur ein Beispiel, dass der "vorgespiegelte" Kram nicht immer unbedingt die letzte Wahrheit darstellt.
In Situationen, wo schnelles Handeln vonnöten ist, und im sozialen Miteinander, wo langes Nachdenken oft nicht weiter bringt, ist es natürlich schon generell positiv, dass man auf die in den Spiegelzellen gespeicherten Erfahrungen zurückgreifen kann - wenn man welche hat und sonst alles richtig funktioniert und gelaufen ist und man in seiner Kindheit genug Liebe und Fürsorge von den Eltern erfahren hat und möglichst wenig schlimme negative Einflüsse mitbekommen hat, die sich extrem auf die Impulse aus den Spiegelzellen (oder sonstwoher) und vor Allem auf das Leben auswirken können.

Karin 21.12.2006, 09.52| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Kuriose Welt | Tags: Wissenswertes, Psychologie,

Tabuthema

Mir ist bewusst, dass ich mit dem vorigen Beitrag möglicherweise ein Tabu breche. Und zwar unabhängig davon, dass ich meine Ablehnung demgegenüber denke ich doch deutlich genug gemacht habe.
Es ist halt nicht "fein", unschöne Themen anzusprechen, und sei es auch nur als Beispiel dafür, dass man nicht alles pauschalisieren kann.
Außerdem, denke ich, gehören auch die dunklen Seiten (leider) zu dieser Welt dazu.
Und ich denke auch, so lange diese anderen, Sektenmitglieder oder was auch immer, niemanden damit behelligen, keine Gewalt ausüben usw., ist es mir auch völlig wurscht, was die unter sich treiben.
Echte Sa.tanis.ten finde ich hingegen schon wirklich bedenklich, zumal wenn sie gewisse ihrer Grundregeln (das mit der Rache usw.) in letzter Konsequenz umsetzen.
Was ich vielmehr ausdrücken wollte, war, das man das nicht mit den vielen, fälschlicherweise als sa.tan.istisch angesehenen Gruppierungen verwechseln darf.

Karin 21.12.2006, 07.15| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: | Tags: Ansichten

Man muss differenzieren

So wie der Teufel nicht gleich Teufel, das eine Böse nicht das andere Böse sondern sehr vielschichtig sein kann; und was mitunter als böse interpretiert wird, ist es für den anderen womöglich nicht unbedingt - die Kirche hält beispielsweise Kondome für böse, obwohl sie doch eigentlich "nur" vor einer schlimmen Krankheit schützen sollen, ohne auf fleischliche Genüsse verzichten zu müssen, also in Wahrheit nur vernünftig sind;

So ist auch der Sat.anis.mus im Allgemeinen ziemlich klischeebehaftet. Dabei geht es im Wesentlichen zunächst einmal einfach darum, wie es bei Wikipedia steht, ich zitiere:

"In den meisten sat.anistischen Ideologien steht die Anbetung oder Anrufung des Teufels, Sa.tans, Luzifers oder von Dämonen tatsächlich nicht im Vordergrund, zentral ist stattdessen die Förderung der eigenen Göttlichkeit, die zum Beispiel im Ausleben der Sexualität zum Ausdruck gebracht wird; Satan wird zumeist als Symbol für den Widerstand gegen religiöse Dogmen verstanden. Der Mensch wird zum Maß der Dinge und ist sein eigener Gesetzgeber, was sich in weltanschaulichem Sozialdarwinismus ausdrücken kann. Die Individualität steht im Vordergrund. Okkultismus und Satanismus sind in den meisten Fällen als getrennt zu betrachten.

Während Religionen/Philosophien wie das Christentum, der Islam oder der Buddhismus dem „Pfad der rechten Hand“ zugeordnet werden, bezeichnen sich sat.anistische Gruppierungen als dem „Pfad zur linken Hand“ zugehörig. Man unterscheidet zwei Richtungen: Beim Pfad der rechten Hand werden religiöse Gebote befolgt mit Zielen wie Verschmelzung oder Einswerden. Der Pfad zur linken Hand widmet sich „Vergöttlichung“ oder Apotheose und betrachtet das Bewusstsein individueller Existenz als besonderes Geschenk und Chance für die Entwicklung des menschlichen Potenzials. Dennoch sind nicht alle Richtungen, die dem linkshändigen Pfad zugerechnet werden, als sat.anistisch zu verstehen (vgl. Tantra)."


