Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Romane

Hubertus Meyer-Burckhardt: Die Kündigung

Roots.pngKlappentext: "Die Kündigung"

Was bleibt von der Person ohne die Funktion?
Simon Kannstatt ist Top-Manager einer internationalen Investmentfirma. Das heißt, er war es. Man hat ihm gekündigt. Für Kannstatt brechen sämtliche Koordinaten zusammen. Er weiß nicht mehr, wohin. Deshalb macht er erstmal weiter, als wäre nichts geschehen. Irgendwann bleibt er dann dort, wo er sich am sichersten fühlt: im Züricher Flughafen. Und hebt doch wieder ab, diesmal in Richtung New York und zurück in eine Zeit, in der alles noch offen war für ihn.

Meine Rezension

In einem nüchternen, schnörkellosen Schreibstil beschreibt dieser Roman die Geschichte eines Mannes, der zuerst recht weit oben auf der Karriereleiter stand und nun plötzlich vor dem Nichts steht. Er lebte nur für seinen Beruf, hatte keine Zeit für ein Leben außerhalb des Berufs geschweige denn für Hobbies, war ständig geschäftlich unterwegs und im Grund nur eine Marionette ohne eigene Identität. Er spielte seine Rolle - mehr nicht. Nun, wo dies wegfällt, weiß er nicht weiter - und tut folglich so, als hätte er die betriebsbedingte Kündigung seines Chefs nicht bekommen.

Die Trostlosigkeit dieser Situation, aber auch die Einsamkeit dieses Exmanagers wird zwischen den Zeilen deutlich; die Atmosphäre ist businessmäßig seriös und nüchtern. Dabei wird die Geschichte flüssig erzählt. Man fragt sich, ob es dem Protagonisten gelingen wird, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Dies gibt eine wesentliche Motivation zum weiterlesen.

Im Züricher Flughafen begegnet er einer Restaurantmitarbeiterin, dem er sein Leid klagen kann. Gerade, als er seelisch ganz unten angekommen zu sein scheint, tritt die fiktive Person namens Roger in Erscheinung - eine Figur, die nur in seiner Vorstellung existiert.

Zitat:
"Mein Name ist Roger. Ich bin der Purser auf Ihrem Lebensflug. Wir werden uns von jetzt an ab und zu treffen. Immer dann, wenn Sie nah bei sich sind, auf der Flucht vor Ihrem antrainierten Ich. Ich bin, wenn Sie so wollen, der Zeremonienmeister Ihrer Träume. Wenn Sie nicht wie Rilkes Panther enden wollen, empfehle ich, dass Sie die Richtung Ihres Lebens ändern, und zwar nachdrücklich. Etwas Besseres finden Sie allemal, was allerdings auch nicht sonderlich schwierig sein dürfte."

In der einfachen Unterkunft in Newark, wo er Zuflucht findet, lernt der den Besitzer, der zugleich auch einen CD-Laden besitzt, kennen, und Patti, seine Mitarbeiterin. Hier lernt er allmählich, sich von seinen eingefahrenen Strukturen zu befreien und findet zu sich selbst, indem er sich dort einbringt.

Die Perspektiven wechseln im weiteren Verlauf zwischen den verschiedenen Szenen hin und her. Das heißt, der Zeitablauf ist nicht streng chronologisch. Ich finde, dieses Stilmittel ist hier gut und passend umgesetzt. Die Sprünge in den Szenen verwirren hier nicht, sondern motivieren zum Weiterlesen.

Für mich ist es ein gelungenes Werk zeitgenössischer Literatur, das sich auch kritisch mit dem heutigen Wirtschaftssystem und dem Kapitalismus auseinandersetzt und nebenbei viele Denkanstöße bietet.

