Thema: Kreative Welt
Bilder in den Kopf gemalt
Karin 14.10.2007, 21.11 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL
Der Wille
Karin 14.08.2007, 21.31 | (0/0) Kommentare | PL
Briefpapier einmal anders
Karin 25.05.2007, 00.55 | (3/2) Kommentare (RSS) | PL
Endlich
Karin 23.05.2007, 18.08 | (0/0) Kommentare | PL
Alles neu
Karin 30.04.2007, 21.21 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Canis Lupus
Wolfswinter
In einer klaren Wintermondnacht wagte sich Lupus zum ersten Mal in die kleine Menschensiedlung, die wie hingetupft in die weite, schneebedeckte Landschaft der Lausitz eingebettet war. Es war die einzige Ansiedlung im Umkreis vieler, vieler Pfotenschritte.
Da das nächste Dorf so fern war, dass der Wolf sie erst erreichen würde, wenn die große weiße Scheibe längst hinterm Horizont verschwunden wäre, entschloss er sich, hier nach etwas Nahrhaftem zu suchen, um seinen Hunger zu stillen. Denn wenn er erst noch meilenweit gehen würde, würde der Hunger am Ziel seines Weges so riesig sein, dass er gleich ein ganzes Schaf verschlingen könnte. Damit würde er den Menschen nur einen Grund an die Hand geben, ihren Zorn auf ihn, der überhaupt kein Interesse daran hatte, ihnen auch nur ein Haar zu krümmen, zu schüren. Darauf legte er nun wirklich keinen Wert.
Seit eine Gruppe von Zweibeinern mit diesen tödliche Feuerkugeln speienden Stöcken eine Hetzjagd auf einige seiner Gefährten des Rudels veranstaltet hatten, dem er sich angeschlossen hate, als er in diesem Revier eine Heimat gefunden hatte – seitdem sie seinen Kameraden in Folge dieses qualvollen Vorspiels umgebracht hatten, war er sehr vorsichtig geworden, was die Menschen betraf.
Doch manchmal – wie jetzt zum Beispiel – ließ es sich eben nicht vermeiden. Fleischliche Nahrung fand sich um diese Zeit kaum in der freien Natur, und das, was ihm lebend in Witterungsnähe seiner scharfen Nase herumlief und sprang, war zumeist so schwer optisch anzupeilen und machte nie vollständig satt. Also blieb ihm kaum etwas anderes übrig, als zusätzlich in den Abfällen der Menschen – und ab und zu auch aus dem Viehbestand – nach etwas für ihn Essbarem zu suchen.
Im Grunde erschien ihm das auch nur gerecht – hatte es die Natur doch ursprünglich so vorgesehen, das genug für alle da war, ohne dass etwa eine Art zu viel erhalten sollte. Das, was die Menschen hingegen machten, war eben gerade dies: Ihr Bestreben ging dahin, dass sie so viel wie möglich vom Kuchen für sich selbst rafften, und zwar ein Vielfaches mehr, als sie und ihre Sippen zum Überleben brauchten.
Nie hatte Lupus begreifen können, warum sie das taten, wenn sie am Ende sowieso das Meiste wieder wegwarfen, sobald sie feststellten, dass sie es nicht mehr benötigten. Jedes Mal wunderte er sich darüber, wenn er in ihren Mülltonnen wühlte, weil ein ausgezeichnetes Riechorgan den Geruch von oft mittelprächtigen, aber unverdorbenen und somit einwandfreien Fleischresten aufgenommen hatte.
Doch wenn er auch diese rosahäutigen Wesen niemals verstehen würde, so lag es ihm fern, sich freiwillig mehr als nötig mit ihnen anzulegen. Nichtsdestotrotz sah er es als sein naturgegebenes Recht, seinen lebensnotwendigen Teil einzufordern, den die Menschen – egoistisch wie sie waren – an sich gerissen hatten, obwohl sie ohnehin bereits im Überfluss lebten.
Mein Gott, es gibt in diesem Garten Eden genug für alle, um satt zu werden! Sollen diese überheblichen Geschöpfe sich nicht so anstellen und ein wenig teilen!
Nein, Lupus grollte den Menschen nicht, wirklich nicht. Es wollte gut mit ihnen auskommen, immerhin kreuzten sich seine Wege häufig mit ihrem Lebensraum, und manchmal – wie jetzt im Winter – kam ihm das sogar zugute. Nur ab und zu machte es ihn jedoch in der Tat etwas zerknirscht, wenn er an sie und ihr rätselhaftes Verhalten gegenüber dem Rest der Schöpfung dachte.
