Blogeinträge (themensortiert)

Thema: Lesewelten

Tao-te-king

Ich möchte hier nicht auf alle Aspekte des Tao-te-king eingehen. Wer Näheres darüber sowie über den Daoismus im Allgemeinen wissen will, der kann sich unter den gegebenen Links informieren. Was ich hier schreibe, sind lediglich meine ganz persönlichen Eindrücke und Gedanken, die ich bei der Lektüre gewonnen habe bzw. besonders markante Dinge, die mir dabei aufgefallen sind. Jedoch erhebe ich damit keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn dafür umfasst es zu viel.

Ein paar Grundzüge möchte ich aber dennoch einleitend vorstellen.

Zunächst zur Begriffserklärung: Tao heißt im Chinesischen Weg, Te = Tugend. Demnach soll das Tao-te-king den Anhängern des Taoismus einen Weg der Tugend aufzeigen. Es ist wohl das wichtigste Werk dieser Lehre, eingeteilt in 81 versförmig geschriebenen, inhaltlich mehr oder weniger lose aufeinander folgenden Kapiteln (die Reihenfolge scheint eher zufällig, teils durcheinander und sich teils vom Inhalt her wiederholend), was sicherlich auch damit zusammenhängt, dass manches im Laufe der Jahre verloren ging und / oder im Laufe der zahlreichen Übersetzungen und Abschriften, die davon gemacht wurden, durcheinander geriet.
Es ist nicht einmal sicher, ob die ganzen Texte überhaupt alle von Lao-Tse stammten (es sind vermutlich auch einige Zitate anderer dabei), oder ob manches bereits von seinen Schülern mit hineingenommen wurde. Die Version des Reclam-Verlages dürfte aber wohl die Ursprünglichste sein.

Kleiner Tipp vorweg, wenn Ihr das Büchlein lesen wollt: Unbedingt vorher den Einleitungstext lesen, um sich einen Überblick zu verschaffen und damit man sich anschließend gedanklich besser dort hineinversetzen kann.

Zum Grundverständnis der Tao-Lehre: Wesentliches Ziel und Grundvoraussetzung ist die Einheit von Himmel und Erde. Diese ist nur dann gewährleistet, wenn keines von beidem hervortritt.

Diese beiden sind eins und gleich.
Hervorgetreten, sind ihre Namen verschieden.

Ihre Vereinung nennen wir mystisch:
Die Pforte zu jedwedem Geheimnis.


Ein weiterer wichtiger Bestandteil der Lehre ist das Yin-und Yang-Prinzip. Dazu muss ich denke ich nichts mehr erläutern; sonst würde dieser Beitrag zu lang.

Die größte Tugend des Weges ist im Wesentlichen Bescheidenheit. Erreicht werden soll das Ziel der Einheit durch das Ohne-Tun (Wu-wei). Damit ist keineswegs gemeint, dass nichts getan werden soll, sondern ganz einfach, dass man alles natürlich ablaufen lässt, so wie es eben kommt; dass man sich nicht gegen die natürlichen Entwicklungen stellt.

Und hier taucht auch schon der erste Widerspruch auf: Denn die Tao-Lehre verlangt im Gegenzug vom Herrscher, der dem Weg folgt (das Werk ist nämlich auch ein politisches Werk, das sich einst auch an die Herrscher jener Zeit, die der Lehre folgen sollten, richtete), dass er das Volk so unwissend wie möglich halten solle, weil darin die einzige Möglichkeit gesehen wird, dass sich keiner auflehnt. Lernen wird dort als etwas Schlechtes angesehen (!). Die Menschen sollen naiv daherleben, ewig Kind bleiben (die Kindheit wird als etwas Reines angesehen, der Wurzelgrund) und sollen anstatt Gewinn zu erzielen sich auf das Wesentliche konzentrieren.

Erkennst Du das Dasein als einen Gewinn,
Erkenne:
Das Nicht-Sein macht brauchbar.

Das Kapitel 10 fasst besonders gut den Weg zusammen:

Zügelnd den Leibgeist, umfassend das Eine,
Kannst ohne Fehl Du sein.

Versammelnd den Atem, gelangend zur Weichheit,

So kannst ein Kind Du sein.


Reinigend, l
äuternd den mystischen Blick,
Kannst ohne Mal Du bleiben.

Schonend das Volk dein Land regierend,

Kannst ohne Tun Du bleiben.


Die himmlischen Pforten ge
öffnet, geschlossen,
Kannst Du zum Weibchen werden.

Erleuchtend die vier Enden der Welt,

Kannst unerkannt Du sein auf Erden.


Erzeuge das, hege das!


Erzeugen, doch nicht besitzen,
Tun, doch nicht drauf baun;

Leiten, doch nicht beherrschen -
Dies nennt man Mystische Tugend.

Eindeutig ist der Taoismus eine pazifistische Philosophie (bin mir nicht sicher, ob man von einer Religion sprechen kann, denn sie haben ja keinen Gott und keine konkreten Bezugspersonen als Vorbilder, wenn man einmal von Lao-tse und den anderen Gelehrten absieht). Das Tao-te-king spricht sich gegen jegliche Anwendung von Gewalt (die ja dem Weg schon in sich widersprechen würde) und gegen Waffen aus.

Im Staatswesen plädieren sie hingegen für ein anarchisches System ohne Steuem, in dem sich alles quasi von selbst ordnet (hier zeigt sich trotz manch guter Ansätze die Weltfremdheit dieser Glaubens- und Denkrichtung).

Gibt es im Reich viel Hindrung und Verbot,
So wird das Volk nur
ärmer werden.
Gibt es im Volk viel n
ützliches Gerät (Anm: Menschen)
So wird das Herrscherhaus zerst
ört.
Mehrt sich der Menschen Schl
äue und Geschick,
Kommt auf viel Ordnungswidrigkeit.

Je mehr Gesetz und Weisung man erlässt,
Desto mehr Räuber gibts und Diebe.

Dann das Thema Sexualität. Auch hier ist der Standpunkt widersprüchlich. Zum Einen wird sie hier als etwas Natürliches angesehen, das von Kind an vorhanden ist. Aber dann heißt es wieder einen Satz später:

Das Leben mehren heißt: Unheil beschwören.

(Ja, und wie haben die alten Taoisten dann bitteschön überlebt? ;-))

Irgendwo anders steht sinngemäß, die Frau wäre dem Mann unterlegen (einerseits), aber andererseits wird das Weiche das Harte besiegen, was heißt, die Frau wäre letztlich stärker.

Das sind jetzt die markantesten Punkte, die mir aufgefallen sind. Es kann natürlich sein, dass ich einige Aspekte vergessen habe. Doch in großen Zügen mag das als Einblick genügen. Sicherlich gibt es noch zig weitere Aspekte, die man diskutieren könnte, und das macht es so interessant.

Fazit: Mir hat das Büchlein sehr viel Stoff zum Nachdenken und Inspiration für den Alltag gegeben - wenngleich es anfangs nicht leicht war, sich in dessen allgemeine Denkstrukturen hineinzudenken, und ich auch noch lange nicht mit allem einverstanden bin, was es predigt. Aber auch dazu sagt es ja selbst:

Wohl!
Wer vorschnell Ja sagt, findet kaum Vertrauen;
Wer vieles leicht nimmt, hat viel Schwierigkeit.


Deshalb der Heilige Mensch:

Gleichsam tut er sich schwer.

Darum bleibt er ohne Schwierigkeit bis ans Ende.


Ich bin fasziniert, wie mit einfachen und klaren Worten wesentliche Lebensweisheiten ausgedrückt werden, von denen man sicherlich so einige mit in sein eigenes Leben nehmen kann.

Karin 23.01.2007, 01.40 | (2/1) Kommentare (RSS) | PL

Volle Deckung, Mr. Bush

Wie in der Seitenspalte meines Blogs angegeben, lese ich momentan noch „Volle Deckung, Mr. Bush“ von Michael Moore. Der Name dieses Autors und Doku-Filmregisseurs dürfte heute jedem ein Begriff sein. Und auch wenn die Fakten drei Jahre nach der Veröffentlichung des Buches größtenteils bekannt sind und viele Themen auch im späteren Film „Fahrenheit 9/11“, den sicherlich viele inzwischen bereits gesehen haben, aufgegriffen werden, ist es doch einmal mehr aufrüttelnd, wenn man sie in geballter Form noch einmal liest. Von seiner Aktualität hat es jedenfalls nichts eingebüßt.