Karin 27.12.2012, 20.09 | (0/0) Kommentare | PL

Nicole Walter: Das Leben drehen

Roots.pngKlappentext: "Das Leben drehen"

»Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil … ich muss sterben.«
Dieser Satz und die Begegnung mit der ungewöhnlichen Amelie stellen Marlenes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. War sie, die erfolgreiche Ärztin, nicht eben noch glücklich verheiratet? Mit Markus, ihrem Markus? Und wer ist diese bezaubernde Frau, die sich in ihr Leben gedrängt hat?
Marlene, Ärztin aus Leidenschaft, fasst einen Entschluss. Sie wird nicht zulassen, dass Amelie stirbt, wird ihr helfen, die Krankheit zu besiegen. Doch da ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet von ihrer Rivalin mehr über das Leben lernen wird, als sie je vermutet hat. Und das, was Amelie in ihr bewegt, lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

Meine Rezension


Es geht ums Leben, wie man es so gestaltet, dass man am Ende sagen kann "Es ist alles richtig so, alles hat einen Sinn gehabt", um Liebe und Freundschaft sowie den Umgang mit Krankheit und dem nahenden Tod. Soll man um jeden Preis bis zum Schluss das Leben erhalten, oder ist es nicht wichtiger, die Würde zu erhalten und es dem kranken Menschen zu ermöglichen, die Zeit, die er noch hat, sinnvoll zu verbringen und so, wie er es will?

Ein sehr berührendes, mitreißendes Buch, das ohne erhobenen Zeigefinger und mit leisen Tönen zum Mit- und Nachdenken anregt. Die an sich auch ernste Thematik ist so leicht und locker aufbereitet, dass es eine Freude ist, es zu lesen und sich zu eigenen philosophischen Überlegungen inspirieren zu lassen. Sehr flüssig erzählt. Es ist ein herzerfrischendes Buch, das man sich sinnbildlich schön gemütlich auf der Zunge zergehen lassen kann. Dabei wird es niemals sentimental, das heißt es kommt ohne Kitsch aus und triggert nicht unangenehm. Es berührt auf angenehme Weise Herz und Seele.

Ein schönes Zitat aus dem Buch:

"Alles, was uns wirklich ausmacht, ist unsichtbar, hat die junge Frau gesagt. Unsere Gedanken sind unsichtbar, unsere Gefühle, Erinnerungen, die Hoffnung, Liebe. Deshalb ist es nicht vorbei, wenn wir gehen müssen. Unser Körper stirbt, aber das andere, was wir wirklich sind, das Unsichtbare, das braucht keinen Körper, das bleibt."

Karin 27.12.2012, 17.22 | (0/0) Kommentare | PL

Maria Regina Kaiser: Wohin ich gehöre

Roots.pngKlappentext: "Wohin ich gehöre"

Die 16-jährige Gülten ist in Deutschland aufgewachsen. Im Sommerurlaub bei Verwandten in der Türkei verliebt sie sich in den strenggläubigen Mesut. Zurück in Frankfurt, beschäftigt sie sich immer intensiver mit dem Islam und beschließt, ein Kopftuch zu tragen. Erst als ihre Freundin Tülay mit einem Mann verheiratet werden soll, den sie überhaupt nicht kennt, gerät Gültens Überzeugung ins Wanken. Ist sie Deutsche oder Türkin? Wohin gehört sie?

Meine Rezension


Dass dieses Buch als Jugendroman ausgeschrieben ist, hat mich überhaupt nicht gestört. Es ist durchaus jugendgerecht geschrieben, Sachverhalte sind so erklärt, dass sie auch von der Zielgruppe verstanden werden dürften, und zwar auf interessante Weise und ohne ausschweifend zu werden. Zudem beschäftigt es sich mit Themen und Problemen, mit denen sich Jugendliche in dem Alter auseinandersetzen.

Der Identifikationsfaktor dürfte bei ihnen also gegeben sein. Denn jeder muss seine Identität finden - egal ob mit oder ohne Migrationshintergrund. Und gerade in jenem Alter ist es sogar ein besonders wichtiges Thema, da dann die Weichen für später gestellt werden, vieles Prägende dann geschieht.

