Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Challenge

Ian McEwan: Saturday

Inhalt

Henry Perowne, der Protagonist in dem Roman "Saturday", führt ein glückliches Leben. Seine Frau Rosalind liebt er noch genauso, wie am ersten Tag. Zudem hat er zwei künstlerisch begabte, erwachsene Kinder: Daisy, deren erster Gedichtband gerade veröffentlicht wurde, und Theo, den Musiker.

Es hätte ein ganz normaler Samstag werden können. Ein Samstag mit dem traditionellen Squashspiel mit seinem Freund und Kollegen Jay und mit den Vorbereitungen für das Familienessen am Abend, denn Daisy und ihr Großvater kommen zu Besuch (Theo lebt noch zu Hause).

Doch es kommt anders. Zuerst beobachtet er morgens von seinem Schlafzimmerfenster aus einen Flugzeugabsturz im Landeanflug auf den Flughafen London Heathrow. Es ist der 15. Februar 2003 und die Anschläge vom 11. September 2001 sind allen noch gut im Gedächtnis.

Ganz aktuell beschäftigt in jener Zeit ein anstehendes Ereignis die Gemüter, bei dem der Kampf gegen Terror als Grund vorgeschoben wurde: Der Irakkrieg steht bevor. Seine Gegner, die letztendlich nicht gehört wurden, planen an jenem Samstag eine große Demonstration gegen diesen Krieg.

All diese Aspekte, aber auch der Zustand der Welt und der Gesellschaft, beschäftigen Henry gedanklich. Und auf dem Weg zum Squash passiert schließlich etwas, was den restlichen Samstag beeinflussen wird... ...weiterlesen

Karin 25.02.2013, 22.09 | (0/0) Kommentare | PL

Akif Pirinçci: Francis (Felidae 2)

Inhaltsangabe zu "Francis"

Als von einem Tag auf den anderen eine Frau zu Francis' "Dosenöffner"-Menschen Gustav zieht, ändert sich vieles. Nicht genug, dass einiges an ihr nervig ist, nein: Sie versucht auch noch, sein Herrchen zu überreden, dass Francis kastriert werden soll. Das gibt letztendlich auch den Ausschlag dafür, dass der Kater ausbüxt. Durch das Unwetter, das draußen herrscht, wird er von Wassermassen in die Kanalisation gespült. Dort trifft er auf die erste Katzenleiche und kurz darauf auf eine Gruppe blinder Katzen. Diese beauftragen ihn damit, denjenigen zu finden, der für die vielen Katzenmorde dort und auf dem Land verantwortlich ist. Handelt es sich hierbei um den sagenumwobenen "Schwarzen Ritter", einem Kater, der angeblich mit einer Dogge umherstreift? Oder wer ist es? Auf seinem ermittlerischen Streifzug begegnet er auch einigen Wildkatzen und dem etwas schrulligen Kater Ambrosius.

Meine Rezension

Ebenso wie auch Felidae I ist auch dieser Katzenkrimi von Akif Pirinçci wieder sehr einfallsreich im typischen Niveau des Autors geschrieben. Während die Handlung voranschreitet, erfährt man wieder einige Hintergrundinfos und viel Detailwissen zum Thema Katzen, zum Beispiel, wie sie die Welt wahrnehmen und zu ihrem Verhalten.

Im Stil wird man so manchen bekannten Einzelheiten begegnen, wie etwa die Zitate von Francis' Lieblingsphilosophen Arthur Schopenhauer (der Kater kann lesen und ist entsprechend gebildet). Auch inhaltlich kommt einem einiges aus dem ersten Katzenkrimi bekannt vor, wie etwa die Gedanken zur Evolution, die Öko-Kritik und wie der Mensch sich über alle anderen Lebewesen stellt und deren Lebensraum zerstört. Aber es passt auch hier. Und die Wiederholung hat den Vorteil, dass man den Roman unabhängig vom ersten Roman lesen kann. Denn es handelt sich um eine separate Geschichte.

