Blogeinträge (Tag-sortiert)

Tag: Rezension

Windsor Chorlton: Datumsgrenze

Inhaltsangabe dieses Buches

Eine junge Frau, die von einem Fischerboot geborgen wurde, wird auf die Krankenstation eines Kreuzfahrtschiffes aufgenommen. Man erfährt, dass es sich dabei um die frisch gebackene englische Zoologin Candida Woodville mit Spitznamen »Candy« handelt, die zweite Überlebende des Zeppelinabsturzes der Regenwaldexpedition von Wildguard, einer radikalen Umweltschutzorganisation. Die Gruppe war auf einer einsamen Insel vor der Küste von Sumatra gestrandet, nachdem einer der Piloten bereits während des Unfalls gestorben war. Bisher dachte man, der amerikanische Journalist Jay Boucher sei der einzige Überlebende.

Nach dieser Eingangsszene folgt ein großer Zeitsprung nach hinten: Es wird der Beginn der Geschichte geschildert, als Candy ihr Bewerbungsgespräch mit Aquila für diese Wildguard-Expedition hat. Sie macht sich nicht viele Hoffnungen, was sie auch ihrer Freundin Gemma mitteilt. Überraschenderweise wird sie aber doch genommen. (Klar, denn sonst wäre die Geschichte hier schon zuende gewesen.) Der Flug läuft bis zum Ausgangspunkt glatt; doch als sie anschließend einen Rundflug mit dem Zeppelin machen wollen, gerät dieses in Turbulenzen und stürzt ab. ...weiterlesen

Karin 15.06.2011, 20.16 | (0/0) Kommentare | PL

Juli Zeh: Corpus Delicti

Heute möchte ich Euch ein Buch vorstellen, welches ich kürzlich gelesen habe.

Zum Cover und Titel

Auf dem Cover ist ein Raum mit weißen Wänden und Metalltür abgebildet, bei welchem es sich allem Anschein nach um eine Gefängniszelle handelt. Die weißen Wände sowie der Boden sind dabei verschmutzt. Ein passendes, suggestives Bild!

Den Titel »Corpus Delicti« interpretiere ich so, dass damit der Mensch gemeint ist. Der Mensch ist nun einmal KEIN perfektes Wesen, sondern ein Wesen mit Fehlern. In jener Welt, welche die Autorin Mitte dieses Jahrhunderts, also in der nahen Zukunft ansiedelt, gilt jedoch so gesehen genau das als »strafbar«: Das Menschsein, bzw. sämtliche Aspekte davon, die nicht irgendwie mess- oder vorhersehbar sind. Individuelle Aspekte wie eine eigene Meinung zu vertreten, anders zu denken oder auch Gefühle passen nicht in das »Konzept« jenes Staatssystems, das hier die »Methode« genannt wird, in dem die Vernunft - und nur sie - das Sagen hat und in dem Gesundheit das oberste Gut darstellt. Dass Gesundheit einen hohen Stellenwert einnimmt, hört sich zunächst einmal gar nicht sooo schlecht an. Aber in dieser beschriebenen Welt geht das so weit, dass es schon eine Art Fanatismus ist. Zudem ist jede Art von Krankheit, im weiteren Sinne aber auch alles, was jenseits der »Normalität« liegt, dort verpönt. Somit wird folglich auch der Mensch mit allem, was ihn als Individuum - und eben nicht nur als funktionierender Körper -  ausmacht, gewissermaßen als »kriminell« angesehen, und Menschsein wird unter solchen Verhältnissen zum »Delikt«.

Aber der Mensch ist nun mal keine »Saftpresse«. Um es mit Mias (der Hauptperson) Worten auszudrücken:

»Der Mensch ist verblüffend unpraktisch konstruiert. Im Gegensatz zum Menschen lässt sich jede Saftpresse aufklappen und in ihre Einzelteile zerlegen. Säubern, reparieren und wieder zusammenbauen.« ...weiterlesen

Karin 05.06.2011, 20.14 | (0/0) Kommentare | PL

Mängelexemplar (Sarah Kuttner) - Rezension

Mein Interesse an dem Buch Mängelexemplar von Sarah Kuttner wurde durch die Tatsache geweckt, dass es sich hierbei offenbar um eine zeitgemäße Thematik handelt.