Klar hört sich das für Angehörige des "Pfads der rechten Hand" welcher Form auch immer ziemlich abstrus etc. an; vielleicht denkt jetzt gar der eine oder andere: "Die haben nicht mehr alle Tassen im Schrank" oder seien "weltfremd" o.ä. Bloß weil man eben nicht solche Auffassungen vertritt, sich weder damit identifizieren noch für sich einen Sinn oder gar "der Weisheit letzter Schluss" (falls es den überhaupt geben sollte) daran zu finden vermag.


Damit will ich selbstverständlich auch nichts schönreden, trägt der Sa.tanis.mus auch eindeutig provozierende, rachedurstige, intolerante und auch ansonsten sehr extreme Züge - auch im Denken - die ich tatsächlich nicht im geringsten als gut bezeichnen würde.


Was ich aber mit diesem Beitrag verdeutlichen möchte, ist dass man (allgemein, auch in Hinblick auf andere Bereiche oder Gruppen) nicht einfach alles ungeprüft über einen Kamm scheren kann / sollte.


Und der, den wir heute vereinfacht Teufel (in all seinen Gestalten und Namen) nennen, war ursprünglich übrigens auch ein ganz anderer. Er geht nämlich auf die römische Mythologie des Luzifer zurück, was übersetzt "Lichtbringer" heißt. Naheliegend, denn der Begriff wurde für den "Morgenstern" alias die Venus, verwendet, und seine Mutter war in der Mythologie Aurora, die Göttin der Morgenröte.

Luzifer -> Venus... aha, so kam es also, vermutlich, dass er von der Kirche (zum Beispiel) nach ihrer Entstehung generell verteufelt wurde!


Und wo man schon so schön dabei war, verschmolz man den Luzifer und seine Kumpane, den Beelzebub und den Mammon (der Gott des Geldes), später noch den Sa.tan in all seinen kulturell teils verschiedenen Gesichtern, der Einfachheit halber zu einer Gestalt.

Karin 21.12.2006, 06.41| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: | Tags: Spirituelles, Ansichten, Wissenswertes,

Vorbildfunktion

Auch in Deutschland könnte es - in einem anderen Bereich - zumindest teilweise wieder aufwärts gehen. In manchen Gegenden ist sogar der richtige Ansatz da - wie etwa in Bad Schmiedeberg in Sachsen-Anhalt. Dort hat man verstanden, was bundespolitisch in der Arbeitsmarktpolitik falsch gemacht wurde - und macht es deshalb entsprechend anders.

Wie? So: "Arbeitslose, die auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht integriert werden können, erhalten eine gemeinnützige Beschäftigung in Vereinen, in der Kirche, in der Jugend- oder der Seniorenbetreuung. Arbeit, die ohne Bürgerarbeiter nicht gemacht würde, weil das Geld dafür fehlt. Arbeitsplätze in der Wirtschaft dürften auf keinen Fall gefährdet werden, versichert Bomba.

Finanziert wird das Ganze aus dem Topf für arbeitsmarktpolitische Maßnahmen der Arbeitsagentur. Die Arbeitgeberanteile zur Sozialversicherung übernimmt das Land. Im Unterschied zu Ein-Euro-Jobbern sind die Bürgerarbeiter sozialversicherungspflichtig beschäftigt. "Damit entfällt die Stigmatisierung als Leistungsempfänger", sagt Haseloff. 825 Euro brutto erhalten sie im Monat, nach Steuern und Sozialabzügen bleiben davon 620 bis 670 Euro übrig."


Ob sie damit die angestrebte Vollbeschäftigung in ihrem Ort erreichen werden, bleibt abzuwarten. Auf jeden Fall sind die Erfolge schon jetzt nicht von der Hand zu weisen: Seit September diesen Jahres ist die Arbeitslosenquote in Bad Schmiedeberg von 15,6 auf sage und schreibe 7,8 % gesunken.