Ein thematischer Schwerpunkt liegt bei diesem Roman auf den menschlichen Versuch, Arten, die einst hierzulande heimisch waren, wiedereinzuführen, und welche Auswirkungen das haben kann, insbesondere, wenn man vorher nicht weiter darüber nachdenkt, wie die Tiere sich in dem neuen Ökosystem überhaupt etablieren könnten.

Dies ist durchaus spannend umgesetzt. Etwaige Längen habe ich nicht als solche empfunden, da ich den Schreibstil und die enthaltenen Informationen so interessant fand. Das Rad wird zwar hier im Vergleich zum Vorgängerwerk nicht neu erfunden, jedoch habe ich mich insgesamt auch bei diesem gut unterhalten und informiert gefühlt. Sogar die Fußnoten sind bei Pirinçci lesenswert!

Karin 03.02.2013, 23.02 | (0/0) Kommentare | PL

Rachel Joyce: Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry

Da der heutige Sonntag ja nicht gerade zum draußen Wandern einlädt, möchte ich Euch zumindest virtuell auf eine Reise führen. Es handelt sich um das erste Buch, das ich in diesem Jahr gelesen habe:

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry, von Rachel Joyce

Harold Fry, pensionierter Mitarbeiter bei einer Brauerei, erhält eines Tages einen Brief von Queenie Hennessy. Queenie war einst eine Kollegin von ihm, die aus irgendwelchen zunächst nicht geklärten Gründen dann wegging. Sie waren befreundet, doch nachdem Queenie die Firma verlassen hatte, hatten sie keinen Kontakt mehr. In dem Brief teilt sie ihm mit, das sie an Krebs erkrankt ist. Mit einer Antwort tut sich Harold verständlicherweise schwer. Und als er den Antwortbrief zum Briefkasten bringen will, läuft er einfach immer weiter. Er beschließt, den ganzen Weg aus dem Süden bis nach Berwick-upon-Tweed, wo Queenie in einer Hospiz liegt, zu gehen. So, wie er ist, in Segelschuhen und nur mit dem Nötigsten läuft er jeden Tag eine Strecke in dem festen Glauben, das Queenie bis zu seiner Ankunft durchhalten wird. Er begegnet Menschen, denen sein Vorhaben imponiert, obwohl er selbst ein bescheidener Mensch ist. Er erlebt aber auch viel Hilfsbereitschaft.

Sein persönlicher Weg gibt ihm aber auch viel Raum, um über sein eigenes Leben nachzudenken. Erinnerungen kommen in ihm hoch, von seinem Elternhaus, der Mutter, die ihn verlassen hat, und dem Vater, bei dem er auch nicht willkommen war, von seinem Sohn David, den er meint, zu wenig unterstützt zu haben, und nicht zuletzt Gedanken an seine Frau Maureen, wie es dazu kommen konnte, dass sich ihre Ehe so entwickelt hat, wie sie sich entwickelt hat. Werden sie wieder zueinander finden können? Wird Harold es rechtzeitig bis nach Berwick schaffen? Und was ist mit David? Dies sind die Fragen, die in dem Buch aufgeworfen werden und die den Leser bei der Stange halten. ...weiterlesen

Karin 06.01.2013, 18.31 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Lesechallenges 2013

Für 2013 nehme ich mir zwei Lesechallenges vor. Ich denke, das ist machbar, zumal sie sich zur Not auch kombinieren lassen. Mehr Lesechallenges in einem Jahr wären mir zu viel. A.B.Twink.gif

An folgenden Challenges werde ich teilnehmen:

Weltenbummler-Challenge




Hier geht es darum, Bücher zu lesen (und zu rezensieren), die in möglichst vielen unterschiedlichen anderen Ländern spielen. Es gilt jeweils das Land, in dem die jeweilige Geschichte hauptsächlich spielt. Deutschland bzw. das Land, in dem Ihr lebt, zählt nicht. Auch Phantasieländer sind bei dieser Challenge ausgeschlossen.