Die Beschreibung auf dem Klappentext suggerierte zudem, dass diese Story trotz aller Ernsthaftigkeit humorvoll und kurzweilig umgesetzt sei. Abgesehen von der Thematik war es somit auch diese interessante Mischung, die mich neugierig auf dieses Buch machte. Ich wollte sehen, ob es hier tatsächlich gelingt, die ernsthaften Themen so zu verpacken, dass der Humor sie nicht lächerlich macht. Denn in der Tat sind Depressionen, Angststörungen und Lebenskrisen sehr sensible Themen. Zugegeben, ich war vor Beginn der Lektüre auch ein wenig skeptisch, ob dieser »Spagat« gelingen würde.

Das Cover halte ich für gelungen. Es zeigt schlicht eine hellgraue Struktur aus zerknittertem Papier. Unten links ist eine schwarze Sicherheitsnadel abgebildet, die teils durch dieses »Papier« gestochen ist. Die schwarzen Schriftzüge des Titels, Autorinnennamens und Verlags sind klein gedruckt. Die Schrift ähnelt einer Art handgeschriebener Druckschrift, als hätte jemand sie etwas unsicher und im bemühten Versuch, sauber und kontrolliert zu schreiben, dort hingeschrieben. Diese einfache, suggestive Darstellung passt meines Erachtens gut zu einem Roman mit dem Titel »Mängelexemplar«. Es symbolisiert Schwächen, von denen jeder Mensch welche hat (Nobody is perfect). Manche etwas mehr, manche kommen vielleicht besser damit zurecht und haben es leichter, sich und ihre Schwächen anzunehmen, als die Protagonistin des Romans. Die Sicherheitsnadel symbolisiert für mich ein Sicherheitsbedürfnis. Aber auch das Bedürfnis, sich unter Kontrolle zu behalten. Die Hauptperson dieses Buches hat auch große Angst vor einem Kontrollverlust, was ihre Symptome mitunter verstärkt. Auch dieses kleine Detail der Umschlaggestaltung wurde hier also gut durchdacht und ist keineswegs wahllos konzipiert.

Das Taschenbuch besteht übrigens aus ausreichend stabiler Pappe. Zur zusätzlichen Stabilisierung ist dieser Pappumschlag zudem nach innen umgeklappt. Im Innenteil steht noch einmal die Beschreibung sowie die Kurzvita der Autorin. Die Schriftgröße ist optimal zum entspannten Lesen. ...weiterlesen

Karin 17.04.2011, 22.09 | (0/0) Kommentare | PL

Gelbe Muschel Blauer Grund (Ursula Krieger)

Heute möchte ich endlich mein Rezensionsversprechen an meine Leser einlösen. Das Buch habe ich zwar schon seit einer kleinen Weile zuende gelesen, aber ich komme erst jetzt dazu, es vorzustellen.

Für mich, die selbst den Jakobsweg gelaufen ist, war es natürlich besonders interessant zu erfahren, wie jemand anderes ihn erlebt und empfunden hat. Meines Erachtens sind die Erlebnisse verschiedener Menschen darauf nämlich niemals gleich. Es gibt immer Variationen, zugleich aber auch ähnliche Erfahrungen, die Erinnerungen wecken können und die einen mitunter schmunzeln lassen können, wenn man sie wieder gedruckt liest und sich erinnert, wie es bei einem selber jeweils war.

So viel zu meiner Motivation, mich bei dem Testexemplar vom Wagner Verlag ausgerechnet für Gelbe Muschel Blauer Grund entschieden zu haben.

Voller Erwartungsfreude begann ich also entspannt zu lesen. In meist recht kurzen bis mittellangen Kapiteln, die in etwa einer Tagesetappe entsprechen, beschreibt die Autorin auf anschauliche und lebendige, manchmal aber auch nachdenkliche Weise ihren Jakobsweg, ihre Begegnungen und Gedanken auf dem Weg. Dabei lässt sie auch interessante kulturelle Informationen über die jeweiligen Orte sowie Anekdoten und Gespräche in diesen persönlichen Reisebericht einfließen. Aufgelockert wird das Ganze durch einige schöne Gedichte und aussagekräftige Fotos, die jeweils passend eingefügt sind.