Ähm... ich glaube, ich lebe in der falschen Stadt. ;)

Karin 19.12.2006, 15.46| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Kulturwelten | Tags: Wirtschaft, Politik, Business,

Steine am Rollen

Die Todesstrafe in den USA verliert immer mehr Befürworter. Längst wird sie von immer mehr US-Bürgern laut einer Gallup-Umfrage zugunsten von lebenslänglicher Haft abgelehnt; immer weniger US-Staaten führen sie aus, und wenn, dann immer selterner. Zwar wurden in diesem Jahr immerhin noch 53 Menschen in den USA hingerichtet, doch das entspricht knapp halb so vielen Vollstreckungen wie bisher im Durchschnitt.
Und der jüngste Vorfall in Florida dürfte wiederum den Prozess hin zu einer völligen Abschaffung einen guten Schritt weiterbringen. Meine Einschätzung ist, dass der grausame Fall viele Verantwortliche (auch die bisher noch Befürworter) zumindest zum Nachdenken angeregt hat. Wenn jetzt die Kritiker nur nicht nachlassen und sich weiterhin mit ihren (und nun noch einem mehr) Argumenten für eine Abschaffung engagieren..
Jedenfalls: Es tut sich was in den USA. Nun wurden ausstehende Todesurteile erst einmal ausgesetzt. Wie viele Menschen insgesamt noch (ob nun so grausam wie Diaz, oder nicht) sterben müssen, bis eine völlige Abschaffung durchgesetzt werden wird, steht in den Sternen - hoffen wir mal, das möglichst viele der 3366 Todeskandidaten in der Warteschleife es überleben werden.
Aber eines erscheint mir klar: Langfristig wird sich etwas ändern - wenn alle, die in Amerika die Todesstrafe ablehnen (und vor Allem die in der Politik) JETZT handeln und nicht aufhören, Druck auszuüben, für die Abschaffung zu kämpfen. Nie war die Gelegenheit günstiger, jetzt, wo die schockierenden Bilder noch frisch sind, die Unmenschlichkeit dieser Methode aufzuzeigen (die im Übrigen jedem vernünftigen Menschen einleuchten sollte).
Auch glaube ich, dass Leute wie er dann mit der Zeit immer weniger Gehör finden werden, der die Giftspritze immer noch als "verfassungsgemäß" und die Todesstrafe als "Wille des Volkes" ansieht (in Kalifornien vielleicht jetzt noch - aber wer weiß wie lange...). [Gott, wenn ich solche schon so reden höre, könnte ich mich mal wieder aufregen.]

Und auch sonst geht es in den USA aufwärts - der Rumsfeld ist raus, ersetzt wurde er durch einen Kritiker des Irakkrieges... und die nächste Wahl werden die Demokraten gewinnen. Dann heißt es: Byebye, Mr. Bush!

Nachtrag: Mein Optimismus über die Entwicklungen in den USA soll natürlich nicht vergessen machen, dass die Todesstrafe in vielen anderen Ländern (nur ein Beispiel) ebenfalls noch praktiziert wird, manchmal sogar mit noch archaischeren Methoden, und dort steht ein Verbot noch lange nicht zur Debatte, wird sich also wohl noch längere Zeit nichts daran ändern. Ich spreche hier also nur von den USA, und sehe hier zukünftig deutliche Schritte nach vorn.

Karin 19.12.2006, 14.54| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Neue Welt | Tags: USA, Politik, Soziales, Ansichten,

Das schönste bedrohte Wort

Ich hatte ja schon einmal vor einiger Zeit das Thema "Bedrohte Wörter" angesprochen (und überhaupt ist mein allgemeines Interesse für Wörter und die Entwicklung der Sprache inzwischen ja kein Geheimnis mehr).
Jedenfalls wollte ich noch kurz auf einen Wettbewerb hinweisen, der im Rahmen dieses Projektes stattfindet. Bis zum 28. Februar könnt Ihr dort über das Formular das für Euch schönste bedrohte Wort einreichen. Von einer Jury bekannter Autoren (und natürlich dem Urheber des Lexikons und dieser Aktion) werden dann die besten zehn Plätze ausgesucht, die dann mit tollen Preisen (hauptsächlich Bücher) prämiert werden.
Was aber ein Käseigel ist, weiß ich nicht - aber sollte jemand, der hier liest, ihn gewinnen, kann er/sie mich ja möglicherweise darüber aufklären. *gg* Oder ich kaufe mir irgendwann mal Teil 1 des Lexikons. :)
Ob ich indes selber einen Vorschlag einreiche, weiß ich noch nicht - ich tue mich immer bei der Auswahl eines Begriffs so schwer, da es ja soooooooviele schöne bedrohte Wörter gibt. Na ja, ich werde mich noch für eines entscheiden - es muss ja nich sofort sein. Nach Weihnachten... ;)

Karin 19.12.2006, 01.37| (2/2) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Neue Welt | Tags: Worte, Aktionen,

Das ist die Hölle!