Für jedes in diesem Rahmen gelesene Buch gibt es Punkte, und zwar nach folgendem Schema:
  • Für jeden ersten "Besuch" in einem Land gibt es 5 Punkte, für jede weitere Reise dorthin nur noch 3 Punkte. 
  • Für jedes zehnte bereiste Land gibt es 10 Punkte extra, sowie für jeden 15. Besuch des gleichen Landes.
Dabei können übrigens alle Bücher gezählt werden, die in diesem Jahr gelesen werden und eben mehrheitlich in einem anderen Land spielen. Sie brauchen also nicht extra ausgewählt zu werden.

Buchtitel-Lesechallenge

26 Bücher sollen hierbei nach diesem Kriterium gelesen werden: Je ein Buch, dessen Titel mit einem Buchstaben des Alphabets beginnt. Am Ende des Jahres sollte das ganze Alphabet durch sein.

Bei den schwierigeren Buchstaben Q, X und Y braucht es nicht der Anfang des Titels zu sein; hierbei genügt es, dass diese Buchstaben überhaupt im Titel vorkommen.

Im Falle von Artikeln zählt der erste Buchstabe des nächstfolgenden Wortes.

Bei dieser Challenge gibt es sogar ein Buch zu gewinnen. Unter allen, die sie erfolgreich bis zum Ende durchgehalten haben, wird der Gewinn verlost. Zusätzlich können die Gewinnchancen weiter erhöht werden.

Wie das? So:

Für folgende Punkte gibt es Extra-Lose:
- Bücher, die auf der Liste der 1001 Books you must read before you die stehen (1-10 Bücher 1 Extralos, mehr als 10 Bücher 2 Extralose)
- lest ihr mindestens ein Buch von einem Nobelpreisträger verdient ihr ebenso ein Extralos
- lest ihr mindestens ein Buch, das auf die Shortlist für den deutschen Buchpreis 2013 kommt, bekommt ihr ebenfalls ein Extralos.

Karin 31.12.2012, 17.53 | (0/0) Kommentare | PL

Back to the Roots Challenge 2012 - Ãœbersicht und Fazit

Um alle Bücher der Back to the Roots Lesechallenge noch einmal im Überblick zu haben, habe ich im Folgenden eine einfache Tabelle im Blogeditor erstellt.

Ãœbersicht

1. Valentin Thurn: Die Essensvernichter

1. Buch, das ich von den Autoren gelesen habe

Rezension

2. Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher

1. Buch

Rezension

3. Florian Illies: Ortsgespräch

schon andere Bücher des Autors gelesen

Rezension

4. Hanns-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens

1. Buch

Rezension

5. Joachim Fest: Ich nicht

1. Buch

Rezension

6. Nicole Walter: Das Leben drehen

1. Buch

Rezension

7. Maria Regina Kaiser: Wohin ich gehöre

1. Buch

Rezension

8. Hubertus Meyer-Burckhardt: Die Kündigung

1. Buch

Rezension

9. Wolfram Fleischhauer: Die Frau mit den Regenhänden

1. Buch

Rezension

10. Frank Baer: Die Brücke von Alcántara

1. Buch

Rezension

11. Guido M. Breuer: All die alten Kameraden

1. Buch

Rezension

12. Nele Neuhaus: Schneewittchen muss sterben

1. Buch

Rezension


Wie schaut nun meine Bilanz zu dieser Challenge aus?

Für mich stelle ich immer wieder fest, dass ich ohnehin eine ausgewogene Mischung aus deutschen (und deutschsprachigen) Autor/innen sowie solchen aus aller Welt lese. Ich habe also in diesem Jahr insgesamt wohl nicht mehr Bücher von deutschen Schriftsteller/innen gelesen als sonst auch.

Dennoch hat sich die Challenge für mich gelohnt! Ich habe auf diese Weise nämlich noch mehr Werke von Autoren in Angriff genommen, von denen ich bis jetzt noch nichts gelesen hatte. Mit 11 Büchern von Autoren, von denen ich erstmalig ein Buch gelesen habe, und nur  Buch eines Autors, von dem ich bereits Werke gelesen habe, habe ich die Challenge-Vorgabe sogar noch übertroffen. Auch habe ich es tatsächlich geschafft, 12 Bücher von verschiedenen deutschen Autoren zu lesen.

Außerdem war die Challenge für mich auch ein Anreiz, wieder mehr meiner gelesenen Bücher zu rezensieren. Zumindest bei den von mir gewählten Challenge-Büchern habe ich alle Rezensionen geschafft. Das motiviert mich sicher auch in Zukunft, wieder mehr zu rezensieren. Es muss ja nicht immer superausführlich sein - Hauptsache, die Rezension gibt meine Eindrücke wieder. Wenn ich im Gegenzug meinen eigenen Anspruch an mein Geschreibsel zu hoch schraube, sinkt die Lust, eine Rezension zu schreiben, schnell nach unten. Deshalb - und weil meine Zeit beschränkt ist - rezensiere ich normalerweise auch nicht ALLE Bücher, die ich lese. Wie man aus meiner Übersicht aller gelesenen Bücher, die ich seit 2007 führe, unschwer erkennen kann.

Eine weitere Erkenntnis nehme ich diesbezüglich mit ins neue Jahr: Mir ist mal wieder bewusst geworden, dass es mir leichter fällt, Rezensionen möglichst zeitnah, das heißt spätestens innerhalb der nächsten paar Wochen nach dem Lesen eines Buches zu schreiben. Ansonsten ist es schwerer, mich wieder da hineinzufinden und an alle wichtigen Dinge zu erinnern. Klar, der allgemeine Eindruck ist auch nach Monaten noch da. Die Details eines Buches verschwimmen aber mit der Zeit, wenn der Zeitraum zwischen Lesen und Rezension zu lang wird. Oder mir fällt einfach nicht mehr ein, was ich noch Gescheites dazu schreiben könnte. In Zukunft werde ich also eher (soweit die Zeit usw. es zulässt) dann rezensieren, so lange die Eindrücke noch frischer sind.

Karin 31.12.2012, 15.56 | (0/0) Kommentare | PL

Hanns-Josef Ortheil: Die Erfindung des Lebens

Roots.pngKlappentext: »Die Erfindung des Lebens«

Die Erfindung des Lebens ist die Geschichte eines jungen Mannes von seinen Kinderjahren bis zu seinen ersten Erfolgen als Schriftsteller. Als einziges Kind seiner Eltern, die im Zweiten Weltkrieg und in der Zeit danach vier Söhne verloren haben, wächst er in Köln auf. Die Mutter ist stumm geworden, und auch ihr letzter Sohn lebt stumm an ihrer Seite. Nach Jahren erst kann er sich aus der Umklammerung der Familie lösen, in Rom eine Karriere als Pianist beginnen und nach deren Scheitern versuchen, mit dem Schreiben sein Glück zu machen.

Meine Kurzrezension

Ein sehr bewegendes und tiefgründiges Buch darüber, wie jemand seine Vergangenheit überwindet, sich auch von den Eltern löst und allmählich seinen Weg findet. Der Roman ist sehr ergreifend geschrieben. Ich konnte richtig gut darin eintauchen.

Karin 31.12.2012, 14.04 | (0/0) Kommentare | PL

Walter Moers: Die Stadt der träumenden Bücher

Roots.pngKlappentext: »Die Stadt der träumenden Bücher«

Als der Pate des jungen Dichters Hildegund von Mythenmetz (Danzelot von Silbendrechsler) stirbt, hinterlässt er seinem Schützling nur wenig mehr als ein Manuskript. Dieses aber ist so makellos, dass Mythenmetz sich gezwungen sieht, dem Geheimnis seiner Herkunft nachzugeben. Die Spur führt nach Buchhaim, der Stadt der Träumenden Bücher. Als der Held sie betritt, ist es, als würde er die Tür zu einer gigantischen Buchhandlung aufreißen. Er riecht den Anflug von Säure, der an den Duft von Zitronenbäumen erinnert, das anregende Aroma von altem Leder und das scharfe, intelligente Parfüm von Druckerschwärze. Einmal in den Klauen dieser buchstabenverrückten Stadt, wird Mythenmetz immer tiefer hineingesogen in eine labyrinthische Welt, in der Lesen noch eine wirkliche Gefahr ist, in der rücksichtslose Bücherjäger nach bibliophilen Schätzen gieren, Buchlinge ihr Unwesen treiben und der mysteriöse Schattenkönig herrscht.

Meine Rezension

Es war das erste Buch, das ich von diesem Autor las, und ich wurde gleich von seiner Phantasie und seinem erzählerischen Können in den Bann geschlagen. Walter Moers versteht es hier, eine spannende und unterhaltsame Geschichte zu erzählen. Wer Bücher mit allem Drum und Dran liebt, der wird sich gerne in die hier beschriebene Welt entführen und von dieser verzaubern lassen.

Man schließt den Protagonisten, den Lindwurm Hildegund von Mythenmetz, schnell ins Herz, und ist auf jeder Seite gespannt, wie seine Reise von der Lindwurmfeste nach Buchhaim und seine dortige Suche nach dem Autor des Manuskripts, das ihm hinterlassen wurde, verlaufen wird, was er alles erlebt und welchen merkwürdigen Gestalten er dabei begegnet.

Mit großer Spannung habe ich diese lebendige und sehr einfallsreiche Geschichte gelesen, die Abenteuer der Hauptperson lesend miterlebt und mitgefiebert, wenn er sich dabei wieder irgendwelchen Gefahren aussetzte. Die Story ist niemals vorhersehbar - mit jeder Seite wird man praktisch neu überrascht, und zwar auf eine spannende Weise, ohne dass es je überfordert. Für dieses Buch kann ich nur den Daumen hochhalten!

Karin 31.12.2012, 13.20 | (0/0) Kommentare | PL

Hubertus Meyer-Burckhardt: Die Kündigung

Roots.pngKlappentext: "Die Kündigung"

Was bleibt von der Person ohne die Funktion?
Simon Kannstatt ist Top-Manager einer internationalen Investmentfirma. Das heißt, er war es. Man hat ihm gekündigt. Für Kannstatt brechen sämtliche Koordinaten zusammen. Er weiß nicht mehr, wohin. Deshalb macht er erstmal weiter, als wäre nichts geschehen. Irgendwann bleibt er dann dort, wo er sich am sichersten fühlt: im Züricher Flughafen. Und hebt doch wieder ab, diesmal in Richtung New York und zurück in eine Zeit, in der alles noch offen war für ihn.

Meine Rezension

In einem nüchternen, schnörkellosen Schreibstil beschreibt dieser Roman die Geschichte eines Mannes, der zuerst recht weit oben auf der Karriereleiter stand und nun plötzlich vor dem Nichts steht. Er lebte nur für seinen Beruf, hatte keine Zeit für ein Leben außerhalb des Berufs geschweige denn für Hobbies, war ständig geschäftlich unterwegs und im Grund nur eine Marionette ohne eigene Identität. Er spielte seine Rolle - mehr nicht. Nun, wo dies wegfällt, weiß er nicht weiter - und tut folglich so, als hätte er die betriebsbedingte Kündigung seines Chefs nicht bekommen.