Nach der typischen Moore-Manier vereint er auch in diesem Buch fundiert recherchiertes Hintergrundwissen und Argumente gegen die Bush-Politik mit satirisch-bissigen Seitenhieben auf eben diese. Die Kapitel teilen sich so auf, dass jedes ein ganzes Themenspektrum im Zusammenhang behandelt. Zwischendurch gibt es zur Auflockerung (damit es nicht zu trocken wird - falls es bei Moore überhaupt trocken werden kann; ich habe es nicht so empfunden) und zur Reflexion auch ein paar hauptsächlich satirische, aber nicht minder gehaltvolle Kapitel.


In „Öl gut, alles gut“ beispielsweise erzählt er von einem fiktiven Interview in einem Traum, in dem er in der Zukunft mit seiner Ururenkelin spricht - in einer Zukunft, in der man beispielsweise mit Bleistiften statt mit Kugelschreibern schreibt, weil es kein Öl mehr gibt (auch in Kunststoff ist ja Öl enthalten).

Und in „Jesus W. Christ“, gewissermaßen eine Parodie darauf, dass sich George W. Bush in seinen Reden so oft und gern auf Gott bezieht, lässt er diesen (also Gott) zu Wort kommen und stellt klar, dass das, was Bush so treibt, alles andere als Gottes Wille sein kann. Dieser Text ist so gut, dass ich als kleinen Vorgeschmack für Euch ein Stück daraus zitieren möchte:


„Tja, so war das mit dem reichen Nichtsnutz. Bevor ich eine Heuschreckenplage senden konnte, hatte sich George W. der göttlichen Vorsehung entzogen. Ich tat mein Bestes, sein Leben so elend wie möglich zu gestalten. Ich sorgte dafür, dass all seine geschäftlichen Unternehmungen scheiterten. Ich ließ seine Baseballmannschaft völlig versagen. [...]

Aber nichts konnte George W. wirklich beeindrucken. Also brachte ich seinen Vater ins Weiße Haus, weil ich dachte, darüber würde der kleine Georgie niemals hinwegkommen. Es trieb seinen Bruder Neil in den Savings & Loan-Skandal, und Bruder Marvin ist prompt abgetaucht.

Aber George hat das nicht im Geringsten entmutigt, er fand sogar Wege, die Position seines Vaters zu seinem Vorteil zu nutzen. Ehe ich mich versah, war er Gouverneur von Texas und entschied darüber, wann Leute sterben. DAS IST MEIN JOB! Ich weiß auch nicht, vielleicht werde ich langsam alt und lasse nach, aber alles, was ich probiert habe [...] schlug fehl.“


Auf jeden Fall lohnt sich das Buch für alle, die sich kritisch mit der US-amerikanischen Politik auseinander setzen (möchten) - auch für die, die schon ziemlich viel darüber wissen und / oder „Stupid White Man“ gelesen haben (wie ich), ist es absolut empfehlenswert. Man entdeckt doch immer wieder neue Einzelheiten und Argumente oder zumindest Tatsachen, die man in der Informationsflut schon fast vergessen hatte.


 

Wer noch mehr (ganz aktuelles) Hintergrundwissen will, der schaue mal auf die Website des Autors.

Karin 02.01.2007, 12.08 | (0/0) Kommentare | PL

Wörter des Jahres

Nun stehen sie also fest - die Top Ten der "Wörter des Jahres" 2006. Nicht alle gefallen jedem gleich gut, und gewiss nicht jeder würde die Prioritäten über die Wichtigkeit dieser Wörter ebenso setzen. Persönlich würde ich einige sogar eher als Unwörter denn als Wörter des Jahres betrachten. Doch immerhin zeigt das alles, wie Sprache und deren Entwicklung so unterschiedlich auf Menschen wirkt, wie die Art und Weise, wie etwas ausgedrückt wird, die öffentliche Meinung mitunter entscheidend prägen kann, und wie die Sprache immer auch ein Spiegel der Kultur ist, sich im Wandel der Zeit auch verändert. Das finde ich immer wieder spannend und es wird mir niemals langweilig, mich damit zu befassen.