Er respektierte sie – nicht selten fürchtete er sie – warum aber waren sie offenbar nicht in der Lage, auch ihm ein bisschen Respekt gegenüberzubringen? Klar hatten auch sie eine gewisse Angst vor ihm; jedoch schien ihre Angst eine andere zu sein als die seine. Sie war dramatisch, märchenhaft und hätte sich selbst der Lächerlichkeit preisgegeben, wäre sie nicht so verletzend für ihn. In Wahrheit richtete sich ihre Furcht nicht an ihn, den lebenden Wolf, noch an eine konkrete Gefahrensituation. Somit war sie künstlich. So wie überhaupt vieles beim Menschen, so hatte er zumindest den Eindruck.
Womöglich lag das daran, dass sie sich im Laufe der Jahrhunderte so weit von ihren Wurzeln entfernt hatten.
Inzwischen hatte sich Lupus auf leisen Pfoten an einen Hof herangepirscht, von dem er eine Meute Hühner hatte gackern hören. Da aus den Abfällen nichts Schmackhaftes in seine feinen Nüstern gestiegen war, und er außerdem das Gefühl hatte, sich irgendwie abreagieren zu müssen, hatte er beschlossen, sich heute nach langer Zeit mal wieder eine leckere Geflügelmahlzeit zu verschaffen, um danach schnell wie der Wind mit der Beute an einen sicheren, ungestörten Ort zu fliehen.
Dies gelang ihm. Nachdem er das Federvieh genüsslich verputzt und die Überreste fein säuberlich auf einem Haufen im Schnee liegen gelassen hatte (spätestens beim nächsten Schneegestöber würde dieser unter einer weißen Decke verschwinden), hinterließ er noch seinen Artgenossen eine dufte Nachricht am nahe gelegenen Baum:
„Hallo Freunde, ich war hier. Habe ein Huhn vom Hof nebenan verspeist. Ihr könnt es von hier aus sehen. Das war köstlich, sage ich Euch! Ein Geheimtipp. PS: So weit ich das erschnuppern kann, soll sich das gute Wetter noch ein paar Tage halten. Schönen Gruß, Lupus.“
Dies in etwa teilte er ihnen, die dort auf ihrem Weg vorbeikommen mochten, mit. Eine Routineangelegenheit, denn es war wichtig, dass die Wölfe miteinander kommunizierten. Nicht nur aus praktischen Gründen. Sondern auch aus psychologischen: Auch wenn ein Wolf gerade allein unterwegs war, fühlte er sich auf diese Weise niemals einsam. Und es gab ihm noch mehr Selbstsicherheit: Das bestärkende Gefühl, dass viele hinter ihm standen und in der Not für ihn da sein würden, wenn es mal brennen sollte.
Er brauchte das. Schließlich war er immer noch – so sehr er die Eigenständigkeit auf seinen solitären Wegstrecken schätzte – ein Rudeltier, das es früher oder später doch immer wieder zu den anderen zurückzog. Spätestens zur Paarungszeit...
Bis dahin musste er zunächst einmal den Winter überstehen. Wie still lagen die Felder doch da...
Auf Lupus wirkten sie wie eine freundliche Einladung, über sie hinweg im dunklen, traumhaft verschneiten Wald dahinter unterzutauchen, wo er sicherlich kurz vor der Morgendämmerung einen Unterschlupf zum Schlafen finden würde. Leichtfüßig trippelte er über die Wiese, während der Schnee unter seinen Pfoten im Mondschein glitzerte und gerade genug unter ihnen nachgab, um die Konturen ihrer Spuren darauf abzuzeichnen, so dass ein wundervolles Naturgemälde entstand – nur war niemand da, der es betrachten und auf seine Netzhaut bannen konnte.
Vielleicht war es auch besser so. Jedenfalls besser, als wenn ein Beobachter beim Betreten dieses Schnee-Fuß-Kunstwerkes zugleich dieses in seiner jetzigen, einmaligen Form zerstört hätte.
© Karin Scherbart
Karin 21.04.2007, 11.00 | (4/4) Kommentare (RSS) | PL
Kreative Lösung ;-)
Karin 08.04.2007, 09.00 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL
Sonntagsbeitrag
Du blickst in die Ferne. Die Schienen führen zielstrebig über den Horizont. Wie die Sprossen einer Himmelsleiter liegen die Querbretter da. Wohin der Weg wohl führen mag? In leichten Kurven windet sich die Strecke zu einem unbekannten Ort...