In einem flüssigen und ausgeglichenen Schreibstil entführt sie auf sehr kurzweilige, unterhaltsame Weise den Leser mit auf diese Pilgerreise, die sie (anders als ich) am südlich gelegenen Somportpass auf dem aragonesischen Weg gestartet ist. Für mich gab es also allein schon in diesem Teil des Buches einiges Neue zu entdecken, zum Beispiel das etwas abseits gelegene ehemalige mozarabische Kloster San Juan de la Peña hinter Jaca. Ab Puente de la Reina konnte ich dann zahlreiche Dinge in den Beschreibungen wiedererkennen, aber auch so manche Erlebnisse und Gedankengänge sehr gut nachvollziehen.

Nun hatte ich ja meine eigenen Erfahrungen auf dem Camino noch im Hinterkopf. Doch auch, wenn ich alles zum ersten Mal gehört hätte, hätte ich gut in diesen eigentlich schon literarischen (ganz ohne jede Langatmigkeit) und dabei realistischen Reisebericht eintauchen und die geschilderten Erlebnisse nachvollziehen können. Somit eignet sich dieses Buch sowohl für die Vor- als auch für die geistige Nachbereitung auf den Jakobsweg in Spanien - oder auch, wenn man sich einfach so für diesen Weg (oder Pilgerwege im Allgemeinen) interessiert, sich Literatur dazu zu Gemüte führen und sich vom Camino-Feeling und der Mentalität fürs Leben inspirieren lassen will.

Karin 22.03.2011, 23.09 | (3/1) Kommentare (RSS) | PL

Wulf Dorn: Kalte Stille (Rezension)

Dieses Buch habe ich schon vor einiger Zeit zuende gelesen. Als es noch besser zum Wetter passte. *g* Ich stelle meinen Lesestoff nicht unbedingt chronologisch vor. 


Eigene Inhaltsangabe von "Kalte Stille"

Einige traumatische Erlebnisse verfolgen Jan Forstner bis in die Gegenwart. Als er 12 Jahre alt war, ertrank die psychisch kranke Tochter seines Nachbarn, Alexandra Marenburg, vor seinen Augen im vereisten See des Stadtparks der fiktiven deutschen Stadt Fahlenberg, dessen Eisschicht eingebrochen war, als sie darüber lief. Die Frage, weshalb sie aus der Waldklinik, der ebenfalls fiktiven Psychiatrie von Fahlenberg, ausbrach, und warum sie auf ihrer Flucht solche Angst gehabt haben könnte, beschäftigt ihn bis heute (bzw. bis zu dem Zeitpunkt in der Gegenwart, wo der Roman ansetzt und durch den er sich zieht). Denn mit diesem Ereignis kam eine Kette schicksalhafter Geschehnisse in Gang, die bewirkten, dass sein Leben nie wieder so sein wird wie vorher. ...weiterlesen

Karin 22.02.2011, 15.05 | (1/1) Kommentare (RSS) | PL

Cécile Calla: Tour de Franz

Cécile Calla, die Autorin und Protagonistin dieses Buches, ist Journalistin. Eines Tages verschlägt es sie in ihrer Eigenschaft als Korrespondentin der Zeitung Le Monde aus Paris nach Berlin. Ursprünglich ist sie wegen eines Mannes namens Franz dorthin gezogen. Aus einer möglichen Beziehung wird jedoch nichts, so dass sie über den flüchtigen Kontakt hinaus später nichts mehr mit ihm zu tun hat. In Berlin lebt sie zunächst gemeinsam mit Thorsten, Thea und deren Haustieren (ein Hund und eine Katze) in einer recht chaotischen WG. Des Weiteren lernt sie durch ihre Arbeit auch Kollegen sowie einen Martin kennen.

Im Verlauf ihres Aufenthaltes in Berlin erlebt sie natürlich viele Situationen, in der sie mit den deutschen Sitten, Ansichten und Gewohnheiten konfrontiert wird. Dabei kommt ihr naturgemäß einiges als Französin seltsam vor, da ja dort vieles anders gedacht und getan wird. So nimmt sie Kapitel für Kapitel verschiedene französische und deutsche Eigenarten auf die Schippe und widerlegt so manche. Dies geschieht völlig ohne erhobenen Zeigefinger, sondern auf lockere und populäre Art. Entsprechend ist der Text sehr leicht verständlich und enthält keinerlei Fachbegriffe, für die man etwa ein Wörterbuch oder so zu Rate ziehen müsste. Dadurch lässt es sich gut in der Freizeit, sei es zur Entspannung oder zur Unterhaltung, lesen. So manches Mal wird man zum Schmunzeln angeregt, wenn man mit den „typisch deutschen“ Verhaltensweisen konfrontiert wird oder vergleichsweise etwas über die französischen erfährt. Andererseits gibt es sicherlich auch einige Dinge, wo man sagen wird: „Nee, also so ist das auch wieder nicht – so habe ich das noch nie betrachtet – oder aber: Das sehe ich anders“ oder Ähnliches. Langweilig wird einem auf jeden Fall nicht dabei, da immer wieder ein neuer Aspekt auftaucht, jedoch ohne dass es zu überladen wirken würde. Die Erzählung fließt einfach locker weiter, bleibt aber umgekehrt auch niemals stocken, so dass die 204 Seiten recht flott durchgelesen sind.

Obwohl die „Geschichte“ schon irgendwie chronologisch erzählt wird, gibt es hier keine wirkliche Storyline. Das heißt es passiert schon einiges, aber das Buch hat keine Story in dem Sinne, wie es etwa bei einem Roman der Fall wäre. Die Kapitel sind so eingeteilt, dass in jedem ein bestimmter Aspekt erzählerisch behandelt wird. Dabei bringt die wohlgesetzte wörtliche Rede das Ganze zusätzlich auf harrnonische Weise in Schwung und trägt zur Lebendigkeit des Stils bei. Auch schreibt die Autorin zwar von sich und ihren Erlebnissen, was allerdings nicht bedeutet, dass alles 1:1 genau so erlebt ist. Erlebnisse und Personen können also aus Datenschutz- und anderen Gründen verfremdet sein. Dennoch sind die Schilderungen realistisch und nahtlos ineinander verwoben. Man merkt beim Lesen also nicht, was jetzt real erlebt und was verändert ist. Ich denke, das spricht schon für eine bestimmte Erzählqualität, dass sie sich nirgendwo verhaspelt und keinerlei Unstimmigkeiten auftreten.

Unter anderem wird beispielsweise das Phänomen der Flirtens thematisiert, aber auch gewisse Themen, die im deutschen Alltag oft tabu sind und in der Öffentlichkeit so behandelt werden (so das Klischee), in Frankreich hingegen nicht. Selbstverständlich fehlen auch die üblichen Unterschiede zwischen der deutschen und der französischen Kultur nicht, wie etwa die Küche und das mit den Bussis. Die sprichwörtliche Diszipliniertheit der Deutschen im Alltag wird ebenso auf verschiedene Weise thematisiert wie die sich voneinander unterscheidende Streikkultur, die deutsche Bürokratie, Aspekte aus dem Bildungssektor, Multikulti und die deutsche Sehnsucht nach „Natürlichkeit“. Oder regelmäßige Rituale vieler Deutscher wie sonntags Tatort gucken und samstags Waschtag. Neben den Unterschieden (ob vermeintlich oder in der Praxis bestätigt) kommen aber auch vereinzelt Dinge zur Sprache, die möglicherweise ähnlich sind oder sich zumindest ergänzen. Insofern könnte das Buch sicherlich auch zu einem besseren gegenseitigen Verständnis beider Seiten führen.
In dem Buch wird dies alles übrigens objektiv geschildert. Das heißt, es wird keineswegs als unwiderlegbares Klischee á la „Das ist so“ beschrieben, sondern es steht dem Leser frei, sich anhand der geschilderten Situationen selbst ein Bild und eine Meinung zu bilden. Zu keiner Zeit habe ich jedenfalls den Eindruck gehabt, dass mir als Leserin irgendeine Sichtweise aufgedrückt werden soll – mitnichten. Sie beschreibt einfach nur die Situationen, so, wie man sich in einem Gespräch locker darüber unterhalten und amüsieren würde. Nicht wertend.

Fazit

Ein sehr unterhaltsames Buch, das deutsche und französische Eigenheiten mit einem Augenzwinkern darstellt und manche Vorurteile widerlegt. Wer sich zwischendurch einmal mit einer leichteren Lektüre köstlich amüsieren möchte, liegt hiermit mit Sicherheit nicht falsch.

Karin 14.12.2010, 20.17 | (0/0) Kommentare | PL

Adele Crockett Robertson: Der Apfelgarten

Vorweg: Diese Lektüre liegt schon eine Weile zurück. Der Zeitpunkt der Veröffentlichung hier im Blog sagt also nicht unbedingt etwas über die Aktualität des Leseerlebnisses aus. Dennoch möchte ich meine Leseeindrücke auch hier teilen. Momentan bin ich dabei, meine Rezensionen zu den in der Leseliste aufgeführten gelesenen Büchern nach und nach zu ergänzen. Leider komme ich mit dem Schreiben nicht immer so nach, wie ich die Bücher zuende lese. Daher wird es wohl eine Weile dauern, bis ich zumindest die meisten rezensiert und die Rezensionen hier nachgetragen habe. Mein Ziel für nächstes Jahr ist es aber, Euch so gut wie möglich über meine literarischen Eindrücke auf dem neuesten Stand zu halten.

Beschreibung des Inhalts

Es handelt sich um eine autobiografische Erzählung der Autorin, in dem sie einen bestimmten Lebensabschnitt beschreibt.

Zeitlich bewegt sich diese Autobiografie in den Jahren von 1932 bis 1934 im US-amerikanischen Ipswich im Bundesstaat Massasuchetts.
Dort übernimmt „Kitty“ (wie sie auch genannt wird) nach dem Tod ihres Vaters dessen Apfelfarm, auf der die Familie einst zu Zeiten ihrer Kindheit auch gelebt hat. Ein durchaus mutiges Unterfangen, angesichts dessen, dass die Farm im Laufe der Zeit mangels Aufrechterhaltung ziemlich heruntergekommen ist und zudem noch zig Hypotheken drauf sind, welche abbezahlt werden müssen. Es kommt damit also jede Menge Arbeit auf sie zu; außerdem ist gerade die Weltwirtschaftskrise, so dass auch noch fraglich ist, ob sich das Ganze als lukrativ erweisen und sie damit ihren Lebensunterhalt wird bestreiten können. Trotz dieser Schwierigkeiten und den Einwänden anderer – unter anderem von ihren Brüdern – wagt sie es, kündigt ihren aktuellen Job,  zieht in das Farmhaus ein und beginnt diese Herausforderung.
Dabei wird sie mit vielen Schwierigkeiten konfroniert. Zum Einen ist die Arbeit sehr hart und körperlich fordernd, und sie abends entsprechend erschöpft. Zum Anderen sind da die Banken, die ständig danach drängen, dass sie die Hypothekenzinsen bezahlt oder aber das Haus im Falle eines Nichtbezahlenkönnens verkauft. Dann müssen die Maschinen gewartet werden, welche aufgrund ihres maroden Zustands ab und zu im Verlauf der Nutzung Probleme machen. Und nicht zuletzt hängt die Ergiebigkeit der Apfelernte von Faktoren wie dem Wetter, aber auch der Pflege (Düngung, Ungezieferbekämpfung) ab. Irgendwann wird sie auch Mitarbeiter brauchen, die bei der Ernte helfen werden, welche natürlich angemessen bezahlt werden sollen, da sie ja auch von dem Gehalt leben müssen. Bei der Ernte muss sie außerdem darauf achten, dass niemand die Äpfel von den Bäumen klaut (in diesen Zeiten kann dies durchaus vorkommen), und dass sie gut gelagert werden, denn nur einwandfreie Äpfel lassen sich auch für einen guten Preis verkaufen. Ja, und die Abnehmer müssen natürlich auch gefunden werden...
Trotz all dieser Herausforderungen meistert sie all das tapfer, mit einem bewundernswerten Willen, viel Motivation und vor Allem Energie. Schließlich bedeutet es für sie auch eine Art Selbstverwirklichung, und die Zufriedenheit, die sich anschließend einstellt, wenn wieder eine Schwierigkeit gemeistert wurde, und wenn Erfolge zu verzeichnen sind, ist auch nicht zu verachten. Auch erlebt sie in dieser Zeit viel, was ihr sicherlich unvergesslich bleiben wird (sonst hätte sie das Buch ja nicht schreiben können) und was unter wertvolle Lebenserfahrung zählen kann.

Meine Rezension

Die Schilderungen sind in einem flüssigen, frischen Stil verfasst. Weil die Kapitel nicht allzu lang sind, lässt es sich gut zwischendurch und mit Unterbrechungen lesen, und man kommt dort auch stets wieder gut in die Handlung rein. Ich war wirklich erstaunt, dass eine Autobiografie so interessant sein kann. Langweilig wurde mir im Verlauf ebenfalls nicht, da immer wieder irgendeine neue Gegebenheit oder Situation auftaucht. Allerdings fließt die Handlung auch harmonisch weiter, so dass man keine Überforderung zu fürchten braucht. Es lässt sich sehr entspannt lesen. Zugleich fiebert man richtig mit und ist gespannt, wie die Autorin eine bestimmte Schwierigkeit meistern  und wie es sich weiter entwickeln wird.
Das Ganze wird übrigens einfach so beschrieben, wie es gewesen ist – es obliegt also dem Leser, sich eine Meinung dazu zu bilden und / oder Schlüsse daraus zu ziehen. Es wird also überhaupt nicht doziert. Beim Lesen hat man insgesamt gar nicht den Eindruck, eine trockene Biografie zu lesen (trocken ist es keineswegs), sondern eher einen realistischen Roman. So spannend ist es geschrieben. Glaubwürdig ist es in jedem Fall – wäre auch bedenklich, wenn dies bei einer Biografie nicht der Fall wäre. Alles ist voll und ganz nachvollziehbar, und wenn man selbst in derselben Situation gewesen wäre, hätte man mit Sicherheit jeweils genauso gehandelt.
Identifizieren tue ich mich zwar nicht mit der Autorin (ich hätte mich wahrscheinlich von zu vielen Bedenken breitschlagen lassen, oder spätestens bei zu vielen Schwierigkeiten schon sehr früh aufgegeben), aber das muss ich ja auch nicht. Ich bin nun mal ein anderer Mensch. Umso mehr habe ich Hochachtung vor dem Mut, den sie damals mit dieser Unternehmung und angesichts der widrigen Umstände gezeigt hat.
Das ist auf jeden Fall vorbildlich und regt schon etwas zum Nachdenken an! Es zeigt, dass es sich lohnt, etwas zu wagen, dass man damit im Grunde nur gewinnen kann – selbst wenn man vielleicht in dem einen oder anderen Punkt etwas verliert, gewinnt man eines: An Erfahrung, und an Stärke! Und das ist manchmal die Investition und die Kraft, die man in ein Projekt steckt, sicherlich wert.

Fazit

Lesenswert – und teils auch inspirierend! Zweifelsohne ist Adele Crockert Robertson eine starke Frau, wenn sie ein solches Projekt so lange durchgehalten hat – das ist nach der Lektüre dieses autobiografischen Werks wohl jedem Leser klar.

Karin 14.12.2010, 20.09 | (0/0) Kommentare | PL

Phil Rickman: Der Turm der Seelen

Eigene Inhaltsangabe

Der Roman beginnt mit einem Prolog aus der Perspektive von Merrilys Tochter Jane. Es ist der letzte Tag vor dem Beginn der Sommerferien, die Prüfungen sind vorbei. Während Jane darauf wartet, von ihrer viel beschäftigten Mutter abgeholt zu werden, gerät sie zufällig in eine von der älteren Mitschülerin Layla Riddock durchgeführte Séance, bei der auch Amy Shelbone und Kirsty Ryan zugegen sind. Jane ahnt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was das alles zu bedeuten hat und welche Folgen das – vor Allem auf Amy – haben wird. Und was es mit dieser „Justine“ auf sich hat, jenem Namen, der sich beim Verrücken des Glases zu den Buchstaben am Rand bildet, wird ihr ebenfalls noch eine Weile ein Rätsel bleiben. Dieses Ereignis trübt jedenfalls ein wenig die Vorfreude auf ihre Ferien, die Jane mit ihrem Freund Eirion, einem Waliser, verbringen wird.

Im ersten Teil wird zunächst Lol Robinson in die Geschichte eingeführt, der Songschreiber mit psychotherapeutischer Ausbildung und ein Freund von Merrily, welcher in Knight's Frome lebt, jenem nach dem kleinen Fluss Frome benannten Ort, der im späteren Verlauf noch eine wesentliche Rolle spielen wird. So lernen wir auch Gerard Stock kennen, den recht unsympathischen, für die meisten Leute vor Allem nervigen, ehemaligen Werbeagenten, der offenbar noch immer die Aufmerksamkeit der Medien sehr gut für sich zu nutzen weiß und unter den Besuchern der einzigen Kneipe im Dorf beizeiten auch als Schluckspecht bekannt ist. Er ist derjenige, der mit seiner ominösen jungen Frau, welche das Gebäude von ihrem Verwandten Steward geerbt hat, in der zum Wohnhaus umfunktionierten, anscheinend spukenden Hopfendarre wohnt. Zuerst wird vermutet, dass es der tote Steward ist, der darin spukt. Das erscheint naheliegend, zumal er ja ermordet wurde und somit einen sehr plötzlichen und wahrscheinlich tragischen Tod fand.

Niemand anderes als Merrily Watkins ist es, die mit der Aufgabe betraut wird, diese Hopfendarre zu exorzieren. In dessen Verlauf (außer sie, Stock und seine Frau ist auch noch Lol anwesend) erlebt sie eine merkwürdige Situation: Plötzlich riecht sie Schwefel, und sie glaubt fast, an diesem Geruch zu ersticken. Als das vorbei ist, fällt ihr ein, dass sie vor Beginn des Rituals (es ist mehr eine Ansammlung von Gebeten mit ein bisschen Beiwerk wie Weihrauch und ein Kelch auf dem Tisch, also nichts Spektakuläres) vergessen hat, alle Türen im Haus zu öffnen. Dies wäre notwendig gewesen, um zu verhindern, dass sich der mutmaßliche Geist irgendwo versteckt. Eine Veränderung zum Positiven scheint danach jedenfalls nicht eingetreten zu sein. Es ist immer noch so düster wie zuvor, zumal das Gebäude ja auch noch von den Lagerhallen des Nachbarn, Adam Lake, Nachkomme des legendären Großbesitzers Conrad Lake, überschattet wird, so dass kaum Licht hineinfallen kann. Auch Adams Vater Conrad Lake spielt übrigens – wie sich später herausstellt – eine tragende Rolle in der ganzen Geschichte.

Außer diesem hat Merrily sich noch um einen zweiten Fall zu kümmern: Die besagte Amy Shelbone, Adoptivtochter konservativer und tief christlicher Eltern, hat sonntags in der Kirche vor dem Altar einen schlimmen Kotzanfall bekommen, und auch sonst scheint es ihr alles andere als gut zu gehen. Offenbar macht sie eine sehr schwere Zeit durch, vor Allem deswegen, weil sie erfahren oder sich erinnert hat, wie sie ihre richtigen Eltern (eine extrem junge Frau und ein Drogenabhängiger, der diese schlägt) auf äußerst brutale Weise verloren hat.

Zudem fügt es sich, dass es sich bei Mr. Shelbone, Amys Adoptivvater, um eine wichtige politische Person handelt, welche ein kommerzielles Bauvorhaben zugunsten eines denkmalgeschützten Gebäudes (einer Scheunenkirche im gleichnamigen Ort Barnchurch) zu kippen droht. Dieses Einkaufszentrum wurde ausgerechnet von Laylas reichem Stiefvater geplant. Ob da ein Zusammenhang zu Amys misslicher Verfassung bestehen kann?

Es gibt also drei Handlungsstränge, von denen sich zunächst nur zwei eventuell (!) verbinden lassen – was somit zwei getrennte Handlungsstränge ergibt. Der einzige Zusammenhang zu Layla hingegen ist, dass diese angeblich (laut eigener Aussage) Vorfahren bei den Roma hat. So zumindest erklärt sich ihre Vorliebe für diese Kultur, mit der sie sich rege befasst (sie hat sogar einen eigenen Zigeunerwagen). Doch daraus ergibt sich noch kein Zusammenhang zu dem anderen Fall, hinter dem tatsächlich eine Roma-Geschichte steckt, welche aber erst nach und nach, auch in Gesprächen mit dem Roma Al und seiner Frau Sally, aufgedeckt wird. ...weiterlesen

Karin 14.12.2010, 19.50 | (0/0) Kommentare | PL

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Glück ist ein Duft,
den niemand verströmen kann,
ohne selbst eine Brise abzubekommen.
Ralph Waldo Emerson (1803-1883)







Ein Träumer ist jemand,
der seinen Weg im Mondlicht findet,
und die Morgendämmerung
vor dem Rest der Welt sieht.

Oscar Wilde (1854-1900)


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an dem Du die 100%ige Verantwortung
für Dein Tun übernimmst.

Dante Alighieri (1265-1321)


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