Es ist flüssig und recht wirklichkeitsnah geschrieben, nicht zu naiv. Die Beweggründe und teils philosophischen Überlegungen werden ebenso verständlich herübergebracht wie die Gefühle der Personen.

Für mich waren einige der passend eingestreuten Informationen, die die Kultur betreffen, nicht neu. Dennoch haben diese kurzen Erläuterungen nicht meinen Lesefluss gestört. Ausführlichere Erklärungen zu bestimmten Begriffen stehen im Anschluss an den Roman in einem Glossar.

Alles in allem vermag dieses Buch Vorurteile abzubauen und eine differenziertere Betrachtensweise anzuregen. Es gibt eben nicht nur das Eine oder das Andere, "Schwarz oder Weiß", sondern auch einiges dazwischen.

Karin 26.12.2012, 23.22 | (0/0) Kommentare | PL

Guido M. Breuer: All die alten Kameraden + Altes Eisen

Roots.pngIch fasse beide gelesenen Bücher des Autors in einem Beitrag zusammen, weil es so übersichtlicher ist. Für diese Challenge zählt natürlich nur eines davon. A.B.Twink.gif
Es sind in der Tat genau 12 verschiedene Autoren, deren Werke ich im Rahmen der Challenge gelesen habe; bei den meisten Büchern - wie auch diese - handelte es sich in der Tat um das jeweils erste Buch des jeweiligen Autors, das ich gelesen habe. Ich werde wohl noch vor Ablauf des Jahres eine kurze Statistik dazu posten.

Klappentext von: "All die alten Kameraden"

Im Hürtgenwald in der Nordeifel ist der Boden mit Blut getränkt. In der Mitte des vergangenen Jahrhunderts tobte hier eine der verlustreichsten Schlachten des Zweiten Weltkriegs.
Hier lebt Opa Bertold in der beschaulichen "Seniorenresidenz Burgblick" und denkt an sein ereignisreiches Leben zurück. Sein komfortabler Ruhesitz, das schöne Nideggen und die wunderbare Natur der Nordeifel gefallen ihm zwar, aber trotzdem langweilt ihn das beschauliche Pensionärsdasein. Da kommt es ihm gerade recht, dass amerikanische Kriegsveteranen nach Nideggen kommen, die ein dunkles Geheimnis aus den Tagen des zweiten Weltkrieges und den verheerenden Kriegsereignissen im Hürtgenwald mit einigen Bewohnern der Seniorenresidenz verbindet.
Als der erste Mord geschieht, ist Opa Bertold klar, dass sein kriminalistischer Spürsinn gefragt ist, sehr zum Leidwesen seiner Enkeltochter Rita, der Kriminalkommissarin aus Köln. Opa Bertold findet in der Seniorenresidenz tapfere Mitstreiter: Die lebensfrohe Künstlerin Bärbel Müllenmeister und der geheimnisvolle Gustav Brenner. Dazu gesellt sich der junge Pfleger Benny, der die agilen Senioren tatkräftig unterstützt.
Mehrere Menschen müssen sterben, bevor Opa Bertold und seine Freunde das Geheimnis um die alten Kameraden und die Hölle im Hürtgenwald aufklären können.

Meine Rezension

Die Idee, ein paar clevere, aber auch humorvolle alte Leute Verbrechen entlarven zu lassen, finde ich gut. Man schließt Opa Bertold mit seinen Kommissar-Wollbrand-Kommentaren, den Zerkaller Kaffeeliebhaber Gustav und die Zülpicher Künstlerin Barbara (Bärbel) Müllenmeister schnell ins Herz.

Ein wichtiger Anreiz zum Lesen war - neben der potentiell interessanten Handlung - die Tatsache, dass sie in meiner Umgebung spielt. Diese Kulisse wird durchaus authentisch dargestellt, wobei die Beschreibungen im Gegenzug auch nicht zu sehr ins Detail gehen. Vereinzelt bleiben sie etwas ungenau, was für mich aufgrund meiner Ortskenntnis jedoch kein Problem war. Und anderen würde es möglicherweise nicht so auffallen.

Der Krimi ist recht spannend geschrieben und in einem einfachen, flüssigen Schreibstil gehalten. Naturgemäß wiederholen sich manche Fakten ab und zu, wie es bei Krimis, bei denen ein Verbrechen aufgedeckt wird, nun mal so ist. Dies geschieht jedoch auf eine unterhaltsame und nicht langweilige Weise. Die gelegentlichen Perspektivenwechsel sind ausgewogen und jeweils zu genau der richtigen Zeit gesetzt. Auch der Spannungsaufbau ist angemessen. ...weiterlesen

Karin 26.12.2012, 20.05 | (0/0) Kommentare | PL

Nele Neuhaus: Schneewittchen muss sterben

Roots.pngDa mir nicht mehr so viel Zeit bleibt, werde ich mich bei den noch anstehenden Rezis zur diesjährigen Challenge kürzer fassen. Ich hoffe, das ist OK so. Mein Eindruck von den Büchern bleibt ja derselbe - egal, ob ich ihn in vielen oder wenigen Worten wiedergebe.

Klappentext zu: "Schneewittchen muss sterben"


An einem düsteren Novembertag finden Bauarbeiter auf dem stillgelegten Flugplatz der US-Armee in Eschborn ein menschliches Skelett, nur wenig später wird eine Frau von einer Brücke gestoßen. Die Ermittlungen führen Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein in die Vergangenheit: Vor vielen Jahren verschwanden in dem kleinen Taunusort Altenhain zwei Mädchen. Ein Indizienprozess brachte den mutmaßlichen Täter hinter Gitter. Nun ist er in seinen Heimatort zurückgekehrt. Als erneut ein Mädchen vermisst wird, beginnt im Dorf eine Hexenjagd.

Meine Rezension

Von der ersten bis zur letzten Seite hat mich das Buch gefesselt. Die Autorin versteht es, die Spannung gekonnt aufzubauen und zu erhalten, indem sie immer wieder kleine Informationshäppchen einstreut, ohne zu viel zu verraten. Zudem enden Szenen oft mit einer überraschenden Wendung, es taucht ein neuer Umstand auf oder wird eine Frage aufgeworfen, die zum Weiterlesen animiert und die Neugierde schürt.

Neben diesem gelungenen Aufbau besticht dieser Krimi durch viel Detailwissen. Offensichtlich hat Frau Neuhaus sehr gut die Vorgehensweise und Strukturen bei der Polizei recherchiert. Aber auch die Umgebung (es spielt im Taunus und teilweise in Frankfurt a. M.) wird glaubhaft geschildert, was nicht verwundert, da sie ja selber aus dem Taunus stammt.

Am meisten hat mir bei diesem Buch allerdings gefallen, dass ich richtig mitfiebern konnte. Ich wusste als Leserin selbst jeweils nur um Haaresbreite mehr als die Ermittler. Und selbst, wenn sich eine Lösung herauszukristallisieren schien, blieben immer noch Zweifel und konnte immer noch etwas passieren, das meine Überlegungen wieder teilweise über den Haufen warf. Nichts in dem Dorf Altenhain ist in diesem Roman, wie es scheint. Viele der Dorfbewohner haben anscheinend ihre Geheimnisse, und einige spielen ein falsches Spiel.

Hat Tobias möglicherweise 10 Jahre lang unschuldig im Gefängnis gesessen, seine Familie in all der Zeit umsonst unter den Anfeindungen aus dem Dorf gelitten? Fast alles sprach damals gegen ihn. Doch wer soll es dann gewesen sein? Welche Rolle spielte Nathalie, die heutige Schauspielerin mit dem Künstlernamen Nadja von Bredow, die außer Claudius Terlinden als einzige den Kontakt zu ihm gehalten hat? Und was hat Thies Terlinden, der eine Sohn des reichen Unternehmers Claudius Terlinden, damals gesehen, das offenkundig nicht an die Öffentlichkeit gelangen soll? Er spricht kaum und wenn, dann mit nur wenigen Menschen, denen er vertraut. Umso detailreicher drückt er sich über seine Bilder aus. Auf den Bildern, die er in die Obhut von dem zugezogenen Mädchen Amelie gibt, das im "Schwarzen Ross" arbeitet, sind eben jene heiklen Szenen zu sehen.

Die Figuren empfand ich insgesamt als ausreichend charakterisiert. Dabei blieb auch genug Raum für Interpretationen, der in diesem Genre unverzichtbar ist.

Ein gelungener Krimi, dem ich nur jedem empfehlen kann, der sich gerne spannend unterhalten lässt!

Karin 25.12.2012, 23.04 | (0/0) Kommentare | PL

Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden

Roots.pngZwei Handlungsstränge werden in diesem Roman miteinander verwoben.

Im Paris des Jahres 1867, noch unter der Herrschaft Napoleons III, wird das Kind der armen Näherin Marie Lazès im Kanal St. Martin im Stadtviertel Belleville tot aufgefunden. Beschuldigt wird automatisch die Mutter des Kindes, obwohl diese immer wieder bekräftigt, sie habe ihr krankes Kind Camille im Krankenhaus Lariboisière abgegeben. Der junge Jurist Antoine wird mit dem Fall als Pflichtverteidiger betraut. Anfangs glaubt er noch den offiziellen Unterlagen, welche die Mutter als Mörderin bezichtigen. Schließlich gibt es in jener Zeit der Armut und Verzweiflung etliche Fälle von Kindermord - es wäre also kein Einzelfall. Zudem rechnet er sich wenig Chancen aus, im Falle einer Unschuld diese erfolgreich vor Gericht beweisen zu können. Doch schon bald wird ihm klar, dass irgendetwas bei diesem Fall ganz und gar nicht stimmt. Er stellt Nachforschungen an, wobei er auch von Mathilda, der Schwester seines englischen Ingenieurfreundes Nicholas, und später auch von dem Journalisten Lucien Marivol, unterstützt wird. Und dann ist da noch Maries Sohn Johann (der Vater des Kindes war ein deutscher Gastarbeiter, daher ein deutscher Name), der kurz zuvor noch Antoine und Nicholas mit seiner Straßengang überfallen hatte. Nun aber wird deutlich, dass er nur ein armer Junge ist, der sehr viel Leid durchmachen und stets auf der Hut sein musste.

1992, ebenfalls in Paris, begegnet der deutsche Ich-Erzähler Bruno Tucher bei Recherchen in der historischen Bibliothek der Südfranzösin Gaëtane. Er recherchiert in der Bibliothek Informationen rund um die damalige Weltausstellung, die er für einen Aspekt in seiner Doktorarbeit braucht. Gaëtane hingegen befasst sich mit derselben Zeit aus einer anderen Perspektive. Die geheimnisvolle Frau verzaubert ihn sofort, obwohl sie zunächst sehr reserviert miteinander umgehen und eine Annäherung nur sehr langsam erfolgt. Und auch, als sie sich doch allmählich und mit Abständen dazwischen näher kennen lernen, gibt es immer wieder Rückschläge, die ihn verunsichern. Es stellt sich übrigens heraus, dass sie ein Buch über eben diesen Fall der Marie Lazès schreibt. Dieses Buch bildet den ersten Handlungsstrang, der abwechselnd mit dieser Geschichte erzählt wird. Und auch Gaëtanes Verhaltensweise sowie die Unsicherheiten am Anfang erklären sich im fortgeschrittenen Stadium der Lektüre... ...weiterlesen

Karin 05.10.2012, 22.07 | (0/0) Kommentare | PL

T. C. Boyle: Wenn das Schlachten vorbei ist

Normalerweise werde ich eher selten durch die großen Medien auf ein Buch aufmerksam, das ich später beschließe, mir zu kaufen. Meist entdecke ich Schmöker, die mich interessieren könnten, beim Stöbern in der Buchhandlung, oder ich lese irgendwo eine Rezension, die mich darauf neugierig macht, so dass ich mich näher informiere.

Im Falle von dem neuen Roman von T. C. Boyles, »Wenn das Schlachten vorbei ist«, war es jedoch anders. Zuerst erfuhr ich davon durch eine Buchvorstellung in der Zeitung. Diese brachte mich allerdings trotz des potentiell interessanten Themas noch nicht dazu, es mir anzuschaffen. Erst eine Literatursendung im Fernsehen, die ich mir eher zufällig angeschaut hatte, animierte mich dazu, mich näher damit zu befassen. Nachdem ich mich anschließend noch kurz im Internet schlau gemacht hatte, entschied ich mich dann für den Kauf. Da es mein erster Roman des Autors ist, kaufte ich damit gewissermaßen »die Katze im Sack«, aber das erschien es mir wert.

Inhaltsangabe

Schauplätze des Geschehens sind die beiden Pazifikinseln Anacapa (zu Beginn) und Santa Cruz am Santa-Barbara-Kanal, Nebenschauplatz das kalifornische Festland. Zeitlich siedelt sich die Handlung vor allem in der Gegenwart an, es gibt aber auch ein paar Rückblenden.

Mit einer solchen Rückblende startet der Roman. Der Leser wohnt den letzten Augenblicken auf dem Schiff Beverly B bei, die nach der gleichnamigen Frau benannt ist. Als es kurz darauf vor Anacapa kentert, ist die schwangere Beverly die einzige Überlebende. Ihr Mann und dessen Kumpel kommen dabei ums Leben. Beverly strandet auf Anacapa und hält sich in einer verlassenen Hütte voller Ratten mit dem dort gelagerten Konservenvorräten über Wasser, bis sie gefunden wird. Beim Szenenwechsel stellt sich irgendwann heraus, dass es sich bei Beverly um Almas (der Hauptperson Nr. 1) Großmutter handelt.

Alma ist Wissenschaftlerin und arbeitet praktisch für den kalifornischen Staat. Ihre aktuelle Mission besteht darin, die heimische Fauna und Flora auf den Santa-Barbara-Inseln wieder anzusiedeln. Was zunächst ökologisch vernünftig klingt, sieht schon etwas anders aus, wenn man sich vor Augen führt, WIE dies bewerkstelligt werden soll... In der Tat soll dies auf eine sehr radikale Weise erreicht werden, nämlich, indem die eingewanderten, teils ja nach Tierart bewusst oder unbewusst - »eingeschleppten« Arten von dort entfernt, also vernichtet werden. ...weiterlesen

Karin 22.04.2012, 19.59 | (0/0) Kommentare | PL

Elisabeth Filhol: Der Reaktor

Als ich beim Stöbern in einem Online-Buchshop auf dieses Buch aufmerksam wurde, war für mich schnell klar, dass ich es haben und mir zur Pflichtlektüre auserwählen musste.

Beginnend mit der Thematisierung der drei Selbstmorde der Mitarbeiter, schildert der Roman »Der Reaktor« von der französischen Autorin Elisabeth Filhol auf eindringliche Weise fachlich kompetent und zugleich in einem flüssigen Schreibstil den Alltag eines Zeitarbeiters in diversen Atomkraftwerken. Dabei lässt sie viele Details rund um die Lokalität eines AKW einfließen und baut interessante Fakten passend ein. So erfährt man beispielsweise, dass etwa die Hälfte aller in Frankreichs AKW arbeitetenden Menschen per Zeitarbeit eingestellt sind. Aber auch die physikalischen Gegebenheiten werden erläutert. Die Risiken, denen sie dort ausgesetzt sind, werden beim Lesen ebenso deutlich wie die Trostlosigkeit der ganzen Situation. Wie Nomaden ziehen sie, das heißt auch der Ich-Erzähler Yann und seine Kollegen Loic und später Jean-Yves (die allerdings in umgekehrter Reihenfolge im Buch auftauchen, da zuerst aus der Gegenwart erzählt wird und dann eine längere Rückblende folgt) alle paar Monate von einem gefährlichen Job zum nächsten. Ihre Gesundheit und ihre Strahlendosis, die sie zwangsläufig abbekommen, wird regelmäßig überprüft, und wenn sie eine gewisse Dosis erreicht haben, dürfen sie erstmal nicht mehr in diesem Beruf arbeiten.