Die Trostlosigkeit dieser Situation, aber auch die Einsamkeit dieses Exmanagers wird zwischen den Zeilen deutlich; die Atmosphäre ist businessmäßig seriös und nüchtern. Dabei wird die Geschichte flüssig erzählt. Man fragt sich, ob es dem Protagonisten gelingen wird, aus diesem Teufelskreis auszubrechen. Dies gibt eine wesentliche Motivation zum weiterlesen.

Im Züricher Flughafen begegnet er einer Restaurantmitarbeiterin, dem er sein Leid klagen kann. Gerade, als er seelisch ganz unten angekommen zu sein scheint, tritt die fiktive Person namens Roger in Erscheinung - eine Figur, die nur in seiner Vorstellung existiert.

Zitat:
"Mein Name ist Roger. Ich bin der Purser auf Ihrem Lebensflug. Wir werden uns von jetzt an ab und zu treffen. Immer dann, wenn Sie nah bei sich sind, auf der Flucht vor Ihrem antrainierten Ich. Ich bin, wenn Sie so wollen, der Zeremonienmeister Ihrer Träume. Wenn Sie nicht wie Rilkes Panther enden wollen, empfehle ich, dass Sie die Richtung Ihres Lebens ändern, und zwar nachdrücklich. Etwas Besseres finden Sie allemal, was allerdings auch nicht sonderlich schwierig sein dürfte."

In der einfachen Unterkunft in Newark, wo er Zuflucht findet, lernt der den Besitzer, der zugleich auch einen CD-Laden besitzt, kennen, und Patti, seine Mitarbeiterin. Hier lernt er allmählich, sich von seinen eingefahrenen Strukturen zu befreien und findet zu sich selbst, indem er sich dort einbringt.

Die Perspektiven wechseln im weiteren Verlauf zwischen den verschiedenen Szenen hin und her. Das heißt, der Zeitablauf ist nicht streng chronologisch. Ich finde, dieses Stilmittel ist hier gut und passend umgesetzt. Die Sprünge in den Szenen verwirren hier nicht, sondern motivieren zum Weiterlesen.

Für mich ist es ein gelungenes Werk zeitgenössischer Literatur, das sich auch kritisch mit dem heutigen Wirtschaftssystem und dem Kapitalismus auseinandersetzt und nebenbei viele Denkanstöße bietet.

Karin 27.12.2012, 20.09 | (0/0) Kommentare | PL

Florian Illies: Ortsgespräch

Roots.pngKlappentext: "Ortsgespräch"

Eingebettet in die bewaldeten Hügel und sattgrünen Wiesen des Fuldatals liegt ein schmuckes kleines Städtchen. Es hat einen stillgelegten Bahnhof, eine Post, ein Heimatmuseum und die größte Kerze der Welt. Die Kirche ist aus dem Jahre 812 und die Pizzeria von 1985. Dieser Ort heißt Schlitz. Er steht exemplarisch für den schönsten aller Orte: Heimat. Jenen Ort, gegen den wir uns oft wehren wollen, aber nicht wehren können. Unsere Verbindung wird gehalten.
"Ortsgespräch" erzählt von der Liebe zum Landleben und zu dem sagenhaften Zwischenreich der deutschen Provinz, von der Erinnerung an Schwimmbadwiese und Karnevalssitzung, an den Schreibwarenladen um die Ecke und die Apfelernte im Herbst. Aber natürlich geht es nicht nur um die Traumbilder der Vergangenheit, sondern auch um die Veränderungen der Gegenwart. Um unheimliche Klassentreffen und »Total Räumungsverkauf wegen Geschäftsaufgabe«. Darum, wie Heimat dem Selektionsdruck im global village manchmal standhält – und ihm manchmal umso hoffnungsloser ausgeliefert ist.

Meine Rezension

Eine ganz nette Erzählung im typischen Stil von Florian Illies, einer Mischung aus Sachlichkeit und Wortwitz. Es liest sich flott und enthält viele ironische Seitenhiebe. Mit einem Augenzwinkern erzählt der Autor von seiner Heimat und verknüpft die Erzählung mit vielen Details, die den Alltag seiner Generation damals prägten. An so mancher Stelle erinnert man sich selbst an Gegebenheiten, die zu der Zeit in Deutschland aktuell waren, als es zum Beispiel das Ortsgespräch als Telefontarif noch gab und als die regionale Wirtschaft noch nicht zum Opfer der Globalisierung wurde.

Es ist durchaus eine nette Lektüre für zwischendurch. Teilweise mutet es vielleicht etwas bieder an, aber im Großen und Ganzen ist es ganz unterhaltsam. Es ist nicht unbedingt etwas Besonderes, kommt meines Erachtens nicht an "Generation Golf" und "Anleitung zum Unschuldigsein" heran. Aber ich habe es auch nicht bereut, es gelesen zu haben.

Karin 27.12.2012, 18.23 | (0/0) Kommentare | PL

Nicole Walter: Das Leben drehen

Roots.pngKlappentext: "Das Leben drehen"

»Ich bitte Sie um Ihren Mann. Nicht für lange, weil … ich muss sterben.«
Dieser Satz und die Begegnung mit der ungewöhnlichen Amelie stellen Marlenes Leben von einem Tag auf den anderen auf den Kopf. War sie, die erfolgreiche Ärztin, nicht eben noch glücklich verheiratet? Mit Markus, ihrem Markus? Und wer ist diese bezaubernde Frau, die sich in ihr Leben gedrängt hat?
Marlene, Ärztin aus Leidenschaft, fasst einen Entschluss. Sie wird nicht zulassen, dass Amelie stirbt, wird ihr helfen, die Krankheit zu besiegen. Doch da ahnt sie noch nicht, dass sie ausgerechnet von ihrer Rivalin mehr über das Leben lernen wird, als sie je vermutet hat. Und das, was Amelie in ihr bewegt, lässt sich nicht mehr zurückdrehen.

Meine Rezension


Es geht ums Leben, wie man es so gestaltet, dass man am Ende sagen kann "Es ist alles richtig so, alles hat einen Sinn gehabt", um Liebe und Freundschaft sowie den Umgang mit Krankheit und dem nahenden Tod. Soll man um jeden Preis bis zum Schluss das Leben erhalten, oder ist es nicht wichtiger, die Würde zu erhalten und es dem kranken Menschen zu ermöglichen, die Zeit, die er noch hat, sinnvoll zu verbringen und so, wie er es will?

Ein sehr berührendes, mitreißendes Buch, das ohne erhobenen Zeigefinger und mit leisen Tönen zum Mit- und Nachdenken anregt. Die an sich auch ernste Thematik ist so leicht und locker aufbereitet, dass es eine Freude ist, es zu lesen und sich zu eigenen philosophischen Überlegungen inspirieren zu lassen. Sehr flüssig erzählt. Es ist ein herzerfrischendes Buch, das man sich sinnbildlich schön gemütlich auf der Zunge zergehen lassen kann. Dabei wird es niemals sentimental, das heißt es kommt ohne Kitsch aus und triggert nicht unangenehm. Es berührt auf angenehme Weise Herz und Seele.

Ein schönes Zitat aus dem Buch:

"Alles, was uns wirklich ausmacht, ist unsichtbar, hat die junge Frau gesagt. Unsere Gedanken sind unsichtbar, unsere Gefühle, Erinnerungen, die Hoffnung, Liebe. Deshalb ist es nicht vorbei, wenn wir gehen müssen. Unser Körper stirbt, aber das andere, was wir wirklich sind, das Unsichtbare, das braucht keinen Körper, das bleibt."

Karin 27.12.2012, 17.22 | (0/0) Kommentare | PL

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Notizen und Gedanken



Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,
an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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