Hier also die Top Ten für dieses ablaufende Jahr (in Deutschland) - und je eine kleine Bemerkung, wie ich persönlich dazu stehe:
  1. Fanmeile: Da ich mich nicht allzu sehr von dem ganzen WM-Trubel habe anstecken lassen und diesen eher mit distanzierter Nüchternheit betrachtet habe, halte ich diesen Begriff persönlich für überbewertet. Wenn schon, dann hätte ich eher für den Ausdruck "Sommermärchen" plädiert.
  2. Generation Praktikum: Doch, dieser Begriff trifft die Realität denke ich schon (leider) ziemlich gut. Allerdings lässt er natürlich die Masse derjenigen außer Acht, die gar nicht erst an ein Praktikum kommen.
  3. Karikaturenstreit: Ein Konfliktthema als Wort des Jahres? Irgendwie stehe ich dem mit gemischten Gefühlen gegenüber. Denn wenn man so einen kontroversen Begriff als Wort des Jahres hochstilisiert, könnte das nicht eventuell auch den kulturellen Streit zwischen islamischer Kultur und westlichen Gesellschaften wieder aufleben lassen? Weil gewisse islamische Glaubensgruppen das als Provokation ansehen könnten?
  4. Rechtschreibfrieden: Das ist mal ein schönes Wort! Ja, es scheint wirklich so eine Art Frieden zwischen Kritikern und Befürwortern (und den Menschen dazwischen) der neuen Rechtschreibung und der Reform Korrektur der Rechtschreibreform eingetreten zu sein. Man hat sich damit abgefunden, und irgendwie schreibt ja doch jeder so, wie er es für richtig und logisch hält. Selbst in den Medien wird längst nicht mehr immer so geschrieben, wie es im Duden steht. Wenn fast keiner weiß, wie man schreiben sollte, wenn man sich peinlich an alle Regeln halten wollte (außer vielleicht Sprachkenner wie er), dann sieht man es irgendwann immer gelassener und ist manchmal erstaunt, wieviel man eigentlich unwissend anders macht (ich vermeide bewusst den Ausdruck: "falsch").
  5. Prekariat: So, jetzt heißt die "neue Unterschicht" also Prekariat. Auch nicht viel besser - in meinen Ohren eher sogar noch schlimmer, der Begriff! Wer also arm ist, ist nun "prekär" - vermutlich vor Allem, weil er dem Staat auf der Tasche liegt. Ein sehr intoleranter, wenn nicht sogar diskriminierender Ausdruck. Brauchen wir das? Wie gehen die Betroffenen damit um? Ich kann darüber nur den Kopf schütteln.
  6. Bezahlstudium: Ist sehr treffend ausgedrückt und aktuell. Daher keine Kritik von meiner Seite an diesem Ausdruck.
  7. Problembär: Wenn ein Tier sich nicht so verhält, wie die Menschen es wollen (sondern so, wie es nun mal seiner Art entspricht, Risiko für andere Arten inbegriffen), dann wird es einfach nur als "Problemfall" bezeichnet; Wenn aber ein Mensch die Sau rauslässt, dann würde es niemandem einfallen, ihn als "Problemmenschen" zu degradieren, als würde sein ganzes Wesen in diesem einen Problem bestehen. Daher ist Problembär für mich eindeutig ein UNwort!!!
  8. Poloniumspuren: Eine schlimme Sache, deren Ausmaß uns sicherlich alle schockiert hat (und dessen Spuren noch heute nachwirken - ist ja auch nicht allzu lange her). Auf jeden Fall berechtigt, dass es an dieser Stelle steht, und ansonsten kein weiterer Kommentar.
  9. Klinsmänner: Warum eine ganze Fußballmannschaft, die immerhin aus elf mehr oder weniger zusammenwirkenden Individuen besteht, auf eine Person - und trage sie auch noch so eine hohe Verantwortung - reduzieren?
  10. schwarz-rot-geil!: Nichts gegen Patriotismus - in seiner gemäßigten Form, die eine Liebe und Verbundenheit zum eigenen Land ausdrückt, und zwar ohne andere Nationalitäten herabzuwürdigen oder sich selbst gar höher zu stellen. Aber bei dieser Phrase sehe ich diese Kriterien nicht unbedingt erfüllt; darüber hinaus finde ich sie einfach hohl.
Die Österreicher haben sowas übrigens auch: Hier deren Wort des Jahres, und hier das Unwort. Wenn das schon im Vergleich sehr krass wirkt, dann hört bei den Un-Sprüchen, die die österreichischen Politiker dort im Laufe des Jahres abgelassen haben, der Spaß nun wirklich auf!

Bei den Schweizern ist es übrigens das Rauchverbot, das - wie hier geschrieben steht - stellvertretend für viele weitere (teils absurde oder schlicht überflüssige) Verbote ist. Was aber ein Köbi und was ein Plämpu sind, müsste ich erst nachschlagen. Das Unwort erklärt sich von selbst.

Karin 16.12.2006, 23.18 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Statt guter Vorsätze für 2007 :)

Was Pat und Frau Bramasole können, kann ich schon lange. ;)

Auch wenn ich natürlich wie jene nicht vorhabe, an dem offiziellen Wettbewerb teilzunehmen (aus Zeitgründen - ich verzettel mich halt nicht so gern so viel ;)), und auch nicht dort angemeldet bin, finde ich es mal eine gute Idee, statt guter Vorsätze fürs neue Jahr sich vorzunehmen, was man schon immer mal lesen wollte - oder auch teils sonst nie erst sehr viel später in Angriff genommen hätte.

Hier also meine Liste:
  1. Traugott Bachmann: Ich gab manchen Anstoß -> am längsten auf dem Sub (Erbe meiner Oma; ob die das wohl gelesen hat???)
  2. Thomas Mann: Der Zauberberg -> Klassiker
  3. Tad Williams: Otherland Teil 1: Stadt der goldenen Schatten -> 918 Seiten
  4. Ich biete der Stadt meine Haut (Kurzgeschichten - HG. Rainer Weiss) -> Nackenbeißer *
  5. Terry Pratchett: Ruhig Blut -> Buch mit grellem Umschlag
  6. Steven Hawking: Das Universum in einer Nusschale -> Fremdgenre
  7. Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein
  8. Robert M. Pirsig: Zen oder die Kunst das Motorrad zu warten
  9. Lotus-Sutra - Das große Erleuchtungsbuch des Buddhismus (Übersetzung von Margareta von Borsig)
  10. Umberto Eco: Die Insel des vorigen Tages
Die Nummerierung hat übrigens nichts mit der Reihenfolge zu tun, in der ich diese Bücher lesen werde.
* Durchgestrichen heißt: Habe ich schon gelesen (aus meinem Nackenbeißer habe ich schon einige Geschichten quer durchs Buch gelesen: vom Gefühl her würde ich sagen, etwa die Hälfte).

Nun, da habe ich mir ja einiges vorgenommen für nächstes Jahr - wenn man bedenkt, dass ich noch mindestens dreißig weitere Bücher lesen muss mir vorgenommen habe zu lesen. Und wer weiß? Vielleicht schieben sich da noch ein paar andere Bücher, Krimis oder was auch immer dazwischen... *gg*

Dabei habe ich im Alltag ja noch einiges andere zu tun als lesen... Und - ach ja - ich habe ja auch noch ein Leben! :))

Trotzdem werde ich mir die Zeit nehmen, Euch die Bücher oben, wenn gelesen, auch vorzustellen, und Euch soweit möglich auf dem aktuellen Stand halten.

Karin 13.12.2006, 15.17 | (3/2) Kommentare (RSS) | PL

Buchvorstellung: Abschied von Sidonie

»Am achtzehnten August 1933 entdeckte der Pförtner des Krankenhauses von Steyr ein schlafendes Kind. Neben dem Säugling, der in Lumpen gewickelt war, lag ein Stück Papier, auf dem mit ungelenker Schrift geschrieben stand: »Ich heiße Sidonie Adlersburg und bin geboren auf der Straße nach Altheim. Bitte um Eltern.««

So beginnt das Buch »Abschied von Sidonie« von Erich Hackl, das mich von der ersten Seite an gefesselt und mich bis zum Ende und darüber hinaus nicht mehr losgelassen hat. Wobei ich hinzufügen möchte, dass der Autor nach meinem Empfinden das Thema und die Geschichte / das Schicksal des Zigeunermädchens durchaus sehr einfühlsam anpackt, und keineswegs eiskalt, so wie es die Kritiken meinen. Also, mich hat das Buch beim Lesen zumindest sehr berührt, und die sachlich-nüchterne Erzählweise ist meiner Ansicht nach ein durchaus gewolltes Stilmittel, um einerseits die notwendige Distanz zu schaffen, um sich ein Urteil bilden zu können, und zwar, OHNE andererseits die subjektive Perspektive auszuklammern.

Zum Inhalt: Nachdem alle Bemühungen des Jugendamtes, das Kind wieder seiner Mutter zuzuführen, im Sande verlaufen, und nachdem es in dem Krankenhaus behandelt worden ist (es leidet unter der Englischen Krankheit, einer Art Knochenverkalkung), gelangt es schließlich zu Josefa und Hans Breirather, einer Kommunistenfamilie, die allein schon wegen ihrer politischen Gesinnung in diesen prekären Zeiten in der Gesellschaft aneckt. Diese kümmern sich genauso liebevoll um das Mädchen wie um ihren eigenen Sohn Manfred und nehmen sie wie ihre eigene Tochter an. Auch die Spielkameraden integrieren sie gut in der Gruppe, obwohl anfangs noch die eine oder andere Bemerkung über ihre dunkle Hautfarbe fällt.

Später, als sie in die Schule kommt, wird allerdings schon immer deutlicher die Diskriminierung spürbar. Auch wird im Verlauf der Geschichte immer klarer, wie sehr gerade die hochrangigeren, aber auch die untergeordneten Personen in Wirklichkeit nur noch als Marionetten des nationalsozialistischen Regimes handeln und sich nicht mehr trauen, nach ihrem eigenen Gewissen (falls noch vorhanden) zu agieren.

Somit ist das Ende schon gewissermaßen vorprogrammiert: Unter dem Vorwand, Sidonie ihrer echten Mutter und Familie zu übergeben (was in dem Sinne ja auch stimmt), nimmt man sie der Ziehfamilie weg, und kurz darauf wird sie mit ihrer ganzen Familie mit dem letzten Zug nach Auschwitz deportiert, wo sie nach wenigen Wochen, die sie apathisch und nichts essend an einer Stelle herumsteht, trotz der Versuche von der Familie, sie dazu zu bewegen, etwas zu essen, und des Bruders, sie dazu zu überreden, sich zum Schlafen hinzulegen, stirbt.

Der Roman endet mit einer zusammenfassenden Betrachtung des Autors, mit der er zugleich den mangelnden Mut der verantwortlichen Personen beklagt, die es versäumt haben, im rechten Moment für das Mädchen einzutreten, anstatt den Lauf der Ereignisse durch ihr Handeln zu fördern.

Und er macht deutlich, dass es auch hätte anders sein können. So schließt die Geschichte folgendermaßen:
»Und doch besteht einer, der es wissen muss und Joschi Adlersburg heißt, darauf, dass sich auch das nicht zu Erwartende zugetragen hat, nicht in Letten, sondern 160 Kilometer weiter südlich, in der Steiermark, in einer Ortschaft namens Pölfing-Brünn, das Kind hieß nicht Sidonie, sondern Margit und lebt heute noch, eine Frau von 55 Jahren, und kein Buch muss an ihr Schicksal erinnern, weil zur rechten Zeit Menschen ihrer gedachten.«

Karin 14.11.2006, 15.32 | (1/0) Kommentare (RSS) | PL

Japanisch - das Original



Lasst Euch nicht von der Aktion weiter unten beirren - das ist gar kein echtes Japanisch. Wenn's der Japanischkenner schon sagt. ;)
Natürlich könnt Ihr dieses Spiel trotzdem durchführen - es war ja wohl von den Betreibern auch als Spaß gedacht. Aber ich würde es an Eurer Stelle auch nicht zu ernst nehmen.
Richtiges Japanisch und ein wenig Wissenswertes über diese Sprache könnt Ihr hingegen hier nachlesen.
Danke, Falk, für diese äußerst interessant aufbereitete sprachliche Lektion.


Karin 14.11.2006, 12.13 | (3/2) Kommentare (RSS) | PL

Oh je,

...jetzt kann ich nicht einmal mehr schreiben: "Ich klicke hier mit der Maus rum", weil ich dann immer befürchten muss, dass einige meiner jüngeren Leser dann etwas ganz anderes denken und/oder sich darüber schlapp lachen könnten...

Was habe ich mir da nun wieder eingebrockt, als ich mir dieses Büchlein hier (von dem ich gerade sehe, dass es sogar schon eine neue Ausgabe 2007 gibt) bestellte, dass heute - zu meiner großen Freude übrigens - in meinem Briefkasten landete? :))

Da gibt es immer wieder neue lustige (zugegeben, teils auch strittige) Begriffe zu entdecken, die immer wieder unterhaltsam sind.

Besonders toll finde ich übrigens, dass es gleich viersprachig gehalten ist. Das ist nicht nur interessant (so erfährt man zum Beispiel, dass das mit der "Straßenpizza" in Wirklichkeit aus Frankreich stammt - ob das wirklich daran liegt, dass die Franzosen diese so sauber und rund "produzieren", möchte ich lieber nicht überprüfen *fg und das Gesicht verzieh*), sondern kann einem im Ausland auch das eine oder andere Fettnäpfchen oder Missverständnis ersparen:

So wird es nach aufmerksamem Studium dieser Fibel wohl nicht mehr zu folgender witzigen Situation kommen, die ich mir gerade leicht amüsiert vorstelle:
"Do you know my friend Larry?"
"Er... no. Why?"
"Go speak to Larry!"
"Who is that?"


Ich verrate Euch jetzt ein Geheimnis: Larry gibt es wahrscheinlich gar nicht.
Es ist einfach nur die englische Entsprechung von: "Wayne interessiert's?" und somit ein freundlicher Ausdruck von Desinteresse oder Gleichgültigkeit.
Jetzt werdet Ihr beim nächsten Auslandsaufenthalt also hoffentlich nicht darauf reinfallen. Und wenn doch, sagt nicht hinterher, ich hätte Euch nicht gewarnt. ;)

Karin 13.11.2006, 13.33 | (0/0) Kommentare | PL

Deutsch - auch für Deutsche

Kürzlich hatte ich mich ja schon in einem Blogbeitrag mit den neuesten Entwicklungen der deutschen Sprache im Ausland beschäftigt. Aber auch hier im "Inland" macht die Sprache unserer Väter immer wieder, teils erstaunliche, teils willkürlich festgelegte oder auch logische, Veränderungen durch (und auch, was in der Zeitung steht, ist nicht immer - grammatikalisch - richtig, wie ich an einem Beispiel heute wieder feststellen musste).

Heute wurde ich hier auf diesen Deutschtest aufmerksam und habe ihn auch selbst durchgeführt. Nun, mit 15/20 Punkten liege ich noch ganz gut im Durchschnitt. Ansonsten erfreue ich mich an einigen neuen sprachlichen Erkenntnissen und gelobe Besserung. ;)

PS: Bei diesem (ausführlicheren) Zwiebelfischtest habe ich hingegen mit 45/60 gepunktet. Auch nicht schlecht. Das meine nicht nur ich:
"Alle Achtung! Sie haben eine Menge drauf! Wenn alle so gut wären wie Sie, bräuchten wir PISA nicht mehr zu fürchten."
Danke für diese Bewertung! :)

Karin 25.10.2006, 21.51 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Der Golem - Buchvorstellung

Klappentext:

»Meyrinks Golem, als Buch und Film einer der dauerhaftesten Erfolge dieses Jahrhunderts, gehört zu den Klassikern der phantastischen Literatur. Wie seine Vorbilder E.T.A. Hoffmann und Poe, im weiteren Sinne auch Kafka, lässt Meyrink das Traumhafte schon in der Alltagswelt beginnen, Realität und Überwirklichkeit fließend ineinander übergehen. Dazu bedurfte es freilich einer Umgebung wie der des geheimnisumwitterten Judenviertels der Prager Altstadt und einer legendären Figur: des Wunderrabbis aus dem jüdischen Sagenschatz. Sein immer wiederkehrendes Lehmungeheuer, der Golem, wurde zu einer Chiffre für eine mystische Übermacht, die Zeiten und Schicksale auf unheimliche Weise vertauscht. Hier werden Erfahrungen im Grenzbereich der Seele zwingend in eine spannende Handlung umgesetzt.«


Kleine Leseprobe (erste Seite vom ersten Kapitel: »Schlaf«):

»Das Mondlicht fällt auf das Fußende meines Bettes und liegt dort wie ein großer, heller, flacher Stein.
Wenn der Vollmond in seiner Gestalt zu schrumpfen beginnt und seine rechte Seite anfängt zu verfallen - wie ein Gesicht, das dem Alter entgegengeht, zuerst an einer Wange Falten zeigt und abmagert - dann bemächtigt sich meiner um solche Zeit des Nachts eine trübe, qualvolle Unruhe.
Ich schlafe nicht und wache nicht, und im Halbtraum mischt sich in meiner Seele Erlebtes mit Gelesenem und Gehörtem, wie Ströme von verschiedener Farbe und Klarheit zusammenfließen.
Ich hatte über das Leben des Buddha Gotama gelesen, ehe ich mich niedergelegt, und in tausend Spielarten zog der Satz, immer wieder von vorne beginnend, durch meinen Sinn:
»Eine Krähe flog zu einem Stein hin, der wie ein Stück Fett aussah, und dachte: Vielleicht ist hier etwas Wohlschmeckendes. Da nun die Krähe dort nichts Wohlschmeckendes fand, flog sie fort. Wie die Krähe, die sich dem Stein genähert, so verlassen wir - wir, die Versucher - den Asketen Gotama, da wir den Gefallen an ihm verloren haben.«
Und das Bild von dem Stein, der aussah wie ein Stück Fett, wächst ins Ungeheuerliche in meinem Hirn: Ich schreite durch ein ausgetrocknetes Flussbett und hebe glatte Kiesel auf. (...)
Und ich will sie weit von mir werfen, diese Kiesel, doch immer fallen sie mir aus der Hand, und ich kann sie aus dem Bereich meiner Augen nicht bannen.«