Bahnhof X – Endstation. Bitte alles aussteigen. Quietschend öffnen sich die Türen, entlassen dich auf einen mit lauter fremden Menschen gefüllten Bahnsteig, die in wilder Hast einem festen Ziel zueilen. Aber du, du stehst da. Wirst ab und zu von einem der Ungeduldigen angerempelt – einem von denen, die es so eilig haben, als würden sie sonst etwas verpassen, etwa einen Termin, den sie für wichtig genug halten, dass es solch eine Rücksichtslosigkeit gegenüber anderen Menschen in ihrem Umfeld rechtfertigen würde.
Du weißt nicht recht, wohin. Kennst niemanden in dieser Stadt. Du bist frei, kannst überall hingehen, wohin auch immer Dein Herz dich leiten mag. Doch im Moment ist dieses stumm. Irgendwie fühlst du dich verloren, vergessen, stehen gelassen, du weißt auch nicht warum, denn eigentlich solltest du darauf gefasst sein. Es war deine Entscheidung, allein und ganz spontan, ohne Plan, hierherzukommen. Du hattest einfach nur große Lust, heute – nur heute – ein Ticket nach X zu lösen und in den nächsten Zug zu steigen, der dorthin fuhr. Es war dein freier Tag, du hattest nicht Besseres vor – also, warum nicht diesem Drang nachgeben?
Aber warum ausgerechnet X? Du hast keine Ahnung, diese Stadt sagt dir nichts, rein gar nichts verbindet dich mit ihr, und dir fällt auch keine Sehenswürdigkeit ein, die dich hier sonderlich interessiert hätte.
Noch immer ratlos, bist du inzwischen die Treppe hinabgestiegen und hast beschlossen, dir erstmal in irgendeinem Bahnhofsbistro einen Latte Macchiato zu gönnen. Während du ihn langsam im Stehen genießt, siehst du die Leute an dir vorübergehen, hängst deinen eigenen Gedanken nach und kommst dir ansonsten ziemlich anonym vor. Niemand will mit dir reden, keiner hat Zeit für einen Plausch, alle geben (ohne dies mündlich äußern – es steht in ihren Gesichtern geschrieben) vor, ihren Beschäftigungen nachgehen zu müssen, ohne ein Päuschen oder Raum für ein bisschen Menschlichkeit.
Niemand interessiert sich für eine unbekannte Person, die offenbar nicht hier einheimisch ist und noch dazu nicht sehr gesprächig zu sein scheint (irgendwie kein Wunder, dass keiner mit ihr redet, außer dem Bistrobesitzer mittleren Alters, als sie ihren Kaffee bestellt hat).
Du trinkst den letzten Schluck aus deinem Latteglas, als dir auffällt, dass noch zwei Amarettinigebäcke daneben auf dem Unterteller liegen. Die musst du wohl übersehen haben; normalerweise gedenkst du sie mit dem Löffel in den Milchschaum zu tunken. Mit einem Happs landen sie beide auf einmal knuspernd in deinem Mund. Irgendwie trocken... Aber da du nichts mehr zum Nachspülen hast, schluckst du sie halt so hinunter. Und musst husten.
Peinlich, peinlich, dass dir das ausgerechnet hier, wo alle es mitbekommen und du ohnehin als Fremdling geoutet bist, passieren muss! Wohlwollend klopft dir jemand auf den Rücken. Zunächst traust du dich nicht, dich umzudrehen; außerdem bist du ohnehin zu sehr damit beschäftigt, die Kekse in den richtigen Hals zu bekommen.
Doch als du dich dann doch umdrehst, siehst du niemanden. Am anderen Ende des Tresens glaubst du, ein paar Leute unterdrückt grinsen zu sehen, bist dir aber aus der Entfernung nicht sicher. Hast auch keine Lust hinzugehen und nachzufragen – die Sache ist dir ohnehin schon unangenehm genug. Also verschwindest du wortlos.
Wohin? Wieder diese Frage, und wieder einmal führt sie dich ins Leere. Herrgott noch mal, ich habe wirklich keinen blassen Schimmer, was ich hier will!, denkst du. Einen Augenblick erwägst du, zurückzufahren. Aber dann wäre die ganze Fahrt tatsächlich umsonst gewesen. So dicke habe ich’s auch nicht, dass ich einfach so in eine andere Stadt fahre, bloß um einen Kaffee zu trinken! Das kannst du zu Hause genauso gut.