In den USA gibt es ein ra.dikal-christliches Kil.lerspiel, das religiös motivierte Gewalt propagiert. Ich mag das Thema nicht weiter ausbreiten, aber lest selbst.

Da wird einem die Wahrheit in einem anderen, insgesamt nicht ganz so ernsten Text, den ich heute Abend las und an den ich mich in diesem nicht wirklich neuen Zusammenhang erinnerte, bitter bewusst:
"Um festzustellen, wie viele Seelen (in die Höl.le, Anm. der Zitierenden) hinzukommen, sehen wir uns doch mal die verschiedenen Religionen auf der Welt heute an. Einige dieser Religionen sagen, dass, wenn man nicht dieser Religion angehört, man in die Höl.le kommt. Da es auf der Welt mehr als eine Religion mit dieser Überzeugung gibt, und da niemand mehr als einer Religion angehört, kommen wir zu dem Schluss, dass alle Seelen in der Höl.le enden."

Welch eine traurige, nein mehr noch: grausame Welt wäre das, wenn tatsächlich alle Menschen so wären...

Karin 17.12.2006, 01.28| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Neue Welt | Tags: Computer, Soziales, USA; Spirituelles,

Wörter des Jahres

Nun stehen sie also fest - die Top Ten der "Wörter des Jahres" 2006. Nicht alle gefallen jedem gleich gut, und gewiss nicht jeder würde die Prioritäten über die Wichtigkeit dieser Wörter ebenso setzen. Persönlich würde ich einige sogar eher als Unwörter denn als Wörter des Jahres betrachten. Doch immerhin zeigt das alles, wie Sprache und deren Entwicklung so unterschiedlich auf Menschen wirkt, wie die Art und Weise, wie etwas ausgedrückt wird, die öffentliche Meinung mitunter entscheidend prägen kann, und wie die Sprache immer auch ein Spiegel der Kultur ist, sich im Wandel der Zeit auch verändert. Das finde ich immer wieder spannend und es wird mir niemals langweilig, mich damit zu befassen.

Hier also die Top Ten für dieses ablaufende Jahr (in Deutschland) - und je eine kleine Bemerkung, wie ich persönlich dazu stehe:
  1. Fanmeile: Da ich mich nicht allzu sehr von dem ganzen WM-Trubel habe anstecken lassen und diesen eher mit distanzierter Nüchternheit betrachtet habe, halte ich diesen Begriff persönlich für überbewertet. Wenn schon, dann hätte ich eher für den Ausdruck "Sommermärchen" plädiert.
  2. Generation Praktikum: Doch, dieser Begriff trifft die Realität denke ich schon (leider) ziemlich gut. Allerdings lässt er natürlich die Masse derjenigen außer Acht, die gar nicht erst an ein Praktikum kommen.
  3. Karikaturenstreit: Ein Konfliktthema als Wort des Jahres? Irgendwie stehe ich dem mit gemischten Gefühlen gegenüber. Denn wenn man so einen kontroversen Begriff als Wort des Jahres hochstilisiert, könnte das nicht eventuell auch den kulturellen Streit zwischen islamischer Kultur und westlichen Gesellschaften wieder aufleben lassen? Weil gewisse islamische Glaubensgruppen das als Provokation ansehen könnten?
  4. Rechtschreibfrieden: Das ist mal ein schönes Wort! Ja, es scheint wirklich so eine Art Frieden zwischen Kritikern und Befürwortern (und den Menschen dazwischen) der neuen Rechtschreibung und der Reform Korrektur der Rechtschreibreform eingetreten zu sein. Man hat sich damit abgefunden, und irgendwie schreibt ja doch jeder so, wie er es für richtig und logisch hält. Selbst in den Medien wird längst nicht mehr immer so geschrieben, wie es im Duden steht. Wenn fast keiner weiß, wie man schreiben sollte, wenn man sich peinlich an alle Regeln halten wollte (außer vielleicht Sprachkenner wie er), dann sieht man es irgendwann immer gelassener und ist manchmal erstaunt, wieviel man eigentlich unwissend anders macht (ich vermeide bewusst den Ausdruck: "falsch").
  5. Prekariat: So, jetzt heißt die "neue Unterschicht" also Prekariat. Auch nicht viel besser - in meinen Ohren eher sogar noch schlimmer, der Begriff! Wer also arm ist, ist nun "prekär" - vermutlich vor Allem, weil er dem Staat auf der Tasche liegt. Ein sehr intoleranter, wenn nicht sogar diskriminierender Ausdruck. Brauchen wir das? Wie gehen die Betroffenen damit um? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.
  6. Bezahlstudium: Ist sehr treffend ausgedrückt und aktuell. Daher keine Kritik von meiner Seite an diesem Ausdruck.
  7. Problembär: Wenn ein Tier sich nicht so verhält, wie die Menschen es wollen (sondern so, wie es nun mal seiner Art entspricht, Risiko für andere Arten inbegriffen), dann wird es einfach nur als "Problemfall" bezeichnet; Wenn aber ein Mensch die Sau rauslässt, dann würde es niemandem einfallen, ihn als "Problemmenschen" zu degradieren, als würde sein ganzes Wesen in diesem einen Problem bestehen. Daher ist Problembär für mich eindeutig ein UNwort!!!
  8. Poloniumspuren: Eine schlimme Sache, deren Ausmaß uns sicherlich alle schockiert hat (und dessen Spuren noch heute nachwirken - ist ja auch nicht allzu lange her). Auf jeden Fall berechtigt, dass es an dieser Stelle steht, und ansonsten kein weiterer Kommentar.
  9. Klinsmänner: Warum eine ganze Fußballmannschaft, die immerhin aus elf mehr oder weniger zusammenwirkenden Individuen besteht, auf eine Person - und trage sie auch noch so eine hohe Verantwortung - reduzieren?
  10. schwarz-rot-geil!: Nichts gegen Patriotismus - in seiner gemäßigten Form, die eine Liebe und Verbundenheit zum eigenen Land ausdrückt, und zwar ohne andere Nationalitäten herabzuwürdigen oder sich selbst gar höher zu stellen. Aber bei dieser Phrase sehe ich diese Kriterien nicht unbedingt erfüllt; darüber hinaus finde ich sie einfach hohl.
Die Österreicher haben sowas übrigens auch: Hier deren Wort des Jahres, und hier das Unwort. Wenn das schon im Vergleich sehr krass wirkt, dann hört bei den Un-Sprüchen, die die österreichischen Politiker dort im Laufe des Jahres abgelassen haben, der Spaß nun wirklich auf!

Bei den Schweizern ist es übrigens das Rauchverbot, das - wie hier geschrieben steht - stellvertretend für viele weitere (teils absurde oder schlicht überflüssige) Verbote ist. Was aber ein Köbi und was ein Plämpu sind, müsste ich erst nachschlagen. Das Unwort erklärt sich von selbst.

Karin 16.12.2006, 23.18| (1/1) Kommentare (RSS) | PL | einsortiert in: Lesewelten | Tags: Worte

Deutsche Vorurteile zur DDR-Zeit

Ich hatte Euch ja noch den zusammenfassenden Bericht zu der gestrigen Reportage "Drüben!" in der ARD (die übrigens sehr gut recherchiert und umgesetzt war) über die gegenseitigen Vorurteile von Ossis und Wessis zu DDR- Zeiten versprochen. Das werde ich auch jetzt noch tun, wenn auch (was anderes hatte ich auch nicht angekündigt) in mehr oder weniger stichpunktartiger Form. Möge sich jeder selbst ein Bild machen.

  • Es wurde anhand von Beispielen deutlich gemacht, dass im deutschen Westen in Medien und Bildung damals bewusst eine Art F.eindbild Ost geschürt wurde. So standen in den Schulbüchern absichtlich falsche Aussagen, die suggerieren sollten, dass alles, was mit Ostdeutschland zusammenhing, von staatlicher Willkür und " Gewalt geprägt wurde, dass dort nur Armut herrschte usw.
  • Umgekehrt wurde in de DDR natürlich auch kräftig das System propagiert und im Gegenzug versucht, die "andere Seite" so schlecht wie möglich darzustellen. Ob nun die damals sehr lange über den Fabriken hängenden Transparente (die nach einer Weile entsprechend Verschleißerscheinungen zeigten) oder die Meldungen und Aussagen im DDR-Fernsehen (besonders krasses Zitat aus einer damaligen Sendung: "Sie werden dort drüben zu blindem Ha.ss erzogen."): Es hörte sich alles lächerlich polemisch an, und auch ich glaube nicht, dass viele Leute solche Phrasen auch damals ernsthaft geglaubt hatten - nur äußern konnte man das ja nicht.
  • Junge Leute, die man seinerzeit (50er, 60er Jahre) über ihr Bild von der DDR und seinen Menschen befragte, gaben meist immer dieselben pauschalen Antworten: Die Menschen wären so arm, dass sie in alten, mehrmals geflickten Kleidern herumlaufen würden, sie hätten kein Modebewusstsein etc. Dabei handelte es sich bei den Befragten wohl meist um Menschen, die niemals in der DDR gewesen waren und auch sicher keinen wirklichen Bezug (durch Familie oder Freunde) dorthin hatten.
  • Vieles, was mit DDR zu tun hatte, war im Westen offiziell verpönt; bei sportlichen Veranstaltungen zum Beispiel zog der bundesdeutsche Verfassungsschutz einmal die DDR-Fahne ein, weil sie im Westen verboten war. Erst bei den olympischen Spielen 1972 in München, als eine Turnerin aus der DDR Silber gewann, änderte sich das mit der offen zur Schau getragenen Intoleranz (in Bezug auf die Menschen) wieder ein wenig: Es durfte zum Sieg sogar die DDR-Hymne gespielt werden.
  • Umgekehrt verfuhren DDR-Bedienstete mit vielen Dingen, die mit dem Westen zu tun hatten, nicht unähnlich: Als kritisch angesehene Literatur und anderes wurde etwa von westdeutschen per Bahn Einreisenden durch die Kontrolleure, wenn sie etwas fanden, konfisziert; nichts wurde bei den Kontrollen ausgelassen, denn - so war es den Beamten eingetrichtert worden - "alles, was übersehen wurde, könnte sich schlecht auf das Land auswirken".
  • Eine Umfrage in einer westdeutschen Nachrichtensendung hatte damals ergeben, dass noch in den 60ern 47 % aller befragten Bundesbürger der Meinung waren, es gäbe in der DDR Lebens.mittelkar.ten!
  • Aber es gab auch durchaus positive Vorurteile: So bestrachteten Wessis die Ossis auch als in besonderem Maß arbeitskräftig, tüchtig, (sportlich und auch sonst) leistungsfähig und mit einem großen Teamgeist versehen. Ein damaliger Reporter und DDR-Kritiker, der damals vielen aus der Führungsriege des DDR-Staates ein Dorn im Auge war, hebt hervor, er hätte es damals bewundernswert gefunden, wie die DDR-Bürger es damals verstanden hatten, das Beste aus der gegebenen Situation zu machen, sich irgendwie darin zu arrangieren (was per definitionem nicht unbedingt etwas mit sich abfinden, zu tun hat!).
  • Zitat eines damaligen DDR-Verkehrspolizisten, der einen Wessi angehalten hatte und von diesem auch beschimpft wurde: "Er wünschte mir, dass ich mal ein Paket aus dem Westen bekäme, damit mir wieder einfiele, dass ich ein Deutscher wäre." (Er sprach dies mit monotoner, nüchtern seiner Dienststelle berichtender Stimme; man beachte auch den Konjunktiv -> als hätte er eine Distanz schaffen wollen zwischen dem, was er wirklich gefühlt hatte, und seiner Pflicht. Jedenfalls glaube ich, er hätte dann lieber gesagt: "Deutscher bin" statt "Deutscher wäre", da er beim Reden den Eindruck machte, als wäre ihm unwohl dabei gewesen.)
  • Gäste, die ihre Familien im Osten besuchten, hatten zumeist folgenden Eindruck: Sie waren willkommen, wurden besonders herzlich aufgenommen, man freute sich offensichtlich über den Besuch und gab sich große Mühe mit der Bewirtung, es gab so etwas wie ein Festmahl (also mit dem, was zu bekommen war) - aber es war auch laut der Aussagen eine wehmütige Atmosphäre zu spüren.
  • Wer aus dem Osten das Glück hatte, Westdeutschland zu besuchen, genoss die Freiheit und Offenheit natürlich, wenn ihm auch verständlicherweise nicht alles gefiel. Und man bemerkte, dass es einen Unterschied im Geruch gab: Während der Westen für den Ossi eher süßlich roch, verbreitete sich im Osten für die verwöhnte Wessinase eher ein rauchiger Geruch (vermutlich von den Industrieanlagen) und es sah ziemlich grau aus. Auch solche Sinneseindrücke haben wohl in einem gewissen Maß einst die Sicht auf die "andere Seite" geprägt.

Karin 16.12.2006, 01.03| (0/0) Kommentare | PL | einsortiert in: Kulturwelten | Tags: Geschichte, Politik, Deutschland,

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Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







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der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
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Oscar Wilde (1854-1900)


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Dante Alighieri (1265-1321)


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