Es ist zweifellos keine leichte Kost, die hier präsentiert wird. Allein schon inhaltlich, da diese Lektüre ein Mitdenken erfordert und wohl niemand, der bei Verstand ist, behaupten würde, sich »gerne« mit so einem Thema zu befassen. Aber es lohnt sich! Denn wer es gelesen hat, wird entweder seine Meinung bestätigt sehen, dass die Produktion von Atomenergie zur Stromerzeugung der reine Wahnsinn ist, oder - falls dies aus unerfindlichen Gründen noch nicht der Fall sein sollte - sie noch kritischer sehen als zuvor. Das Buch öffnet Augen, es schont den Leser aber auch nicht mit der Sachlage. Zugegeben, die Schachtelsätze, mit denen die Autorin häufig arbeitet, zwingen zu einem sehr konzentrierten Lesen. Und obwohl die nummerierten Kapitel recht kurz sind, meist weniger als zehn Seiten, ist das Buch keines, das man mal eben schnell so nebenbei liest. Nein, man muss es zwischendurch immer mal wieder absetzen, um das Gelesene erstmal sacken zu lassen. In weniger konzentrierten Phasen musste ich sogar den einen oder anderen Satz noch einmal lesen. Und auch die Strukturierung der Story, der Erzählstrang, ist gewöhnungsbedürftig, wirkt manchmal - wohl auch aufgrund der Flut der Informationen - etwas durcheinander. Dadurch habe ich mir beim einmaligen Lesen längst nicht alle Fakten im Detail merken können, schon gar nicht aus dem technischen Bereich. Doch das ist auch nicht unbedingt nötig, um die wesentliche Botschaft und die vorherrschende, nüchterne Atmosphäre aufzunehmen.

Besonders bedrückend fand ich die Schilderungen der historischen Geschehnisse im Zusammenhang mit dem verheerenden Atomunglück in Tschernobyl. Neben allem anderen trugen diese maßgeblich dazu bei, dass ich nach Zuklappen des Buches am liebsten in die Welt schreien wollte: Leitet sofort den unwiderruflichen Atomausstieg ein! Es bleibt zu hoffen, dass dieses Werk trotz der kleinen stilistischen Schwächen Wellen schlägt und auch die Obrigkeiten in Politik und Wirtschaft zum Umdenken bewegt. Gerade im so sehr von Atomkraft abhängenden Land Frankreich ist dies bitter nötig. Aber auch in Deutschland sollte das Buch möglichst auch von den Entscheidungsträgern gelesen werden, damit der Weg des Ausstiegs konsequent weiter fortgesetzt wird. Ich bin fest davon überzeugt - und mittlerweile sind immer mehr Fachleute ebenfalls dieser Meinung, Ideen und Möglichkeiten gibt es genug - dass wir auch ohne Atomstrom auskommen, ohne dass wir auf unseren Energiekomfort verzichten müssen und ohne dass das Stromnetz zusammenbricht. Wobei die Suche nach Einsparpotential beim Stromverbrauch natürlich immer Sinn macht.

Vor einer Weile gab es in der ARD ja eine Dokumentationssendung dazu, wie es ohne Atomenergie gehen kann.