Von oben hörst du die Züge an- und abrollen. Siehst die Menschen die Treppen zu den Bahnsteigen schnell hochrennen, um noch auf den letzten Drücker ihren Zug zu bekommen. Du meinst sogar, hier und da ein leises Fluchen zu vernehmen von Leuten, die ihn trotz der Rennerei nicht mehr gekriegt haben und ihm daher nur noch von hinten nachwinken können. Zum Glück geht das Fluchen in dem lauten Gemurmel ringsum beinahe unter – oder hast du es dir tatsächlich nur eingebildet?
Egal. Du willst dich jetzt nicht damit aufhalten. Sonst bleibe ich noch ewig wie dumm an dieser Stelle stehen, ermunterst du dich selbst, und stehe den Leuten gelegentlich, vor Allem aber mir selbst im Weg. Weiter!
Du beschließt, dich einmal in Ruhe in der Stadt umzusehen. Wie du da so bei strahlendem Sonnenschein durch die Straßen schlenderst und dabei auch in das eine oder andere versteckte Gässchen blickst, das die anderen übersehen, da wird dir dieser Ort immer sympathischer. Auch die Menschen scheinen hier fröhlicher zu sein als noch im Bahnhof – selbst wenn sie gerade schwere Einkaufstüten zu schleppen haben, in denen sie all jene erfüllten Wünsche materiellen Konsums transportieren, die sie sich hier und heute geleistet haben.
Na ja, wenn es sie zufrieden stellt... Du bist jedenfalls nicht derjenige, der ihnen ihre durchscheinenden Illusionen nehmen will. Auch widerstrebt es dir, wildfremden Menschen, die gerade zufällig vorbeikommen, einen Vortrag über all das zu halten, was sich nicht mit Geld kaufen lässt. Darüber hinaus hast du Zweifel, ob sie dich überhaupt verstehen würden. Wahrscheinlicher ist dir, dass sie dich mit offenem Mund angaffen würden, als würdest du Chinesisch sprechen und hättest obendrein noch einen großen Pickel auf der Nase, denn warum sonst sollten sie so abrupt, aber wenig herzhaft, auflachen, noch bevor du dein letztes Wort gesprochen hättest?
Plötzlich erwachst du aus deiner – etwas konfusen, das gibst du zu – Tagträumerei. Irgendetwas muss deine Aufmerksamkeit erregt haben. Ist es das schöne Wetter? Das komische Haus da drüben, das du dir unbedingt einmal aus der Nähe ansehen willst (schade, dass du deinen Fotoapparat nicht dabei hast – du konntest ja nicht ahnen... shit!)? Oder ist dir irgendeiner dieser Gestalten positiv aufgefallen?
Nein, das ist es nicht. Fast hättest du den Kopf geschüttelt, bis dir wieder einfällt, dass du von lauter Menschen ungeben bist. Und was würden die wohl denken, wenn sie dich kopfschüttelnd sähen, scheinbar ohne Grund? Wahrscheinlich würden sie dich für verrückt erklären. Sie können ja nicht in deinen Kopf sehen, wissen nicht, was dich in genau dem Augenblick bewegt hat.
Ehrlich gesagt weißt du es selber nicht. Aber irgendetwas ist anders. Vielleicht ist es schlicht die Tatsache, dass du anfängst, dich an diesem Ort wohlzufühlen. Nun kennst du dich ja schon ein wenig hier aus, ist dir alles nicht mehr ganz so fremd. Vertraut wäre zu diesem Zeitpunkt zu viel gesagt, du kennst ja immer noch niemanden hier. Aber nachdem du deine ersten Schritte auf diesem für dich neuen Boden getan und gewissermaßen eine grobe Orientierung gewonnen hast, ist es dir, als würde dir alles freundlicher begegnen.
Du spürst, du hast nun die richtige Einstellung, dich dem Leben und den Menschen hier zu stellen. Mit Leichtigkeit im Herzen betrittst du ein Straßencafé und lässt dich draußen auf einem geflochtenen Stuhl nieder.
Erst jetzt bemerkst du, dass dir ein attraktiv lächelnder Mensch gegenübersitzt. Doch jetzt ist es zu spät, einen Rückzieher zu machen. Also lächelst du zurück und sagst charmant:
„Hallo. Sie haben doch nichts dagegen, dass ich Ihnen an diesem herrlichen Tag ein wenig Gesellschaft leiste?“
Karin 01.04.2007, 08.44 | (2/2) Kommentare (RSS) | PL
Da seht Ihr,
Karin 25.03.2007, 19.58 | (0/0) Kommentare | PL
Finnische Kunst
Karin 21.02.2007, 15.38 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL