Wenn mich etwas wirklich nervt - und wenn sich die wahrhaft nervigen
Dinge häufen - habe ich irgendwie nie das Bedürfnis, mich in
irgendeiner Weise
künstlich darüber
aufzuregen. Mal kurz Dampf ablassen, einen Seufzer ausstoßen, vielleich
t auch mal notfalls mit dem Fuß aufstapfen oder in extremen Fällen eine
Runde um den Block laufen (und selbst das ist nur ganz selten
erforderlich), oder andere - noch friedlichere - Ventile finden, zum
Beispiel kreativer Art, ja. Mich (
natürlich! ;)) genervt fühlen, und dieses Gefühl auch zulassen, das ist für mich selbstverständlich.
Aber anscheinend bin ich nicht der Typ, der so schnell ausrastet, wenn
etwas nicht so läuft, wie man es gerne hätte (was sowieso eine rein
logisch betrachtet unwahrscheinliche Situation ist, wo doch viele
Faktoren und Lebewesen da mit hineinspielen und dazu beitragen, dass
die Welt in dem Moment so ist wie sie ist ;) - warum also
künstlich aufregen?). Ich kann mich auch nicht erinnern, dass das irgendwann einmal anders gewesen wäre.
Was natürlich nicht heißen soll, ich würde den Druck nicht spüren, wenn immer mehr nervige Dinge mich schließlich belasten. Und es heißt auch nicht, ich würde alles in mich hineinfressen - ich habe ja meine Ventile und Ausdrucksmöglichkeiten, sowohl akut in Form von Verhalten und Gesten, als auch solche, um mich langfristig zu entlasten (die aber dann entsprechend auch mehr Zeit in Anspruch nehmen, die ich im Übrigen auch habe).
Doch es gibt so gut wie nichts, was für mich Grund genug wäre, sich - wörtlich:
künstlich - darüber aufzuregen. Mehr noch: Aufregung in dem Sinne fühlt sich bei mir in der Tat sehr künstlich an. Wie letztlich wieder einmal gespürt: Ich war genervt, genervt von schief gelaufenen Sachen, genervt von mir selbst, genervt von anderen - von allem genervt - und das alles aus unterschiedlichen Gründen - und trotzdem konnte ich mich nicht aufregen. Ich wollte es nicht nur nicht, ich KONNTE es einfach nicht. Nicht, weil da ein Knoten gewesen wäre, der bei der nächsten Gelegenheit hätte platzen können - sondern weil emotional gar
kein Anlass zur Aufregung vorhanden war. Genervtheit. Aber keine Aufregung. Das ist für mich ein gaaaanz riesiger Unterschied!
Vielleicht bin ich da anders als ein Großteil anderer Menschen, vielleicht "fehlt" mir irgendein "Gen" fürs Aufregen, Ausrasten, etc. Kann aber auch sein, dass ich mir diese Stärke mit der Zeit selbst anerzogen habe. Weil es für mich einfach der beste Weg war, nicht nur nervige Dinge auch mal hinzunehmen, sondern auch damit zu leben. Und (was noch viel wichtiger ist) mit Menschen auszukommen - eben auch mit denen, die mich in einem bestimmten Augenblick nerven.
Bisher bin ich mit diesem Prinzip, das in mir ist oder irgendwann
einmal in mich gefahren ist, recht gut durchgekommen, und habe daher
auch nicht vor, dass zu ändern. Aber ich muss schon sagen, wenn ich
mich einmal so umschaue: Es ist selten. Ich will mich damit nicht
brüsten oder besser stellen. Auch ich bin letztlich nur ein Mensch und habe dafür ganz sicher andere
Fehler Makel (Fehler
macht man, aber man
hat sie nicht!!!).
Ich sage nur, es ist wohl eine seltene Eigenschaft. Eine, auf die ich
schon fast ein bisschen stolz bin und die ich mit Ãœberzeugung lebe.