Mein erster Eindruck:

Also, mich haben diese ersten paar Zeilen schon gefesselt. Es passt von der Stimmung her auch gut zum Herbst und zu Halloween, ziemlich düster, aber für mich doch magisch in seinen Bann ziehend, so dass man nicht mehr aufhören möchte zu lesen. Doch, es hat was. Allerdings muss ich schon sagen, dass ich das Buch auch nicht im tiefsten Winter lesen würde - es würde mich zu sehr hinunterziehen. Ich glaube, so würde es vielen ergehen, und das ist auch ein Grund, weshalb es wohl nicht jedem gefallen könnte.

So, und jetzt verschwinde ich mal in die Versenkung. ;)

Karin 24.10.2006, 19.30 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Weltsprache Deutsch

Nein, ich habe keine Bedenken mehr, dass die deutsche Sprache ausstirbt (das ist bei Latein und Altgriechisch, das in Akademiker- und sonstigen Intellektuellenkreisen in Form von Fachbegriffen doch sehr gut integriert worden ist;)).
Auch Deutsch stirbt nicht - es wandert nur aus! Dass es dabei oft die orthografische Form ändert, sich dem "Worteinwanderland" und seinen Gepflogenheiten anpasst und daher manchmal am Ende gar nicht mehr als deutsches Wort erkennbar ist und auch mal seinen Sinn komplett wandelt, ist nur eine natürliche Entwicklung.

Hier habe ich Euch mal eine kleine repräsentative Auswahl der kuriosesten »ausgedeutschten« Wörter zusammengestellt - viel Spaß bei dem exklusiven

Schnellkurs: Deutsch für Ausländer ... ähm... Internationali für Deutschsprachige :)

Anzug
Bulgarisch
Trainings(!)anzug
Vigec (sprich: "Wiegehts")
Ungarisch
Vertreter
Otoban
Türkisch
Autobahn
Schtangist
Russisch
Gewichteheber
Vahtmestari
Finnisch
Türsteher!
Gerende shupuringen
Japanisch
Skispringen
Hajzl
Tschechisch
abstoßend, ekelhaft
Nusu kaput
Kisuahili
Narkose
Krumpir
Kroatisch
Kartoffel (-> Grumbeer*)
a moleri
Rumänisch
malen, fotografieren
Shnicel
Albanisch
Schnitzel
Szyberdach
Polnisch
Schiebedach
Sitzflaijsch
Tschechisch
Sitzfleisch
Orugasumusu
Japanisch
Orgas.mus
Rikverc
im Balkanraum
Rückwärtsgang
Wihaijster
Polnisch
Dingsbums :D
Chope
in Brasilien
1 Glas Bier vom Fass (->Schoppen)
Durchschlag
Russisch
Sieb!
Brandmauer
Russisch
Firewall!
Kaffepausli
Finnisch
außer Betrieb :)

(Quelle: Neon - Wer mir nicht glaubt, kann es also dort nachlesen oder das Buch von der dort interviewten jungen Frau kaufen, wenn es demnächst herauskommt; dort gibt es noch mehr solcher Wörter.)

* Und jetzt weiß ich übrigens auch, wo und warum die Kartoffel "Grumbeere" genannt wird: Nämlich in der Pfalz; abgeleitet ist das mundartliche Wort von "Grundbirne" (wohl wegen der Birnenform), später tauchte dann der Begriff "Grundbier" auf (das natürlich nicht viel mit Bier zu tun hat, sondern nur eine Ableitung davon ist), aus dem dann die "Grumbeer" wurde. Die ganze informative pfälzische Kartoffelgeschichte (am Beispiel von Sickingen) könnt Ihr hier nachlesen.

Karin 23.10.2006, 22.35 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

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Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


Der Weg zum Ziel beginnt an dem Tag,
an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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