Karin 06.09.2011, 20.27 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Tag, an dem die Männer verschwanden - Rezension

Roman von James Canon:

In dem abgelegenen kolumbianischen Dorf Mariquita fallen eines Tages Guerillatruppen gewaltsam ein und verpflichten dort alle Männer zum Kampfdienst, um gegen die Milizen der Regierung zu kämpfen. Wer sich weigert, wird getötet. Nur Julius, der Sohn der Familie Morales, bleibt übrig, da seine Mutter sich spontan die List überlegt hat, ihn in ein Frauenkleid zu stecken. Die Tarnung fliegt nicht auf, dafür wird er stumm, läuft fortan nur noch in Kleidern herum und wird aufgrund seines immer weiblicheren Verhaltens „Julia“ genannt. Daneben bleiben nur der schwule Santiago, der sich zum Zeitpunkt des Überfalls beruflich in einem Nachbardorf aufhielt und aus bestimmten Gründen „die andere Witwe“ genannt wird, und der Priester als einzige Männer im Dorf.

Nun sind die Frauen also praktisch auf sich gestellt. Zuerst erweckt das Dorf den Anschein, als wäre dort die Zeit stehen geblieben. Doch von Tag zu Tag schwindet die Hoffnung auf die Rückkehr der Männer. Bevor das Dorf seinen einstigen Glanz völlig verliert, tritt die zugezogene Rosalba ihr Amt als Bürgermeisterin an, krempelt die Ärmel hoch und übernimmt die Verantwortung. Es gibt viel zu tun, um das Dorf wieder aufzubauen, was aber auch viel Organisation erfordert. Rosalba kommt kaum nach mit ihren To-Do-Listen, ständig fällt ihr immer noch etwas Neues ein. Zudem ist das Dorf völlig auf sich gestellt, weil von der Regierung keine Hilfe kommt. Und auch der Priester hat eigentlich nicht mehr viel zu tun, denn auch der Glaube der Dorfbewohner geht immer mehr zurück, zumal der Alltag auch andere Prioritäten setzt. Der dörfliche Puff, der etwas abseits der übrigen Häuser steht, versucht sich anfangs noch mit auswärtigen Kunden über Wasser zu halten, was aber nur für eine gewisse Weile so funktioniert. Und noch ein weiteres Problem stellt sich zwangsläufig: Um den langfristigen Fortbestand des Dorfes zu sichern, brauchen sie Nachkommen. Es scheint da nur eine naheliegende Lösung zu geben, doch ob das so klappt? ... ...weiterlesen

Karin 08.07.2011, 22.00 | (0/0) Kommentare | PL

Windsor Chorlton: Datumsgrenze

Inhaltsangabe dieses Buches

Eine junge Frau, die von einem Fischerboot geborgen wurde, wird auf die Krankenstation eines Kreuzfahrtschiffes aufgenommen. Man erfährt, dass es sich dabei um die frisch gebackene englische Zoologin Candida Woodville mit Spitznamen »Candy« handelt, die zweite Überlebende des Zeppelinabsturzes der Regenwaldexpedition von Wildguard, einer radikalen Umweltschutzorganisation. Die Gruppe war auf einer einsamen Insel vor der Küste von Sumatra gestrandet, nachdem einer der Piloten bereits während des Unfalls gestorben war. Bisher dachte man, der amerikanische Journalist Jay Boucher sei der einzige Überlebende.

Nach dieser Eingangsszene folgt ein großer Zeitsprung nach hinten: Es wird der Beginn der Geschichte geschildert, als Candy ihr Bewerbungsgespräch mit Aquila für diese Wildguard-Expedition hat. Sie macht sich nicht viele Hoffnungen, was sie auch ihrer Freundin Gemma mitteilt. Überraschenderweise wird sie aber doch genommen. (Klar, denn sonst wäre die Geschichte hier schon zuende gewesen.) Der Flug läuft bis zum Ausgangspunkt glatt; doch als sie anschließend einen Rundflug mit dem Zeppelin machen wollen, gerät dieses in Turbulenzen und stürzt ab. ...weiterlesen

Karin 15.06.2011, 20.16 | (0/0) Kommentare | PL

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Notizen und Gedanken



Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,
an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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